Die aufregende Jagd nach der verschwundenen »Mona Lisa« im Paris der Belle Époque - ein historischer Roman voller Intrigen, Kunst und Kultur!
Als der Pariser Louvre am 22. August 1911 seine Pforten öffnet, fehlt ein Gemälde: Leonardo da Vincis »Mona Lisa«. Sofort versetzt der Polizeipräfekt seine Männer in höchste Alarmbereitschaft, lässt Straßen, Bahnhöfe und sogar Häfen sperren. Doch es ist zu spät. La Joconde ist verschwunden. Juhel Lenoir von der Pariser Polizei soll das Bild finden - und die Welt schaut ihm dabei zu ...
Die Suche nach der »Mona Lisa« führt durch das Paris der ausgehenden Belle Époque, durch Künstlercafés auf dem Montmartre, in die Opéra Garnier, zu dekadenten Grandes Fêtes im Bois de Boulogne und in absinthgetränkte Spelunken an der Place Pigalle. Dieser historische Roman ist gleichzeitig Detektivroman und Gemälde einer Ära, in der Paris das Zentrum der Welt war.
»Absolute Leseempfehlung für alle, die historische Romane und Krimis lieben!« Emotion
Als der Pariser Louvre am 22. August 1911 seine Pforten öffnet, fehlt ein Gemälde: Leonardo da Vincis »Mona Lisa«. Sofort versetzt der Polizeipräfekt seine Männer in höchste Alarmbereitschaft, lässt Straßen, Bahnhöfe und sogar Häfen sperren. Doch es ist zu spät. La Joconde ist verschwunden. Juhel Lenoir von der Pariser Polizei soll das Bild finden - und die Welt schaut ihm dabei zu ...
Die Suche nach der »Mona Lisa« führt durch das Paris der ausgehenden Belle Époque, durch Künstlercafés auf dem Montmartre, in die Opéra Garnier, zu dekadenten Grandes Fêtes im Bois de Boulogne und in absinthgetränkte Spelunken an der Place Pigalle. Dieser historische Roman ist gleichzeitig Detektivroman und Gemälde einer Ära, in der Paris das Zentrum der Welt war.
»Absolute Leseempfehlung für alle, die historische Romane und Krimis lieben!« Emotion
»Ein farbgesättigtes Panorama des Paris der Jahrhundertwende.« Christian Joos-Bernau Süddeutsche Zeitung 20240202
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.02.2024Picasso unter Verdacht
Tom Hillenbrand erzählt in seinem Roman vom spektakulären Kunstdiebstahl der Mona Lisa
und taucht ein in die Bohème-Szene des Paris der Jahrhundertwende.
VON CHRISTIAN JOOSS-BERNAU
Nein, auch diesmal fiel sie nicht aus dem Rahmen. Lächelte weiter auf diese Art, die viele für unergründlich halten und wenige für ein bisschen einfältig. Die orangefarbene Kartoffelsuppe tropfte ab vom Panzerglas, geschüttet von zwei Aktivistinnen, die für oder gegen etwas demonstrierten. Die Mona Lisa, Kunstwerk aus dem kulturellen Erbe der Menschheit, musste gerade wieder einmal herhalten als Referenzgröße, mit der man die Dringlichkeit des eigenen Anliegens beweisen will: der nominelle Wert eines Bildes der Vergangenheit im Vergleich zum unschlagbar Wichtigen, weil selbst Erlebten. Von außen betrachtet, ein Akt grandioser Selbstüberschätzung, der in seiner Hybris aber nur funktionieren kann, weil die Mona Lisa nach allgemeinem Dafürhalten ein Kunstwerk von unschätzbarem Wert ist. Aber warum eigentlich?
„Die Erfindung des Lächelns“ heißt der neue Roman des Münchner Autors Tom Hillenbrand, der einen der größten Kriminalfälle der Kunstgeschichte erzählt, die Leerstellen mit Fantasie füllt und im Ergebnis ein farbgesättigtes Panorama des Paris der Jahrhundertwende liefert. Im August 1911 nahm Vincenzo Peruggia das Bild vom Haken. Hinter Panzerglas war es da noch lange nicht. Peruggia versteckte es wohl unter seinem Handwerkerkittel, spazierte über eine Personaltreppe und ließ sich von einem Angestellten des Museums noch die Tür ins Freie aufschließen. Der anschließende Medienaufruhr machte die Mona Lisa zu einem Kunstwerk nationaler und internationaler Bedeutung – eine medial vervielfältigte Celebrity.
Richtige Würze aber bekommt der Fall durch einen weiteren, historisch verbürgten Handlungsstrang. Denn im Zentrum der polizeilichen Ermittlungen stehen plötzlich der Dichter Guillaume Apollinaire und sein Kumpel, ein junger spanischer Maler, der in Paris beginnt, Eigenartiges zu pinseln und das Publikum rätseln lässt, ob man es hier mit Genie oder Spinnerei zu tun hat. Pablo Picasso heißt er. Und das Problem der beiden sind zwei Statuetten, die ihnen ein halbseidener Belgier verkauft hat, der sie aus dem Louvre geklaut hat. Ihre Versuche, die Kunstwerke loszuwerden und später auch zurückzugeben, setzten die Polizei auf ihre Spur.
Tom Hillenbrand hat als Journalist unter anderem als Ressortleiter für Spiegel Online gearbeitet. Seit 2011 schreibt er Romane, die bis ins Feld der Science Fiction ausgreifen, zuletzt „Montecrypto“, ein Thriller über das große, schnelle Geld und die Scheinwelt der Bitcoins. Hillenbrand schaufelt sich hinein in seine Themen und präsentiert Recherche in Literaturform mit Lust und dem Mut, die Fundstücke in den großen Zusammenhang seiner Erzählung einzugliedern. Das Paris der Jahrhundertwende ist hier ein dankbarer Bereich. Denn hat man erst einmal die Tür zur Künstlerszene aufgestoßen, fliegen einem die Geschichten und Figuren, deren Namen allein schon funkeln, nur so zu. Stilistisch setzt Hillenbrand auf den Reiz der flotten Hauptsätze und schnell geschnittenen Dialoge. Aus kurzen Kapiteln fügt sich mosaikartig das Bild. Sprachlich wäre da noch Raum für Innovation, aber hier wird Handlung vorangetrieben. Nicht zwingend ist allein der Erzählstrang, in dem mal mehr, meist aber weniger effizient vor sich hin ermittelt wird und man kompetenzrangelt zwischen Polizeipräfektur und Sûreté Générale.
Lieber folgt man Isadora Duncan in ein Atelier, wo sie sich ein neues Bühnenkostüm anmessen lässt und zu einer Grammofonplatte tanzt. Ihre ungeheuerliche Innovationskraft wird bei Hillenbrand einfache Feststellung: „Isadora Duncan ist die Seele der Musik.“ Die Schneiderin in dieser Szene ist Jelena Zhernakova, die nebenher noch eine Karriere außerhalb des Bürgertums im Umfeld der real existierenden Bonnot-Band verfolgt. Bei ihren Aktionen ging die Anarchistentruppe durchaus mit mörderischer Härte vor. Die Tänzerin Duncan allerdings ahnt davon nichts, als sie die Russin zu ihrer Geliebten macht.
Isadora Duncan strebt auf unbekanntes Terrain und hin zur Gefahr. Und wird magisch angezogen von Aleister Crowley, dem Okkultisten, der seinerzeit in Paris residierte und in diesem Roman in einer ungenutzten Hoteletage seiner spiritistischen Arbeit nachgeht. Die mag einem im Halbdunkel der Séancen reizvoll vorkommen, im hellen Licht der Aufklärung ist sie schlicht Egomanie und psychischer und physischer Missbrauch.
Räume, Szenerien, gesellschaftliche Schichten verbindet die hier bei ihrem französischen Namen genannte La Joconde, die Mona Lisa. In eleganten Volten der Geschichte wechselt sie ihre Verstecke, wird selbst auf eine Weise zum Motor der Handlung. Was immer wieder zu einer der zentralen Fragen des Romans führt: Was macht ein Kunstwerk aus? Als der Roman schon auf sein Finale zusteuert, kommt es zu einem Gespräch zwischen Picasso und Henri Matisse, der in einem Bild die großen Fragen aufreißt: „Stell dir vor, die Decke der Sixtinischen Kapelle wird so oft ausgebessert, dass am Ende kein einziges von Michelangelo aufgetragenes Pigment mehr übrig ist. Ist es trotzdem noch sein Bild?“
Im Kern ist Kunst eine Idee. Und auch was die aktuelle Kartoffelsuppenattacke betrifft, ahnt man: Es ist gar nicht menschenmöglich, die Mona Lisa zu zerstören. Über die Jahrhunderte seit ihrer Erschaffung ist sie gewachsen und braucht längst keinen Ort mehr. Was da im Louvre hängt, ist auch nur eine bemalte Holzplatte.
Tom Hillenbrand: Die Erfindung des Lächelns, Kiepenheuer & Witsch, 512 Seiten, 25 Euro
Die zentrale Frage
des Romans: Was macht
ein Kunstwerk aus?
Der Münchner Autor Tom Hillenbrand arbeitete als Journalist, bevor er begann, Romane zu schreiben.
Foto: Heike Bogenberger
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
Tom Hillenbrand erzählt in seinem Roman vom spektakulären Kunstdiebstahl der Mona Lisa
und taucht ein in die Bohème-Szene des Paris der Jahrhundertwende.
VON CHRISTIAN JOOSS-BERNAU
Nein, auch diesmal fiel sie nicht aus dem Rahmen. Lächelte weiter auf diese Art, die viele für unergründlich halten und wenige für ein bisschen einfältig. Die orangefarbene Kartoffelsuppe tropfte ab vom Panzerglas, geschüttet von zwei Aktivistinnen, die für oder gegen etwas demonstrierten. Die Mona Lisa, Kunstwerk aus dem kulturellen Erbe der Menschheit, musste gerade wieder einmal herhalten als Referenzgröße, mit der man die Dringlichkeit des eigenen Anliegens beweisen will: der nominelle Wert eines Bildes der Vergangenheit im Vergleich zum unschlagbar Wichtigen, weil selbst Erlebten. Von außen betrachtet, ein Akt grandioser Selbstüberschätzung, der in seiner Hybris aber nur funktionieren kann, weil die Mona Lisa nach allgemeinem Dafürhalten ein Kunstwerk von unschätzbarem Wert ist. Aber warum eigentlich?
„Die Erfindung des Lächelns“ heißt der neue Roman des Münchner Autors Tom Hillenbrand, der einen der größten Kriminalfälle der Kunstgeschichte erzählt, die Leerstellen mit Fantasie füllt und im Ergebnis ein farbgesättigtes Panorama des Paris der Jahrhundertwende liefert. Im August 1911 nahm Vincenzo Peruggia das Bild vom Haken. Hinter Panzerglas war es da noch lange nicht. Peruggia versteckte es wohl unter seinem Handwerkerkittel, spazierte über eine Personaltreppe und ließ sich von einem Angestellten des Museums noch die Tür ins Freie aufschließen. Der anschließende Medienaufruhr machte die Mona Lisa zu einem Kunstwerk nationaler und internationaler Bedeutung – eine medial vervielfältigte Celebrity.
Richtige Würze aber bekommt der Fall durch einen weiteren, historisch verbürgten Handlungsstrang. Denn im Zentrum der polizeilichen Ermittlungen stehen plötzlich der Dichter Guillaume Apollinaire und sein Kumpel, ein junger spanischer Maler, der in Paris beginnt, Eigenartiges zu pinseln und das Publikum rätseln lässt, ob man es hier mit Genie oder Spinnerei zu tun hat. Pablo Picasso heißt er. Und das Problem der beiden sind zwei Statuetten, die ihnen ein halbseidener Belgier verkauft hat, der sie aus dem Louvre geklaut hat. Ihre Versuche, die Kunstwerke loszuwerden und später auch zurückzugeben, setzten die Polizei auf ihre Spur.
Tom Hillenbrand hat als Journalist unter anderem als Ressortleiter für Spiegel Online gearbeitet. Seit 2011 schreibt er Romane, die bis ins Feld der Science Fiction ausgreifen, zuletzt „Montecrypto“, ein Thriller über das große, schnelle Geld und die Scheinwelt der Bitcoins. Hillenbrand schaufelt sich hinein in seine Themen und präsentiert Recherche in Literaturform mit Lust und dem Mut, die Fundstücke in den großen Zusammenhang seiner Erzählung einzugliedern. Das Paris der Jahrhundertwende ist hier ein dankbarer Bereich. Denn hat man erst einmal die Tür zur Künstlerszene aufgestoßen, fliegen einem die Geschichten und Figuren, deren Namen allein schon funkeln, nur so zu. Stilistisch setzt Hillenbrand auf den Reiz der flotten Hauptsätze und schnell geschnittenen Dialoge. Aus kurzen Kapiteln fügt sich mosaikartig das Bild. Sprachlich wäre da noch Raum für Innovation, aber hier wird Handlung vorangetrieben. Nicht zwingend ist allein der Erzählstrang, in dem mal mehr, meist aber weniger effizient vor sich hin ermittelt wird und man kompetenzrangelt zwischen Polizeipräfektur und Sûreté Générale.
Lieber folgt man Isadora Duncan in ein Atelier, wo sie sich ein neues Bühnenkostüm anmessen lässt und zu einer Grammofonplatte tanzt. Ihre ungeheuerliche Innovationskraft wird bei Hillenbrand einfache Feststellung: „Isadora Duncan ist die Seele der Musik.“ Die Schneiderin in dieser Szene ist Jelena Zhernakova, die nebenher noch eine Karriere außerhalb des Bürgertums im Umfeld der real existierenden Bonnot-Band verfolgt. Bei ihren Aktionen ging die Anarchistentruppe durchaus mit mörderischer Härte vor. Die Tänzerin Duncan allerdings ahnt davon nichts, als sie die Russin zu ihrer Geliebten macht.
Isadora Duncan strebt auf unbekanntes Terrain und hin zur Gefahr. Und wird magisch angezogen von Aleister Crowley, dem Okkultisten, der seinerzeit in Paris residierte und in diesem Roman in einer ungenutzten Hoteletage seiner spiritistischen Arbeit nachgeht. Die mag einem im Halbdunkel der Séancen reizvoll vorkommen, im hellen Licht der Aufklärung ist sie schlicht Egomanie und psychischer und physischer Missbrauch.
Räume, Szenerien, gesellschaftliche Schichten verbindet die hier bei ihrem französischen Namen genannte La Joconde, die Mona Lisa. In eleganten Volten der Geschichte wechselt sie ihre Verstecke, wird selbst auf eine Weise zum Motor der Handlung. Was immer wieder zu einer der zentralen Fragen des Romans führt: Was macht ein Kunstwerk aus? Als der Roman schon auf sein Finale zusteuert, kommt es zu einem Gespräch zwischen Picasso und Henri Matisse, der in einem Bild die großen Fragen aufreißt: „Stell dir vor, die Decke der Sixtinischen Kapelle wird so oft ausgebessert, dass am Ende kein einziges von Michelangelo aufgetragenes Pigment mehr übrig ist. Ist es trotzdem noch sein Bild?“
Im Kern ist Kunst eine Idee. Und auch was die aktuelle Kartoffelsuppenattacke betrifft, ahnt man: Es ist gar nicht menschenmöglich, die Mona Lisa zu zerstören. Über die Jahrhunderte seit ihrer Erschaffung ist sie gewachsen und braucht längst keinen Ort mehr. Was da im Louvre hängt, ist auch nur eine bemalte Holzplatte.
Tom Hillenbrand: Die Erfindung des Lächelns, Kiepenheuer & Witsch, 512 Seiten, 25 Euro
Die zentrale Frage
des Romans: Was macht
ein Kunstwerk aus?
Der Münchner Autor Tom Hillenbrand arbeitete als Journalist, bevor er begann, Romane zu schreiben.
Foto: Heike Bogenberger
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
»Das Spannende: Die Ereignisse sind real - Picasso wurde tatsächlich verdächtigt, die Mona Lisa gestohlen zu haben. Absolute Leseempfehlung für alle, die historische Romane und Krimis lieben!« Michaela Jasperneite emotion 20230924