Historienbibeln waren im 14./15. Jahrhundert im gesamten deutschen Sprachraum die häufigste Form deutscher Bibelübersetzung. Sie enthielten wesentliche Teile des Alten Testaments (selten auch des Neuen Testaments) und erläuterten wichtige Stellen durch historische Kommentare, Legenden und Ähnliches. Im Gebrauch waren sie bei Weltgeistlichen, Angehörigen der städtischen Oberschicht und des Adels. Hans Vollmers (1871-1941) Einteilung der über 100 Handschriften in zehn Gruppen gilt noch heute. Im vorliegenden Band werden von der mitteldeutschen Gruppe VI die beiden gut erhaltenen Erfurter Handschriften aus den 1420er Jahren vollständig synoptisch wiedergegeben, die beiden anderen Handschriften (olim Meiningen, 1439, und Breslau, 1465) werden entsprechend der Überlieferungslage vorgestellt. Der Textabdruck weist die Bezüge zur Vulgata und zu anderen Quellen nach, die Einleitung behandelt relevante bibelgeschichtliche, kodikologische und sprachgeschichtliche Fragen. Ein kommentierendes Namenverzeichnis und ein ausführliches Wortverzeichnis mit Angabe der lateinischen Entsprechungen sowie ein lateinisch-deutscher Index schließen die Ausgabe ab. Für Theologen, Germanisten und Historiker wird damit ein wichtiger Textzeuge spätmittelalterlicher Bibelgeschichte bereitgestellt.
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"[musterhafte] Edition [...] Die Ausgabe läßt keine Wünsche offen: die Einleitung informiert ausführlich über die Forschungsgeschichte und die Merkmale des Erfurter Textes, äußert sich zu den Schreibern, enthält Handschriftenbeschreibungen und untersucht detailliert die Sprache der Codices."
Horst Brunner in: Jahrbuch für Erfurter Geschichte 13 (2018), 436-437
Horst Brunner in: Jahrbuch für Erfurter Geschichte 13 (2018), 436-437