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Victor Klemperer schreibt in seinen Tagebüchern am 19. 12. 42 über das Dresdner Lager am Hellerberg: -Den Leuten im Judenlager ist es jetzt verboten worden, auch nur das geringste einzukaufen, sie sind wieder um einen Höllengrad gefangener und schlechter ernährt als zuvor.- Im November 1942 mußten die letzten jüdischen Einwohner Dresdens ihre Wohnungen räumen. Organisiert und überwacht wurde diese -Evakuierung- von der Gestapo. Nachdem sie die Städtische Entseuchungsanstalt durchlaufen hatten, wurden die Menschen in das Lager Hellerberg am Nordrand Dresdens gebracht. Gemeinschaftsunterkunft,…mehr

Produktbeschreibung
Victor Klemperer schreibt in seinen Tagebüchern am 19. 12. 42 über das Dresdner Lager am Hellerberg: -Den Leuten im Judenlager ist es jetzt verboten worden, auch nur das geringste einzukaufen, sie sind wieder um einen Höllengrad gefangener und schlechter ernährt als zuvor.- Im November 1942 mußten die letzten jüdischen Einwohner Dresdens ihre Wohnungen räumen. Organisiert und überwacht wurde diese -Evakuierung- von der Gestapo. Nachdem sie die Städtische Entseuchungsanstalt durchlaufen hatten, wurden die Menschen in das Lager Hellerberg am Nordrand Dresdens gebracht. Gemeinschaftsunterkunft, Gemeinschaftskost; Bücher und Zeitungen waren ihnen nur beschränkt zugänglich. Das Lager nahm etwa 300 Menschen auf, Männer, Frauen und Kinder. Viele von ihnen arbeiteten noch bis März 1943 für die Firma Zeiss Ikon, ehe sie in die Gaskammern von Auschwitz deportiert wurden. Beeindruckende Fotografien dokumentieren die Lebensbedingungen der jüdischen Menschen in jenem November 1942. Marcus Gryglewski erforschte ihre Lebensumstände und die Entstehungsgeschichte des Lagers vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Dresden. Die Ergebnisse seiner Recherche werden in diesem Bild-Text-Band präsentiert. Die Dokumentation erscheint in der Schriftenreihe der Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.12.1998

"Entseuchung"

Dresden. Victor Klemperer hat in seinen Tagebüchern das Schicksal der Dresdner Juden während des Nationalsozialismus geschildert und ein Dokument hinterlassen, das der bisher lückenhaften Geschichtsschreibung der Stadt wichtige Anregung verschafft. Anhand von Bildauszügen eines Films, der 1995 erstmals vorgeführt wurde, schildert der vorliegende Band die Verfolgung und Deportation Dresdner Juden. Die Standfotos zeigen den Transport 1942 noch in der Stadt lebender jüdischer Dresdner in ein Lager am Hellerberg. Die Aufnahmen wurden am 23. und 24. November 1942 von einem Mitarbeiter des Zeiss-Ikon-Werks, Erich Höhne, gemacht. Man sieht auf ihnen zunächst Frauen, Männer und Kinder beim Auszug aus den sogenannten "Judenhäusern" und bei ihrer anschließenden Fahrt zur "Städtischen Entseuchungsanstalt", wo sie sich unter demütigenden Umständen einer ärztlichen Untersuchung und "Entseuchung" unterziehen mußten. Schließlich zeigen die Fotos die Ankunft in dem Barackenlager am Hellerberg, das sich am Stadtrand auf einem Gelände der Firma Zeiss Ikon befand. Den Autoren ist es gelungen, vielen der gezeigten Menschen Namen, Lebensdaten und frühere Wohnorte in Dresden zuzuordnen und auf diese Weise der Erinnerung ein Gesicht zu geben. Ein Beitrag über die Geschichte der Judenverfolgung in Dresden - wo Gauleiter Martin Mutschmann sich in seinem Haß nicht übertreffen ließ - erläutert in nüchternem Ton das Geschehen und gibt einen Überblick über die außerordentlich geringfügige Forschungsliteratur, die zu diesem Thema nach Kriegsende in Dresden entstanden ist. Eine Zeittafel belegt unter anderem, daß in Dresden rascher und konsequenter beispielsweise der Herauswurf jüdischer Mieter aus ihren bisherigen Wohnungen organisiert wurde als anderswo. (Norbert Haase, Stefi Jersch-Wenzel, Hermann Simon : Die Erinnerung hat ein Gesicht. Fotografien und Dokumente zur nationalsozialistischen Judenverfolgung in Dresden. Bearbeitet von Marcus Gryglewski. Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig 1998. 223 Seiten, 88 Abbildungen, 29,90 Mark.)

pca.

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