Sigmund Freud hat von sich gesagt, er habe ein "Conquistadorentemperament". Damit meinte er, daß er seinem Naturell nach eher ein Entdecker neuer Welten als ein solider Wissenschaftler sei. Aber der Wagemut seines theoretischen Werks zeigt, daß sich beides sehr wohl miteinander verbinden läßt. Viele der vermeintlich kontemplativen Köpfe des zwanzigsten Jahrhunderts haben eine außerordentliche intellektuelle und praktische Energie aufwenden müssen, um sich gegen die mächtigen Ideologien ihrer Zeit zu behaupten. Aus dieser Herausforderung ist eine einzigartige Pluralität des Denkens entstanden.
Henning Ritter porträtiert in diesem Band zwölf einzelgängerische Denker des Jahrhunderts, darunter neben Freud Ludwig Wittgenstein, Aby Warburg, Walter Benjamin, Carl Schmitt, Elias Canetti, Isaiah Berlin und Claude Lévi-Strauss. Seine eleganten Miniaturen zeigen eine Vielfalt von geistigen Antrieben, von exzentrischen Ideen und theoretischen Träumen, bei denen es durchaus ungewiß erscheint, ob sie durch die wirklichen Dramen der Epoche oder durch die imaginären Kräfte des Denkens freigesetzt wurden. Anders als die umfassende biographische Darstellung darf der kurze biographische Essay unbefangen Motive des Denkens und des Lebens ineinander blenden, um die Lebensbahn der Gedanken zu erfassen. Kaum ein anderer beherrscht diese Kunst des verdichteten intellektuellen Porträts so meisterhaft wie Henning Ritter, dessen Glanzstücke in einer Auswahl in diesem Band versammelt sind.
Henning Ritter porträtiert in diesem Band zwölf einzelgängerische Denker des Jahrhunderts, darunter neben Freud Ludwig Wittgenstein, Aby Warburg, Walter Benjamin, Carl Schmitt, Elias Canetti, Isaiah Berlin und Claude Lévi-Strauss. Seine eleganten Miniaturen zeigen eine Vielfalt von geistigen Antrieben, von exzentrischen Ideen und theoretischen Träumen, bei denen es durchaus ungewiß erscheint, ob sie durch die wirklichen Dramen der Epoche oder durch die imaginären Kräfte des Denkens freigesetzt wurden. Anders als die umfassende biographische Darstellung darf der kurze biographische Essay unbefangen Motive des Denkens und des Lebens ineinander blenden, um die Lebensbahn der Gedanken zu erfassen. Kaum ein anderer beherrscht diese Kunst des verdichteten intellektuellen Porträts so meisterhaft wie Henning Ritter, dessen Glanzstücke in einer Auswahl in diesem Band versammelt sind.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.03.2008Er beweist einiges
So kann Geisteswissenschaft geschrieben sein: Henning Ritter porträtiert die Denker des 20. Jahrhunderts
Sammelbände über Denker das 20. Jahrhunderts gibt es viele. So glänzend geschriebene wie das Buch „Eroberer” (C. H. Beck, München 2008. 222 Seiten, 19,90 Euro) des FAZ-Journalisten Henning Ritter allerdings sind dennoch leider rar. Sein Anspruch ist dabei wohltuend bescheiden – und ganz unverhohlen selbstbewusst. Also ganz so, wie es sich für ein geisteswissenschaftliches Buch heute gehört, das auch nur einen Leser für sich begeistern will. Einerseits nämlich wollen, wie der Autor im Vorwort bekennt, die versammelten Porträts, die allesamt anlässlich von Geburtstagen oder Jubiläen entstanden, „nichts beweisen”. Andererseits soll natürlich je nichts weniger geliefert werden als die Antwort auf die Frage, ob der betreffende Kopf jenseits seiner wissenschaftsgeschichtlichen Position „noch über einen geistigen Überschuß” verfügt, der ihn dem „allgemeinen Bewußtsein gegenwärtig halten” kann.
Bei so unterschiedlichen Protagonisten wie Sigmund Freud, Franz Kafka, Ludwig Wittgenstein, Aby Warburg, Walter Benjamin, Carl Schmitt, Alexandre Kojève, André Malraux, Anthony Blunt, Elias Canetti, Isaiah Berlin und Claude Lévi-Strauss, denen allen je zwei Essays gewidmet sind, ist das natürlich alles andere als ein systematisches Unterfangen. Dem lehrreichen Vergnügen beim Lesen ist das aber alles andere als abträglich. JENS-CHRISTIAN RABE
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So kann Geisteswissenschaft geschrieben sein: Henning Ritter porträtiert die Denker des 20. Jahrhunderts
Sammelbände über Denker das 20. Jahrhunderts gibt es viele. So glänzend geschriebene wie das Buch „Eroberer” (C. H. Beck, München 2008. 222 Seiten, 19,90 Euro) des FAZ-Journalisten Henning Ritter allerdings sind dennoch leider rar. Sein Anspruch ist dabei wohltuend bescheiden – und ganz unverhohlen selbstbewusst. Also ganz so, wie es sich für ein geisteswissenschaftliches Buch heute gehört, das auch nur einen Leser für sich begeistern will. Einerseits nämlich wollen, wie der Autor im Vorwort bekennt, die versammelten Porträts, die allesamt anlässlich von Geburtstagen oder Jubiläen entstanden, „nichts beweisen”. Andererseits soll natürlich je nichts weniger geliefert werden als die Antwort auf die Frage, ob der betreffende Kopf jenseits seiner wissenschaftsgeschichtlichen Position „noch über einen geistigen Überschuß” verfügt, der ihn dem „allgemeinen Bewußtsein gegenwärtig halten” kann.
Bei so unterschiedlichen Protagonisten wie Sigmund Freud, Franz Kafka, Ludwig Wittgenstein, Aby Warburg, Walter Benjamin, Carl Schmitt, Alexandre Kojève, André Malraux, Anthony Blunt, Elias Canetti, Isaiah Berlin und Claude Lévi-Strauss, denen allen je zwei Essays gewidmet sind, ist das natürlich alles andere als ein systematisches Unterfangen. Dem lehrreichen Vergnügen beim Lesen ist das aber alles andere als abträglich. JENS-CHRISTIAN RABE
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.02.2008HENNING RITTER, Feuilletonredakteur dieser Zeitung, porträtiert in diesem Band zwölf eigenwillige Denker des zwanzigsten Jahrhunderts. Während Sigmund Freud, Ludwig Wittgenstein oder Walter Benjamin zu den prägenden Gestalten der Epoche gehören, stehen andere bis heute am Rand der philosophischen Hauptströmungen. Das Bild, das man sich von Aby Warburg, Alexandre Kojève, André Malraux oder Claude Lévi-Strauss macht, wird meist eingeengt auf bestimmte Forschungsleistungen. Demgegenüber blenden die Porträts dieses Bandes theoretische Motive und praktische Antriebe ineinander, um die Weltentwürfe dieser Denker sichtbar werden zu lassen. Es zeigt sich, dass das Jahrhundert ungewöhnlich reich an geistigen Abenteuern gewesen ist. Exzentrische Ideen und gedanklicher Mut im Widerstand gegen die Ideologien der Epoche tragen zu einem vielfach gebrochenen Bild ihres Denkens bei. (Henning Ritter: "Die Eroberer". Denker des 20. Jahrhunderts. Verlag C. H. Beck, München 2008. 222 S., geb., 19,90 [Euro].)
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Recht eingenommen zeigt sich Rezensent Martin Meyer für Henning Ritters Porträts von zwölf Denkern des 20. Jahrhunderts wie Sigmund Freud, Ludwig Wittgenstein, Walter Benjamin, Aby Warburg und Carl Schmitt. Er attestiert dem Autor ein kluges Verständnis des Zusammenhangs von Biografie und Texten. Bei den Porträts handelt es sich zu seiner Freude nicht um lehrbuchartige Rekapitulationen der Kernthesen der jeweiligen Denker, sondern um Hinweise und Erläuterungen aus deren Biografien, die die bekannten Lehren "spannungsreich" erhellen. In dieser Hinsicht scheint ihm Ritter ein wahrer Meister, kennt Meyer doch nur wenige Interpreten, die "so souverän, genau und mit dichten Argumenten zum Kern einer Persönlichkeit vordringen".
© Perlentaucher Medien GmbH
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