Zunehmende Einwohnerzahlen und technologischer Fortschritt lassen im ausgehenden 19. Jahrhundert das bis heute andauernde urbane Leben entstehen, das von Veränderungen der gesellschaftlichen Struktur und des Straßenbilds geprägt ist. Die grundlegenden Interventionen von Baron Haussmann in Paris und die umfassende Neubebauung in Berlin unter James Hobrecht in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erweisen sich für beide Städte als nachhaltig. Mehrstöckige Häuser, breite Straßen, beleuchtete Schaufenster und überdachte Einkaufspassagen bilden fortan das Umfeld des modernen Bürgers, der vor den langen und dicht bevölkerten Boulevards und gleichförmigen Häuserfronten als einzelner zugunsten der gleichzeitig auftretenden Menschenmassen zurücktritt. Die Faszination und Neugier, mit der Impressionisten wie Claude Monet oder Camille Pissarro die Anonymität des Individuums in ihren atmosphärisch-malerischen Gemälden protokollieren, dokumentieren eine positive Bewertung des Stadtraumes als Ort des Fortschrittes und der Verbesserung. In der autonomen und als bedrohlich empfundenen Stadt der Expressionisten von George Grosz bis Ludwig Meidner kommt dagegen ein zunehmender Kampf gegen deren als eigenständig und vereinnahmend wahrgenommenes Wesen zum Ausdruck. Das Zusammenspiel von moderner Stadtentwicklung und künstlerischer Darstellung wird in Gemälden, Lithographien, historischen Fotografien, Plänen und Originalplakaten in vielseitiger Weise beleuchtet, so dass sich ein weites Panorama des modernen Lebens in den beiden Metropolen ergibt.