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Wer sich von Lou Andreas-Salomés Essay Die Erotik schwülstig-schlüpfrige Auslassungen zu einem delikaten Thema erwartet, muss naturgemäß enttäuscht sein. Der schmale Band - geschrieben am Vorabend der dräuenden Menschheitskatastrophe des Ersten Weltkriegs und kurz vor dem Beginn ihrer psychoanalytischen Studien durch die Bekanntschaft mit Sigmund Freud - ist eine luzide wie anspruchsvolle Annäherung an ein mehr als komplexes Thema, gerade vom Standpunkt der Frau aus.Bekanntermaßen hat sich Lou Andreas-Salomé zeitlebens für ein selbstbestimmtes Frauenleben eingesetzt, vornehmlich für sich…mehr

Produktbeschreibung
Wer sich von Lou Andreas-Salomés Essay Die Erotik schwülstig-schlüpfrige Auslassungen zu einem delikaten Thema erwartet, muss naturgemäß enttäuscht sein. Der schmale Band - geschrieben am Vorabend der dräuenden Menschheitskatastrophe des Ersten Weltkriegs und kurz vor dem Beginn ihrer psychoanalytischen Studien durch die Bekanntschaft mit Sigmund Freud - ist eine luzide wie anspruchsvolle Annäherung an ein mehr als komplexes Thema, gerade vom Standpunkt der Frau aus.Bekanntermaßen hat sich Lou Andreas-Salomé zeitlebens für ein selbstbestimmtes Frauenleben eingesetzt, vornehmlich für sich selbst; zu den emazipatorischen Bemühungen der Frauenbewegung hielt sie sich meist auf Distanz. Dabei wusste gerade sie davon zu profitieren, etwa als Gasthörerin an der Universität Zürich, als Bekannte der Frauenrechtlerin Malwida von Meysenbug, als respektierte Gesprächspartnerin zahlloser Geistesgrößen ihrer Zeit. Deutlich bemerkbar ist auch der Einfluss von Wilhelm Bölsches dreibändiger Schrift Das Liebesleben in der Natur; ein Pfad, dem die Autorin in ihrer Argumentation folgt. Lou Andreas-Salomé untersucht die Erotik in sozialer, kultureller, religiöser und biologischer Hinsicht und reduziert sie nicht länger auf einen bloß geschlechtlichen Akt, sondern versteht sie als ein weitaus umfassenderes Phänomen der menschlichen Lebenswirklichkeit.
Autorenporträt
Lou Andreas-Salomé (1861-1937) war eine russisch-deutsche Schriftstellerin und Psychoanalytikerin, die für vor allem für ihre literarische Arbeiten hohes Ansehen genoss. Nach Kindheit und Jugend in St. Petersburg war sie als polyglotte Nomadin zeitlebens in ganz Europa unterwegs und an an vielen Orten zu Hause. In Rom hatte sie eine innige Dreiecksfreundschaft mit Friedrich Nietzsche und Paul Rée, die in einige Liebeswirren und mehrere Heiratsanträge mündete. Auch nach der - auf Wunsch Salomés nie sexuell vollzogene - Eheschließung mit Friedrich Carl Andreas führte sie weiterhin bis zu ihrem Tod ein selbstbestimmtes Leben als intellektuelle Frau, die mit zahllosen Schriftstellern und Künstlern in ganz Europa im Austausch war. Schließlich wurde sie Schülerin von Sigmund Freud und zusammen mit dessen Tochter Anna in die Wiener Psychoanalytische Vereinigung aufgenommen. Lou Andreas-Salomé starb im Februar 1937 in Göttingen im Schlaf.