Neue naturwissenschaftliche Erkenntnisse stellten im 17. Jahrhundert die künstlerische Herrschaftsrepräsentation vor große Herausforderungen. Das Parterre d Eau in Versailles war nicht weniger als ein beeindruckender Versuch, die allumfassende Deutungshoheit des französischen Königs für jedermann sichtbar bildlich darzustellen und dadurch zu bewahren. Denn nur mit einer Deutungshoheit über das Weltgeschehen ausgestattet galt der König im Verständnis seiner Zeit als Souverän. Die sich auf 800 Quadratmetern ausdehnende Anlage aus Wasserbecken und einem an Verweisen reichen Zusammenspiel von Skulpturen und geometrischen Strukturen repräsentierte Ludwig XIV. zugleich als Endpunkt aller künstlerischen und wissenschaftlichen Unternehmungen und als deren Anfangspunkt, als erste Ursache. Das geplante Ensemble stellte eine Art Welt- und Kosmosmodell dar, in das der Monarch integriert war. So wurde versucht, künstlerische und wissenschaftliche Deutungsansätze zu verbinden, um sie mit einerikonisch bestimmten Repräsentation zu harmonisieren. Sowohl in seiner visuellen Argumentationsform als auch in seinem Scheitern die Prunkanlage wurde vor ihrer Vollendung abgebrochen berichtet das Parterre d Eau vom grundlegenden Konflikt zwischen Repräsentation und analytischer Weltschau. Dem Bild als Objekt und Denkform kam hier eine zentrale Bedeutung zu.