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Ohne Frauen fehlt die Hälfte Simone Veil, Margaret Thatcher, Angela Merkel, Kamala Harris: Sie alle eroberten ihren Platz in einer Männerwelt und veränderten sie Stück für Stück. Das Buch führt uns zu diesen und vielen anderen Ersten ihrer Art. Es zeigt nicht nur, was fehlt, wenn Frauen nicht mit am Tisch sitzen, sondern auch wie sie in den letzten hundert Jahren gegen Widerstände an die Spitze gelangten und neue Themen setzten.
Die Autorin hat viele Erste interviewt und akribisch recherchiert. Sie belegt, dass die Kämpfe noch nicht ausgefochten sind: Die Hälfte der Menschheit hat noch
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Produktbeschreibung
Ohne Frauen fehlt die Hälfte
Simone Veil, Margaret Thatcher, Angela Merkel, Kamala Harris: Sie alle eroberten ihren Platz in einer Männerwelt und veränderten sie Stück für Stück. Das Buch führt uns zu diesen und vielen anderen Ersten ihrer Art. Es zeigt nicht nur, was fehlt, wenn Frauen nicht mit am Tisch sitzen, sondern auch wie sie in den letzten hundert Jahren gegen Widerstände an die Spitze gelangten und neue Themen setzten.

Die Autorin hat viele Erste interviewt und akribisch recherchiert. Sie belegt, dass die Kämpfe noch nicht ausgefochten sind: Die Hälfte der Menschheit hat noch längst nicht die Hälfte der Macht.

»Dieses Buch ist so viele Bücher auf einmal: Es ist ein Geschichtsbuch, eine Biographien-Sammlung, ein politisches Statement und ein feministisches und aufklärerisches Pamphlet. Es ist Frauen- und Weltgeschichte. Heike Specht hat ein wunderbares Buch geschrieben, das belehrt und erfreut (und zuweilen auch entsetzt: warum ist die Gleichberechtigung der Frau so unfassbar schwer zu erreichen?).« Hedwig Richter

»Dieser spannende Teil der Geschichte kam in der Schule nie vor. Das ist ein Buch, das müssten Männer lesen!« Nicole Seifert im BRIGITTE WOMAN-Podcast Meno an mich

Autorenporträt
Heike Specht, Jahrgang 1974, studierte Geschichte und Literaturwissenschaft in München. Sie promovierte über die Familie Lion Feuchtwangers und arbeitete mehrere Jahre als Verlagslektorin. Heute lebt sie als Literaturagentin und freie Autorin in Zürich. Zuletzt erschienen die Biografien »Lilli Palmer. Die preußische Diva« und »Curd Jürgens. General und Gentleman« sowie bei Piper »Ihre Seite der Geschichte. Deutschland und seine First Ladies von 1949 bis heute«.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.05.2022

Die Hälfte der Macht
Ein Blick auf die Hürden und Errungenschaften von Frauen in der Politik

Ein Anteil von gerade mal 31,4 Prozent im Bundestag, nur vier von 16 Ministerpräsidentenposten, und bislang weder eine Finanzministerin noch eine Bundespräsidentin: Für Frauen ist in der politischen Landschaft der Bundesrepublik Deutschland noch deutlich Luft nach oben, genauso wie in anderen Teilen der Welt. Oder, wie Autorin Heike Specht es formuliert: "Der Hälfte der Menschheit gehört noch immer nicht die Hälfte der Macht."

Das Thema Parität birgt Streitpotential. Ob und wie sie in Parlamenten und Unternehmen vom Staat gefördert oder sogar gesetzlich erzwungen werden sollte, dazu gehen die Meinungen weit auseinander. Wer sich aber zunächst fragt, welche Hürden Frauen häufig im Gegensatz zu Männern überwinden müssen, und welchen Unterschied sie in der Politik machen könnten, der findet in Spechts "Die Ersten ihrer Art - Frauen verändern die Welt" einige Antworten darauf, erzählt an jenen, die es in den vergangenen 103 Jahren geschafft haben - 1919 konnten Frauen in Deutschland erstmals ihr Wahlrecht auf nationaler Ebene nutzen und sich auch selbst in die Nationalversammlung wählen lassen.

Heike Specht, geboren 1974 und promovierte Historikerin, arbeitet dabei vor allem heraus, wie Diversität mehr Perspektiven in Debatten bringt - und wie Frauen dadurch entscheidend zum modernen Deutschland beigetragen haben. Sie erzählt etwa, wie die ersten weiblichen Abgeordneten um Marie-Elisabeth Lüders und Louise Schroeder vor allem ein sozialpolitisches Profil mitbrachten und etwa ein Mutterschutzgesetz erkämpften. Viele von ihnen hatten praktische Erfahrung aus dem Gebiet der Sozialarbeit und Bildung - eines der wenigen Berufsfelder, zu denen Frauen damals Zugang hatten. Dadurch brachten sie einen Blick für Nöte ins Parlament, mit denen die männlichen Abgeordneten kaum in Berührung kamen, wie die Benachteiligung von Müttern unehelicher Kinder.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war es dann Elisabeth Selbert, eine der vier "Mütter des Grundgesetzes", die den Satz "Männer und Frauen sind gleichberechtigt" vorschlug - auf Basis dessen das Bundesverfassungsgericht dann 1959 den sogenannten väterlichen Stichentscheid kippte. Wie die F.A.Z. damals berichtete, trug die damals einzige Richterin Erna Scheffel das Urteil nicht mit der üblich ernsten Miene, sondern mit einem Lächeln vor. Ihr war es durch viel Geschick und Sachkenntnis gelungen, die männlichen Kollegen von ihrem Standpunkt zu überzeugen.

Nach und nach schildert Specht so nicht nur, wie Frauen bis in die Gegenwart hinein Gesellschaft und Politik prägen - man erinnere sich nur an den oft eher polternden Stil, der vor Angela Merkels Kanzlerschaft gepflegt wurde -, sondern auch, wie sie ihren Platz dort erst erkämpfen mussten, und das teilweise auch heute noch tun müssen. Dass Annemarie Renger und Käte Strobel 1969 unter dem Slogan "Wir haben die besseren Männer" für die SPD in den Wahlkampf ziehen mussten, ist bei Specht nur ein Beispiel von vielen, das zeigt, wie Frauen klein gehalten werden sollten - Elisabeth Selbert etwa wurde für ihr Engagement für Gleichberechtigung bei der nächsten Wahl von der männlichen SPD-Parteiführung mit einem schlechten Listenplatz abgestraft.

Vor allem aber ist es die Frage nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die sich in fast schon unerträglicher Häufigkeit durch das Buch zieht. Sie quält Frauen mit Kindern oder Kinderwunsch im Gegensatz zu vielen Männern bis in die heutige Zeit. Während bei Vätern meist außer Frage steht, dass sich die Frau um Haushalt und Kinder kümmert und ihnen den Rücken freihält, war sogar im Jahr 2021 die Hausmanntätigkeit von Annalena Baerbocks Mann zur Unterstützung ihrer Kanzlerkandidatur Stoff für Schlagzeilen.

Insgesamt greift Heike Specht die Biographien von 35 Frauen auf. Mit einigen hat sie selbst gesprochen, darunter Rita Süssmuth und Sawsan Chebli. Die Vielzahl der Geschichten ist sogleich die Stärke und Schwäche des Buchs: Sie lässt die einzelnen Erlebnisse über bloße anekdotische Evidenz hinausgehen und strukturelle Probleme sichtbar werden, die in ihrer Geballtheit oft wütend und fassungslos machen. Gleichzeitig macht es die Fülle hin und wieder schwierig, den Lebenswegen der einzelnen Frauen zu folgen, die oft parallel erzählt werden - und lässt zudem nur wenig Raum für Erzählungen über Fehler und schlechte Eigenschaften. Zwar thematisiert Specht den Konflikt, dem sich gerade die Ersten oft ausgesetzt sehen: Sie wollen möglichst fehlerfrei agieren, um zu beweisen, dass sie den Männern ebenbürtig sind. "Ich habe erreicht, was ich wollte. Es ist bewiesen, dass eine Frau das kann", sagte etwa Annemarie Renger nach Ende ihrer Amtszeit als Bundestagspräsidentin.

Doch wie Männer sind auch Frauen nicht unfehlbar - wer das ausklammert, gerät in Gefahr, Parität zu einem Wundermittel zu stilisieren, das sie nicht sein kann und nicht sein muss. Denn längst sollte klar sein, dass Kompetenz keine Geschlechterfrage ist, Vielfalt aber bereichert. Die "Ersten ihrer Art" beweisen es. JULIA ANTON

Heike Specht: Die Ersten ihrer Art. Frauen verändern die Welt.

Piper Verlag, München 2022. 384 S., 24,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Julia Anton erfährt von der Historikerin Heike Specht, wieviel in Sachen Parität noch zu tun bleibt. Anhand von 35 Politikerinnen-Biografien, darunter Rita Süssmuth, Sawsan Chebli oder die SPD-Bundestagspräsidentin Annemarie Renger, die 1969 noch mit dem Slogan "Wir haben die besseren Männer" in den Wahlkampf ziehen musste, liest die Kritikerin von den Hürden, die Frauen im Gegensatz zu Männern nehmen müssen, aber auch von den vielen Prägungen durch Frauen in der Politik: Vor Merkel war der politische Stil ein anderer, erinnert Anton. Von der schwierigen Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Männer nach wie vor nur selten betrifft, liest die Kritikerin hier ebenfalls. Die Vielzahl der Biografien im Buch sorgt dafür, strukturelle Probleme zu erkennen, geht aber auch zu Lasten der Schilderung der Lebenswege der Frauen, räumt Anton ein.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Specht (...) arbeitet heraus, wie Diversität mehr Perspektiven in Debatten bringt - und wie Frauen dadurch entscheidend zum modernen Deutschland beigetragen haben.« Frankfurter Allgemeine Zeitung 20220524