Die Aktionärsbriefe in den Jahresberichten sind häufig langweilig, schöngefärbt und bieten wenig lehrreiche Informationen. Nicht so bei Berkshire Hathaway. Die von Waren Buffett verfassten Essays haben mittlerweile Kultstatus und geben einen tiefen Einblick sowohl in das "Berkshire"-System als auch
in allgemeinere Themen wie Management, Finanzierung und Bilanzierung von Unternehmen.
Lawrence A.…mehrDie Aktionärsbriefe in den Jahresberichten sind häufig langweilig, schöngefärbt und bieten wenig lehrreiche Informationen. Nicht so bei Berkshire Hathaway. Die von Waren Buffett verfassten Essays haben mittlerweile Kultstatus und geben einen tiefen Einblick sowohl in das "Berkshire"-System als auch in allgemeinere Themen wie Management, Finanzierung und Bilanzierung von Unternehmen.
Lawrence A. Cunningham hat in seinem Buch die wesentlichen Aktionärsbriefe der letzten Jahrzehnte gesichtet, thematisch sortiert und ihnen ein ausführliches Einleitungskapitel mit Zusammenfassungen und Kommentierung vorangestellt. Herausgekommen ist ein sehr informatives Handbuch über Buffets Grundprinzipien, die alle Bereiche des Wirtschaftslebens betreffen. Die neueste 5. Auflage wurde wieder komplett überarbeitet und jetzt auch neu ins Deutsche übersetzt.
Übrigens sind sämtliche Essays auch im Internet im Rahmen der Berkshire-Jahresberichte verfügbar, allerdings dann nur in englischer Sprache und nicht thematisch aufgearbeitet, wie in diesem Buch.
Neben allgemeinen und universell gültigen betriebswirtschaftlichen Themen erfährt der Leser auch ganz konkret, wie Buffett (und somit Berkshire) z. B. über Unternehmenskäufe (am liebsten nur Barzahlung), Aktienrückkäufe (nur dann, wenn es den Gesamtwert von Berkshire steigert) oder Derivate (finanzielle Massenvernichtungswaffen) denkt. Buffets Investitionsregeln stellen die Binsenweisheiten der modernen Finanztheorie oft auf den Kopf. So hat für ihn die Diversifizierung auch Grenzen. Statt "Leg nicht alle Eier in einen Korb" favorisiert er "Leg alle Eier in einen Korb - und dann pass gut auf den Korb auf!". Auch sollte man sich nicht über steigende Aktienkurse freuen - es sei denn, man will seine Aktien in naher Zukunft verkaufen. Sinkende Aktienkurse sind für ihn immer eine gute Gelegenheit nachzukaufen. Und so hat er auch eine eigene Meinung über den sogenannten effizienten Markt, der eben nicht aus Prinzip den wahren Wert eines Unternehmens abbildet.
Aber auch Berkshire hat nicht alles richtig gemacht und so beschreibt Buffett anhand vieler Beispiele, wie es zu teils sehr kostspieligen Fehlern gekommen ist. Bei der Übernahme des Rückversicherers General Re in 1998 war auch ein Derivategeschäft dabei. Die Auflösung des mit hohen Risiken verbundenen Geschäfts war aber schwieriger als gedacht, hat lange gedauert und mehr als 400 Mio. US-Dollar Verlust gebracht.
In den Essays erfährt man, was Berkshire ausmacht, worin sich das Unternehmen von anderen Finanzinvestoren unterscheidet und vor allem, wie stark Buffet "sein" Berkshire geprägt hat. Nur was passiert, wenn der über 94-jährige Gründer nicht mehr ist? Auch dafür ist bereits vorgesorgt. Buffet überlässt nichts dem Zufall.
Es ist schön, dass man auch ohne plakative und reißerische Aussagen, ohne vernebelnde Marketing-Sprache und ohne Anspruch auf Unfehlbarkeit Erfolg haben kann. So läuft's Business!
(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)