Rom - nach Goethe kann hier kein Dichter mehr unbefangen Gedichte schreiben. Der Weg, den Jan Wagner in seinem Jahr in der Villa Massimo gewählt hat, um die Tradition für sich als Inspirationsquelle nutzbar machen zu können, zeigt ihn als phantastischen Spieler: Er hat drei Poeten erfunden, die für ihn hemmungslos Elegien aufs Papier werfen, sich lustvoll in das Korsett der Anagrammdichtung schnüren oder in der handfesten Sprache eines Bauern schwelgen: Philip Miller, Theodor Vischhaupt und Anton Brant. Jan Wagner selbst tritt als Herausgeber auf, der Biographien und wissenschaftlichen Kommentar beisteuert. Ein herrliches Spiel und zugleich die Entdeckung dreier nicht zu verachtender Lyriker.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Lothar Müller hat Jan Wagners "Die Eulenhasser in den Hallenhäusern" mit großen Vergnügen gelesen. Die drei Dichter, die Wagner samt ihren Gedichten darin vorstellt - den Bauerndichter Anton Brant, den in Berlin lebenden Anagramm-Dichter Theodor Vischhaupt und den in Rom lebenden Elegiendichter Philip Miller -, scheinen Müller hinreißend erfunden. Eine Erfindung, die sich für ihn durch hohen Sprachwitz und das gekonnte Spiel mit der Sprache sowie mit lyrischen Formen und Traditionen auszeichnet. Nicht nur die Gedichte der "Drei Verborgenen" haben ihn überzeugt, sondern auch die biografischen Details, Stellenkommentare, die Sekundärliteratur und die Bibliografien, mit denen Wagner seine Dichter Brant, Vischhaupt und Miller präsentiert. Müller sieht darin auch eine herrliche Parodie auf Werkausgaben von Dichtern. Das Fazit des Rezensenten: eines der "erfreulichsten" Bücher des Jahres.
© Perlentaucher Medien GmbH
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