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Im Jahr 1724 wurde in Schwyz eine junge Frau zum Tode verurteilt - und in letzter Minute gerettet. Die bettelarme Magd hatte sich einen berühmten adligen Namen geborgt und auf Pump ein luxuriöses Leben geführt, indem sie Auftreten und Benehmen der Aristokratie perfekt imitierte. Nach ihrem Erfolg Das Lachen der Hexe erzählt Margrit Schriber aus der Schweiz die verbürgte Geschichte einer tollkühnen Frau in einem so gefühlsstarkenwie amüsanten Historienroman.

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Produktbeschreibung
Im Jahr 1724 wurde in Schwyz eine junge Frau zum Tode verurteilt - und in letzter Minute gerettet. Die bettelarme Magd hatte sich einen berühmten adligen Namen geborgt und auf Pump ein luxuriöses Leben geführt, indem sie Auftreten und Benehmen der Aristokratie perfekt imitierte. Nach ihrem Erfolg Das Lachen der Hexe erzählt Margrit Schriber aus der Schweiz die verbürgte Geschichte einer tollkühnen Frau in einem so gefühlsstarkenwie amüsanten Historienroman.
Autorenporträt
Margrit Schriber, 1939 in Luzern geboren, lebt in Zofingen und in der Dordogne. Ihr literarisches Werk wurde mehrfach ausgezeichnet. Zuletzt bei Nagel & Kimche: "Schneefessel" (1998), "Von Zeit zu Zeit klingelt ein Fisch" (2001) und "Das Lachen der Hexe" (2006).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.07.2008

Gestatten, Felicitas Krull
Margrit Schriber auf den Spuren einer Betrügerin

Von "Affaire folle" bis "Zvieri", vom Wahnsinn bis zur Brotzeit, reicht das Glossar. Die Innerschweizer Autorin Margrit Schriber spart in ihrem neuen historischen Roman "Die falsche Herrin" nicht an Lokalkolorit und O-Tönen. Und wäre "Die falsche Herrin" nicht so eigenständig und gut geschrieben, müsste man festhalten, dass die 1939 geborene Schriftstellerin jetzt, mit dem dreizehnten Buch, ihre Nische gefunden hat: das gut recherchierte, feministisch grundierte historische Courtroom-Drama, bebildert mit effektvollen Rückblicken.

Der Vorgängerroman "Das Lachen der Hexe" (2006), Schribers Debüt in diesem Genre, berichtete von der Verfolgung einer unabhängigen Frau, die im Jahre 1753 im Gefängnis von Schwyz zu Tode gefoltert wird. "Die falsche Herrin" wiederum erzählt von dem Prozess, der einer jungen Wäscherin in Schwyz gemacht wird, weil sie sich - mit Erfolg - als reiches Töchterlein eines Provinznotablen ausgegeben hat. Anna Maria Inderbitzin wird 1724 für Schelmerei, Hochstapelei und Vagantentum zum Tod durch den Strang verurteilt.

Das ist der Stoff, aus dem die in der Schweiz so populären lokalhistorischen Romane sind wie jüngst etwa "Meerfeuer" von Monika Dettwiler oder "Das Gute" von Kaspar Schnetzler. Der Stoff ist es, aber nicht die Form. Denn diese widersetzt sich dem allzu Gefälligen. Schribers Prosa ist rhythmisch und dokumentarisch zugleich. Man hört die Stimmen der Waschfrauen, die ungehaltenen Reden ungehaltener Frauen, einen antiken Chor: "Bis heute bestanden die Dîners der Kleinen aus nichts weiter als Luft." Sie sprechen aus, was nirgends protokolliert wurde: den frühen Missbrauch des verwaisten Verdingkindes, das arbeiten musste, bis es umfiel, und sich nicht schützen konnte vor den Nachstellungen des Bauern; die Fluchtversuche, die Träume, die sich die kleine Anna erlaubte und die anderen Mägde nicht. Und man hört das Beamten-(Schweizer-)Deutsch: "Die guoten Fründe und getreuwen, lieben, alten Eydtgenossen" werden "in Kenntnis von den Taten ihrer entlaufenen Bürgerin" gesetzt. Subtext und Supertext der Gesellschaft greifen ineinander: Der Text macht Politik ohne Polemik.

Bis nach Frankreich schafft es die Neunzehnjährige im zweiten Anlauf und überzeugt mit ihrem Lady-Imitat-Format, ihren Kurven und Locken viele; und beinahe wäre sie ans Ziel ihrer Wünsche gelangt: in den Garten von Versailles. Doch der Schwindel fliegt auf. Sie ist nicht die Tochter des hochangesehenen Richters Reding - diese nämlich welkt dahin, verschmäht von ihrem Beau, der seinerseits von der wilden Betrügerin träumt. Hier mischt Schriber rosenrote Fiction in die düstere Faction - und liegt doch nicht daneben. Jedenfalls ist historisch verbrieft, dass einer mit Herz die damenhafte Delinquentin Anna Maria Inderbitzin vom Galgen wegheiratete und mit ihr aus dem Kanton Schwyz verschwand, dessen Bürgern sie "soviel Schand" gemacht hatte.

"Die falsche Herrin" ist ein Stück Schweiz, wie es typisch ist für seine Autoren: Es tut weh. Hier Filz, da Frauenfeindlichkeit, hier Fremdenhass, da starre Hierarchien. Trotzdem gerät der Text nicht zum Lamento: Zu viel Distanz baut der durchdachte Stil aus Zitat und Archaik auf. Das ist Doku-Fiction der feineren Art. Ladylike eben.

ALEXANDRA KEDVES

Margrit Schriber: "Die falsche Herrin". Roman.

Nagel & Kimche Verlag, Zürich 2008. 143 S.,

geb., 17,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Doku-Fiction Schweizer Art, urteilt Alexandra Kedves und meint das als Lob. Was ihr erstmal als gut recherchierter, Glossar- und Mundart-gestützter historischer Roman begegnet, entpuppt sich als ungefälliges Formstück, "rhythmisch und dokumentarisch zugleich". Kedves lauscht den Stimmen der Waschfrauen und der Beamten, hört Subtext und Supertext heraus und erkennt: Der Fall der 1724 wegen Hochstaplerei zum Tod verurteilten Wäscherin Inderbitzin als Text macht "Politik ohne Polemik". Dass Margrit Schriber auch Rosenblätter zu streuen weiß und die Wäscherin vom Galgen weg geheiratet wird, findet Kedves in Ordnung. So, meint sie, tut dieser Text über Frauenfeindlichkeit und Filz zwar weh, wird aber dennoch nicht zum Lamento.

© Perlentaucher Medien GmbH