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  • Broschiertes Buch

Produktdetails
  • insel taschenbuch
  • Verlag: Insel Verlag
  • Abmessung: 176mm x 108mm x 27mm
  • Gewicht: 463g
  • ISBN-13: 9783458333715
  • ISBN-10: 3458333711
  • Artikelnr.: 24777993
  • Herstellerkennzeichnung
  • Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.01.1996

Andeutungen über Fanny
Ein Volksbuch: Sebastian Hensels "Die Familie Mendelssohn"

Sebastian Hensels "Die Familie Mendelssohn" ist einmal das gewesen, was frühere Generationen ein "Volksbuch" nannten, "ein Buch für die ganze Familie". Auch Wilhelm von Kügelgens "Jugenderinnerungen eines alten Mannes" (1870 erschienen) gehörten dazu. Schwer vorstellbar heute, wo das Buch immer mehr zum kurzlebigen Saisonartikel verkommt, daß Hensels aus Briefen und Tagebüchern kompilierte Familiengeschichte von 1879 bis 1933 ohne Unterbrechung lieferbar gewesen ist und in diesen mehr als fünfzig Jahren achtzehn Auflagen erlebte (die übrigens Kügelgens Erinnerungen schon 1898 erreicht hatten).

Sebastian Hensel war das einzige Kind, das aus der Ehe von Fanny Mendelssohn Bartholdy (Felix' genialer Schwester) und dem Zeichner und Maler Wilhelm Hensel hervorgegangen ist. Die Mendelssohns waren gar nicht erbaut, daß ausgerechnet ein Hensel ihre Geschichte schrieb, dabei hätten sie es besser gar nicht treffen können. Denn Hensel glättete und harmonisierte und schuf ein besonntes Familienalbum, worin Spannungen keinen Platz fanden.

Gewiß, die Mendelssohns (für Hensel sind das weitgehend Abraham und Lea und deren Kinder Fanny, Felix, Rebecka und Paul mit dem Schwiegersohn und Schwager Wilhelm Hensel) waren zweifellos eine liebevolle, auf harmonisches Miteinander bedachte Familie, aber natürlich lebten diese konträren Naturen ganz und gar nicht in einer Idylle. Schon das jüdische Erbe der später getauften Familie blieb problematisch genug. Doch was zum Beispiel der Vater und der Musikerbruder der Tochter und Schwester Fanny als Künstlerin angetan haben, wird hier nur angedeutet, handelte es sich doch um nichts Geringeres als die Ruinierung einer großartigen Begabung als Komponistin. Auch in der Geschichte der Beziehungen von Vätern und Söhnen ist das letzte Wort über Abraham und Felix noch lange nicht gesprochen. Das Elend ist heute eine Mendelssohn-Forschung, die sich mit allem beschäftigt, nur nicht mit der seit Jahrzehnten überfälligen Edition des kompletten und bislang ad usum delphini bearbeiteten Briefwechsels. Denn das tradierte Mendelssohn-Bild würde von manchen entstellenden Übermalungen befreit werden, besäßen wir endlich im Druck sämtliche erhaltenen Briefe von Abraham und Lea, Felix und Fanny, Rebecka und Paul Mendelssohn. Da diese Familie offenbar ungern etwas wegwarf, ist die Menge des Erhaltenen enorm; heute verstreut in den Vereinigten Staaten, Großbritannien und in Deutschland. Auch gibt es bisher keine Gesamtausgabe der Kompositionen Fannys, nicht einmal ihrer Tagebücher.

So wird uns also Sebastian Hensels Familienbuch noch lange als Quelle dienen müssen. Er hat es äußerst geschickt angelegt, das ist keine Frage, und es übt auch heute noch auf den Leser jene Faszination aus, die einst zu dem großen Erfolg beigetragen hat, auch wenn in einer Zeit, die historische Stoffe geringschätzt, dieser Erfolg schon etwas welk geworden ist. Aber es ist schön, daß der Insel Verlag diesen einst so populären Band jetzt als Taschenbuch unter die Leute bringt. Möchte es gelesen werden. ECKART KLESSMANN

"Die Familie Mendelssohn 1729 bis 1847". Nach Briefen und Tagebüchern herausgegeben von Sebastian Hensel. Mit zeitgenössischen Abbildungen und einem Nachwort von Konrad Feilchenfeldt. Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 1995. 944 S., br., 29,80 DM.

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