Der Nr. 1 SPIEGEL-Bestseller, von Millionen Fans sehnsüchtig erwartet: Cornelia Funkes Fortsetzung der Tintenwelt-Reihe.
Fünf Jahre sind seit den Geschehnissen in "Tintentod" vergangen. Fünf glückliche Jahre. Aber dann wird Eisenglanz gesichtet, der Glasmann von Orpheus, dem erbitterten, silberzüngigen Feind von Meggie, Mo und Staubfinger. Der Grund: Orpheus plant Rache an allen, die ihn zu Fall gebracht haben, doch vor allem an Staubfinger, und er nutzt einen furchtbaren Zauber. Sind Bilder mächtiger als Worte? Staubfinger zieht aus, die Antwort zu finden. Der Schwarze Prinz aber macht sich auf die Jagd nach Orpheus.
Staubfinger ist zurück! Ein neues, packendes Abenteuer aus der Tintenwelt.
Der vierte Band der international erfolgreichen Tintenwelt-Reihe, "Die Farbe der Rache", macht aus der Trilogie eine Tetralogie. Endlich geht die Story weiter. Lass dich noch einmal entführen in diese Welt, in der es möglich ist, die unglaublichsten Geschöpfe und Fabelwesen in Geschichten hinein- und herauszulesen. Von Cornelia Funke, der weltweit erfolgreichsten deutschen Kinder- und Jugendbuchautorin. Ihre Bücher wurden ausgezeichnet und verfilmt und begeistern längst auch eine riesige erwachsene Fangemeinde.
Fünf Jahre sind seit den Geschehnissen in "Tintentod" vergangen. Fünf glückliche Jahre. Aber dann wird Eisenglanz gesichtet, der Glasmann von Orpheus, dem erbitterten, silberzüngigen Feind von Meggie, Mo und Staubfinger. Der Grund: Orpheus plant Rache an allen, die ihn zu Fall gebracht haben, doch vor allem an Staubfinger, und er nutzt einen furchtbaren Zauber. Sind Bilder mächtiger als Worte? Staubfinger zieht aus, die Antwort zu finden. Der Schwarze Prinz aber macht sich auf die Jagd nach Orpheus.
Staubfinger ist zurück! Ein neues, packendes Abenteuer aus der Tintenwelt.
Der vierte Band der international erfolgreichen Tintenwelt-Reihe, "Die Farbe der Rache", macht aus der Trilogie eine Tetralogie. Endlich geht die Story weiter. Lass dich noch einmal entführen in diese Welt, in der es möglich ist, die unglaublichsten Geschöpfe und Fabelwesen in Geschichten hinein- und herauszulesen. Von Cornelia Funke, der weltweit erfolgreichsten deutschen Kinder- und Jugendbuchautorin. Ihre Bücher wurden ausgezeichnet und verfilmt und begeistern längst auch eine riesige erwachsene Fangemeinde.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Eine "fulminante Rückkehr" in die Tintenwelt ist Cornelia Funke mit ihrer Fortsetzung der Tintenherz-Reihe gelungen, jauchzt Rezensentin Kim Kindermann. Alles, was man daran als Fan geliebt hat, findet man auch hier wieder, so Kindermann, für die die Geschichte von der ersten Seite an einen erzählerischen Sog entwickelt, der es in sich hat. In diesem vierten Band sinnt Orpheus, der die Fähigkeit mit seiner Stimme Figuren aus Büchern zum Leben zu erwecken, verloren hat, auf Rache an Staubfinger und seinen Freunden, verrät die Kritikerin. Dazu bediene er sich einer Zauberfarbe, die Menschen in Bilder verbannen kann. Staubfinger muss seine so gefangenen Freunde mit Hilfe des Schwarzen Prinzen und des Waldmädchens Lila retten: das ist klug erzählt, psychologisch nuanciert und ein echtes Abenteuer, freut sich die Kritikerin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.10.2023Graue Wolken über der Tintenwelt
Cornelia Funkes Bestseller-Trilogie beschwor immer die Macht der Worte. In „Die Farbe der Rache“ fragt sie nun, ob Bilder nicht doch mächtiger sind
Wenn eine Autorin nach vielen Jahren noch einmal die Welt ihrer größten schriftstellerischen Erfolge aufsucht, dann ist das ein Risiko. Kaum eine wüsste das besser als Cornelia Funke. Schließlich hat sie selbst als eine ihrer wichtigsten Figuren einen solchen Dichter mit Abnabelungsschwierigkeiten erfunden. Fenoglio heißt der Autor jenes Buchs, um das es in „Tintenherz“ und den beiden Folgebänden ging. Ein Buch im Buch, in das sich der Buchbinder Mo, ein zauberisch hochbegabter Vorleser, und seine Tochter Meggie in Funkes Bestseller von 2003 hineinlesen. Auch Fenoglio kann nicht der Versuchung widerstehen, noch einmal in die Welt seines vor Jahren abgeschlossenen Romans einzugreifen. Das Ergebnis: ein einziges Chaos. Denn längst hat sich die Geschichte ganz ohne das Zutun ihres Autors weiterentwickelt. Beinahe machtlos steht er vor seiner Schöpfung, kann nur versuchen zu flicken, als wäre sie ein Schlauchboot, das zu versinken droht.
Nun hat Cornelia Funke selbst eine Fortsetzung der Tintenwelt-Trilogie geschrieben, 16 Jahre nach Erscheinen des letzten Bandes „Tintentod“. Man kann davon ausgehen, dass Funke jene Passagen sehr deutlich vor Augen hatte, in denen sie so zielsicher auf die Eitelkeit dieses Dichters hinwies und auf seine Unfähigkeit, die eigene Schöpfung in Ruhe zu lassen. Dem warnenden Beispiel zum Trotz: Die Chancen, dass „Die Farbe der Rache“ ein weiterer Bestseller wird, stehen gut, was sicher nicht nur der Autorin, sondern auch dem Dressler-Verlag nur allzu verlockend bewusst gewesen sein dürfte. Aber wie schreibt man eine Fortsetzung zu einer Geschichte, die eigentlich schon abgeschlossen ist – der dritte Band „Tintentod“ war 2007 als Abschluss der Reihe erschienen.
Schon der Titel des neuen Buchs, „Die Farbe der Rache“, macht deutlich, dass Funke nicht versucht, nahtlos an die Trilogie anzuschließen. Nachdem die ersten drei Bände die Macht des Schreibens und Lesens beschworen, rückt nun ein neuer Aspekt in den Vordergrund, der sehr zeitgemäß ist: Die Frage, ob Bilder nicht eigentlich noch mächtiger sind als Schrift. Die Schriftstellerin und Illustratorin Funke hat stets betont, welchen hohen Wert für sie Bild und Worte als Mittel des Erzählens haben. Darin am nächsten ist ihr wohl die Figur der Resa, Meggies Mutter, die durch ihre Zeichnungen der Tintenwelt zu deren visueller Chronistin wurde.
Aber es ist nicht Resas Zeichenkunst, die in „Die Farbe der Rache“ im Mittelpunkt steht, sondern die des Handschriftenmalers Balbulus. Dessen großartig gestaltete Initialen symbolisierten schon in den früheren Büchern die Gleichwertigkeit von Wort und Bild: „Und die Wörter tanzten mit den Bildern, und die Bilder sangen für die Wörter, sangen ihr farbiges Lied“, heißt es an einer Stelle in „Tintentod“ über seine Buchmalereien. Allerdings bleibt es dort, wie auch im neuen Band, beim Primat der Worte. Die Bilder, von deren Macht nun so viel gesprochen wird, sind auch in „Die Farbe der Rache“ ausschließlich in Form von Vignetten im Text präsent.
Für die Handlung entfalten sie allerdings bald ihre Wirkung. Der Oberbösewicht Orpheus, der in „Tintentod“ zumindest vordergründig als besiegt galt, kehrt zurück, um Rache zu nehmen an den Helden der Tintenwelt. Auch Orpheus stammte, wie die Hauptfiguren Meggie und Mo, ursprünglich aus der realen Welt. Zwar hat er seine Fähigkeit, Worte zum Leben zu erwecken, verloren, aber dafür bedient er sich nun der Zauberei. Balbulus wird zu seinem Werkzeug, seine Buchmalereien zum Gefängnis für fast alle wichtigen Figuren der Vorgängerbände. Meggie, Mo und Resa, Farid, Roxane und auch der glücklose Dichter Fenoglio – sie alle werden bereits in den ersten Kapiteln in ihre eigenen Abbilder auf den Seiten eines Buchs gebannt. Dort lässt die graue Farbe einer dämonischen „Schattenleserin“ sie verstummen und, schlimmer noch, droht, sie für immer aufzufressen. Die Farbe der Rache, auf die der Titel anspielt, ist dieses Grau.
Die frühzeitige Verbannung beinahe des gesamten Personals der Vorgängerbände hat den Vorteil, dass nun neue Figuren in den Fokus der Geschichte rücken können. Ein besonders subtiler erzählerischer Kniff ist sie allerdings nicht. Darüber hinaus führt sie zu einem Déjà-vu-Erlebnis, das die Fortsetzung eines guten Teils ihrer möglichen Originalität beraubt: Denn am Ende dreht sich die Handlung wieder einmal um die Suche nach einem Buch, das die Kraft hat, das Schicksal der Figuren zu bestimmen. Die Guten versuchen, es vor dem Zugriff eines rachsüchtigen Bösewichts zu bewahren. Einige der Zitate, die den Kapiteln jeweils vorangestellt sind, verweisen dann auch auf die Vorgängerbände zurück, deren Handlungsschema der Roman konsequent wiederholt.
Das ist bedauerlich, denn die übrig bleibenden bekannten Figuren Staubfinger, sein Ziehsohn und der Schwarze Prinz, der beste Freund von Staubfinger, hätten genügend Tiefe, um die Handlung eigenständig in neue Richtungen zu tragen. Zum ersten Mal erfährt man nun auch die Vornamen von Staubfinger und dem Schwarzen Prinzen – er heißt Nyame. Ob bei dieser Entscheidung ein neues Bewusstsein für die Problematik mitschwang, ausgerechnet der einzigen schwarzen Figur einen solch generischen Beinamen verpasst zu haben?
Fest steht, dass mit einem schwarzen Protagonisten nun auch das Thema Rassismus angesprochen wird, denn die Tintenwelt ist nicht nur männlich, sondern auch weiß dominiert. Im neuen Band spürt man nun das deutliche Bemühen der Autorin um etwas mehr Diversität – und das gelingt überraschend unverkrampft. So tauchen auch einige queere Figuren auf und mit der Figur Lilia eine junge Frau, die eine alternative Art von Mut und Heldentum verkörpert. Es macht Spaß, mit diesem neuen Personal bislang unbekannte Teile der Tintenwelt zu erkunden. Nur würde man sich wünschen, die Autorin hätte ihnen eine Geschichte gegönnt, die etwas mutiger die ausgetretenen Pfade der Tintenwelt verlässt.
Dass es dafür noch weitere Gelegenheiten geben wird, scheint jedenfalls nicht ausgeschlossen zu sein. Als Nyame Staubfinger fragt, ob nun eine neue Geschichte beginne, antwortet dieser: „Ich glaube, es ist immer noch dieselbe. Nach meiner Erfahrung enden sie nie. Bloß die Helden wechseln.“
HADASSAH STICHNOTHE
Die Autorin Cornelia Funke hat 20 Jahre nach „Tintenherz“ einen vierten Band der Reihe veröffentlicht.
Foto: M. Orth/dpa
Cornelia Funke:
Die Farbe der Rache.
Dressler Verlag,
Hamburg 2023.
352 Seiten, 23 Euro.
Ab 14 Jahren.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Cornelia Funkes Bestseller-Trilogie beschwor immer die Macht der Worte. In „Die Farbe der Rache“ fragt sie nun, ob Bilder nicht doch mächtiger sind
Wenn eine Autorin nach vielen Jahren noch einmal die Welt ihrer größten schriftstellerischen Erfolge aufsucht, dann ist das ein Risiko. Kaum eine wüsste das besser als Cornelia Funke. Schließlich hat sie selbst als eine ihrer wichtigsten Figuren einen solchen Dichter mit Abnabelungsschwierigkeiten erfunden. Fenoglio heißt der Autor jenes Buchs, um das es in „Tintenherz“ und den beiden Folgebänden ging. Ein Buch im Buch, in das sich der Buchbinder Mo, ein zauberisch hochbegabter Vorleser, und seine Tochter Meggie in Funkes Bestseller von 2003 hineinlesen. Auch Fenoglio kann nicht der Versuchung widerstehen, noch einmal in die Welt seines vor Jahren abgeschlossenen Romans einzugreifen. Das Ergebnis: ein einziges Chaos. Denn längst hat sich die Geschichte ganz ohne das Zutun ihres Autors weiterentwickelt. Beinahe machtlos steht er vor seiner Schöpfung, kann nur versuchen zu flicken, als wäre sie ein Schlauchboot, das zu versinken droht.
Nun hat Cornelia Funke selbst eine Fortsetzung der Tintenwelt-Trilogie geschrieben, 16 Jahre nach Erscheinen des letzten Bandes „Tintentod“. Man kann davon ausgehen, dass Funke jene Passagen sehr deutlich vor Augen hatte, in denen sie so zielsicher auf die Eitelkeit dieses Dichters hinwies und auf seine Unfähigkeit, die eigene Schöpfung in Ruhe zu lassen. Dem warnenden Beispiel zum Trotz: Die Chancen, dass „Die Farbe der Rache“ ein weiterer Bestseller wird, stehen gut, was sicher nicht nur der Autorin, sondern auch dem Dressler-Verlag nur allzu verlockend bewusst gewesen sein dürfte. Aber wie schreibt man eine Fortsetzung zu einer Geschichte, die eigentlich schon abgeschlossen ist – der dritte Band „Tintentod“ war 2007 als Abschluss der Reihe erschienen.
Schon der Titel des neuen Buchs, „Die Farbe der Rache“, macht deutlich, dass Funke nicht versucht, nahtlos an die Trilogie anzuschließen. Nachdem die ersten drei Bände die Macht des Schreibens und Lesens beschworen, rückt nun ein neuer Aspekt in den Vordergrund, der sehr zeitgemäß ist: Die Frage, ob Bilder nicht eigentlich noch mächtiger sind als Schrift. Die Schriftstellerin und Illustratorin Funke hat stets betont, welchen hohen Wert für sie Bild und Worte als Mittel des Erzählens haben. Darin am nächsten ist ihr wohl die Figur der Resa, Meggies Mutter, die durch ihre Zeichnungen der Tintenwelt zu deren visueller Chronistin wurde.
Aber es ist nicht Resas Zeichenkunst, die in „Die Farbe der Rache“ im Mittelpunkt steht, sondern die des Handschriftenmalers Balbulus. Dessen großartig gestaltete Initialen symbolisierten schon in den früheren Büchern die Gleichwertigkeit von Wort und Bild: „Und die Wörter tanzten mit den Bildern, und die Bilder sangen für die Wörter, sangen ihr farbiges Lied“, heißt es an einer Stelle in „Tintentod“ über seine Buchmalereien. Allerdings bleibt es dort, wie auch im neuen Band, beim Primat der Worte. Die Bilder, von deren Macht nun so viel gesprochen wird, sind auch in „Die Farbe der Rache“ ausschließlich in Form von Vignetten im Text präsent.
Für die Handlung entfalten sie allerdings bald ihre Wirkung. Der Oberbösewicht Orpheus, der in „Tintentod“ zumindest vordergründig als besiegt galt, kehrt zurück, um Rache zu nehmen an den Helden der Tintenwelt. Auch Orpheus stammte, wie die Hauptfiguren Meggie und Mo, ursprünglich aus der realen Welt. Zwar hat er seine Fähigkeit, Worte zum Leben zu erwecken, verloren, aber dafür bedient er sich nun der Zauberei. Balbulus wird zu seinem Werkzeug, seine Buchmalereien zum Gefängnis für fast alle wichtigen Figuren der Vorgängerbände. Meggie, Mo und Resa, Farid, Roxane und auch der glücklose Dichter Fenoglio – sie alle werden bereits in den ersten Kapiteln in ihre eigenen Abbilder auf den Seiten eines Buchs gebannt. Dort lässt die graue Farbe einer dämonischen „Schattenleserin“ sie verstummen und, schlimmer noch, droht, sie für immer aufzufressen. Die Farbe der Rache, auf die der Titel anspielt, ist dieses Grau.
Die frühzeitige Verbannung beinahe des gesamten Personals der Vorgängerbände hat den Vorteil, dass nun neue Figuren in den Fokus der Geschichte rücken können. Ein besonders subtiler erzählerischer Kniff ist sie allerdings nicht. Darüber hinaus führt sie zu einem Déjà-vu-Erlebnis, das die Fortsetzung eines guten Teils ihrer möglichen Originalität beraubt: Denn am Ende dreht sich die Handlung wieder einmal um die Suche nach einem Buch, das die Kraft hat, das Schicksal der Figuren zu bestimmen. Die Guten versuchen, es vor dem Zugriff eines rachsüchtigen Bösewichts zu bewahren. Einige der Zitate, die den Kapiteln jeweils vorangestellt sind, verweisen dann auch auf die Vorgängerbände zurück, deren Handlungsschema der Roman konsequent wiederholt.
Das ist bedauerlich, denn die übrig bleibenden bekannten Figuren Staubfinger, sein Ziehsohn und der Schwarze Prinz, der beste Freund von Staubfinger, hätten genügend Tiefe, um die Handlung eigenständig in neue Richtungen zu tragen. Zum ersten Mal erfährt man nun auch die Vornamen von Staubfinger und dem Schwarzen Prinzen – er heißt Nyame. Ob bei dieser Entscheidung ein neues Bewusstsein für die Problematik mitschwang, ausgerechnet der einzigen schwarzen Figur einen solch generischen Beinamen verpasst zu haben?
Fest steht, dass mit einem schwarzen Protagonisten nun auch das Thema Rassismus angesprochen wird, denn die Tintenwelt ist nicht nur männlich, sondern auch weiß dominiert. Im neuen Band spürt man nun das deutliche Bemühen der Autorin um etwas mehr Diversität – und das gelingt überraschend unverkrampft. So tauchen auch einige queere Figuren auf und mit der Figur Lilia eine junge Frau, die eine alternative Art von Mut und Heldentum verkörpert. Es macht Spaß, mit diesem neuen Personal bislang unbekannte Teile der Tintenwelt zu erkunden. Nur würde man sich wünschen, die Autorin hätte ihnen eine Geschichte gegönnt, die etwas mutiger die ausgetretenen Pfade der Tintenwelt verlässt.
Dass es dafür noch weitere Gelegenheiten geben wird, scheint jedenfalls nicht ausgeschlossen zu sein. Als Nyame Staubfinger fragt, ob nun eine neue Geschichte beginne, antwortet dieser: „Ich glaube, es ist immer noch dieselbe. Nach meiner Erfahrung enden sie nie. Bloß die Helden wechseln.“
HADASSAH STICHNOTHE
Die Autorin Cornelia Funke hat 20 Jahre nach „Tintenherz“ einen vierten Band der Reihe veröffentlicht.
Foto: M. Orth/dpa
Cornelia Funke:
Die Farbe der Rache.
Dressler Verlag,
Hamburg 2023.
352 Seiten, 23 Euro.
Ab 14 Jahren.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.10.2023Alle wollen Künstler sein, auch die Verbrecher
Mit "Die Farbe der Rache" setzt Cornelia Funke ihre "Tintenwelt"-Saga nach sechzehn Jahren fort
Es gibt Freundschaften, bei denen man lange nichts voneinander hört und jeder sein eigenes Leben lebt und dann, wenn es ein Wiedersehen gibt, alles so wie früher ist. Als hätte es nie eine Trennung gegeben. Sofort sind die kleinen Eigenheiten, die Eigenschaften des anderen und die gemeinsamen Erinnerungen wieder da. Bekannt. Nichts vergessen.
So geht es beim Lesen von Cornelia Funkes Roman "Die Farbe der Rache", der jetzt erschienen ist - 16 Jahre nach dem "Tintentod", dem Band, den man für das Finale der "Tintenwelt"-Saga gehalten hatte. Schnell findet man zurück in die märchenhafte Welt der Glasmänner, Gaukler und Grasfeen, in der die bekannten Figuren wieder auftreten: Meggie und ihr Vater Mortimer, die die Gabe haben, vorgelesene Worte wahr werden zulassen. Staubfinger, ein Feuerspucker und Hauptprotagonist aus dem fiktiven Roman "Tintenherz", der vom Autor Fenoglio geschrieben wurde. Der Schwarze Prinz, Beschützer der Schwachen und Anführer der Spielleute. Und auch Farid, Elinor, Resa und viele andere treten wieder auf.
Sie alle leben mittlerweile seit fünf Jahren in Ombra, einer Stadt in der Tintenwelt, sind dort angekommen und längst Teil der Geschichte. Ihre Leben in der realen Welt haben sie hinter sich gelassen. Mortimer arbeitet als Buchbinder, Meggie plant eine Reise mit ihrem Freund in den Süden, und lediglich Staubfinger scheint rastlos. Noch immer weiß seine Familie nicht, dass Mortimer ihn einst aus der Tintenwelt herausgelesen hatte und er zehn Jahre in der anderen Welt gefangen war. Erst Orpheus, der ebenfalls Worte Wirklichkeit werden lassen kann, brachte ihn wieder zurück. Nachdem sich Orpheus jedoch mit Staubfinger Feinden verschworen hatten, gilt er als verschwunden. "Orpheus war tot. Oder zurück in seiner Welt, wo der Feuertänzer und der Schwarze Prinz bloß die Helden einer erfundenen Geschichte waren", überlegt Staubfänger.
Stattdessen trauert Orpheus in Grunico, einer Stadt im Norden, seinem einstigen Ruhm nach. Er hat keinen Namen und kein Geld mehr. Sein magisches Talent hat er verloren, sein Lebensinhalt ist der Wunsch nach Rache. Staubfinger und alle, die seinen Plan von Reichtum und Anerkennung in der Tintenwelt zunichtegemacht haben, sollen büßen. Orpheus will wieder Einfluss auf die Geschichte, in der sie leben, nehmen und sie nach seinen Wünschen ändern. Dafür paktiert er mit der bösen Schattenleserin Rabbia. "Sie würde ihm seine Rache liefern, durch Zauberei, die nach Nesselsaft und Blut schmeckte, schmutzig und finster und sicher so viel mächtiger als Fenoglios Worte."
Funke gelingt es, in ihrem vierten Band an die Ursprungsgeschichte - den Kampf um Frieden in der Tintenwelt - anzuknüpfen. Und doch reißt sie Auserzähltes nicht wieder neu auf. Ihr Text knüpft an Orpheus' Rache an, die wiederum auf den vorangegangenen Abenteuern von Mortimer, Meggie und Staubfinger beruht, und entwickelt diese Rache in einem neuen Kontext weiter. Denn gerade nachdem man all die alten Bekannten wieder begrüßt und herausgefunden hat, was sie in all der Zeit getrieben haben, verschwinden sie plötzlich wieder. Staubfinger muss hilflos zusehen, wie sich seine Freunde nach und nach in Luft auflösen - seine Tochter Brianna, Roxane, Farid und alle, die ihm etwas bedeuten. Sie werden als graue Bilder in einem magischen Buch gefangen gehalten. Dass dahinter Orpheus steckt, ist Staubfinger rasch klar: "Er hatte es wohl damals schon begriffen, als er ihn von einer Welt in die andere gelesen hatte: Dass der Feuertänzer nur ein Schatten war ohne die, die er liebte."
Dabei ist Orpheus' Rache so detailliert und doch mit viel Hingabe geplant, dass sie ein Kunstwerk für sich ist. Seine Wut und die Verletzlichkeit, resultierend aus fehlender Wertschätzung, fließen zusammen und werfen die Frage nach den Grenzen der Kunst auf. Etwa bei Orpheus' niederträchtigem Handlanger Baldassare Rinaldi, der ihm gegen eine großzügige Bezahlung hilft, die Figuren in das Buch zu bringen, jedoch seine eigenen Ziele verfolgt. Denn Baldassare sieht sich als Künstler, selbst wenn er mordet: "Ich bin ein Künstler bei allem, was ich tue."
Dabei bekommen alle Kunstformen im Buch Platz. Sie lassen sich im Roman wunderbar entdecken, während man mit Staubfinger und seinen verbliebenen Gefährten durch die Tintenwelt reist, um die Freunde und damit wieder die frohen Lebensfarben zurückzuholen. So tauchen Goldschmiede, Puppenspieler und Zeichner auf.
Während man im Verlauf der fesselnden Geschichte immer vertrauter mit der Umgebung Ombras wird, erkundet man zugleich die bisher verborgenen Künste dieser Welt, von denen nicht jede guten Zwecken dient. Unterschwellig, aber unübersehbar wird hier der Wettkampf zwischen Bildern und Worten, Farben und Grautönen, Schatten und Licht zum Thema.
An einigen wenigen Stellen hat das Buch durchaus seine Längen. Etwa wenn Baldassare und Orpheus' Glasmann-Gehilfe immer wieder streiten, das schwierige Verhältnis sich aber absehbar nicht ändern wird, weil der kleine Kerl sich nicht traut, gegen den körperlich stärkeren Rivalen zu rebellieren. Das rückt in den Hintergrund, wenn die neuen Figuren der Geschichte auftauchen und ihre persönliche Entwicklung von Kapitel zu Kapitel deutlicher wird. Funke ist eine Meisterin darin, ihren Charakteren Vielschichtigkeit zu verleihen und sie Wandlungen durchmachen zu lassen, die schwer vorhersehbar und plausibel zugleich sind.
"Die schlimmsten Erinnerungen liefern die besten Geschichten", sagt Mortimer zu seinem Freund Staubfinger. In ihrem Roman setzt Funke das so wörtlich um, als hätte sie ihren Figuren zugehört. MAI-CHARLOTT HEINZE
Cornelia Funke: "Die Farbe der Rache".
Mit Illustrationen der Autorin. Dressler Verlag, Hamburg 2023. 352 S., geb., 23,- Euro. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Mit "Die Farbe der Rache" setzt Cornelia Funke ihre "Tintenwelt"-Saga nach sechzehn Jahren fort
Es gibt Freundschaften, bei denen man lange nichts voneinander hört und jeder sein eigenes Leben lebt und dann, wenn es ein Wiedersehen gibt, alles so wie früher ist. Als hätte es nie eine Trennung gegeben. Sofort sind die kleinen Eigenheiten, die Eigenschaften des anderen und die gemeinsamen Erinnerungen wieder da. Bekannt. Nichts vergessen.
So geht es beim Lesen von Cornelia Funkes Roman "Die Farbe der Rache", der jetzt erschienen ist - 16 Jahre nach dem "Tintentod", dem Band, den man für das Finale der "Tintenwelt"-Saga gehalten hatte. Schnell findet man zurück in die märchenhafte Welt der Glasmänner, Gaukler und Grasfeen, in der die bekannten Figuren wieder auftreten: Meggie und ihr Vater Mortimer, die die Gabe haben, vorgelesene Worte wahr werden zulassen. Staubfinger, ein Feuerspucker und Hauptprotagonist aus dem fiktiven Roman "Tintenherz", der vom Autor Fenoglio geschrieben wurde. Der Schwarze Prinz, Beschützer der Schwachen und Anführer der Spielleute. Und auch Farid, Elinor, Resa und viele andere treten wieder auf.
Sie alle leben mittlerweile seit fünf Jahren in Ombra, einer Stadt in der Tintenwelt, sind dort angekommen und längst Teil der Geschichte. Ihre Leben in der realen Welt haben sie hinter sich gelassen. Mortimer arbeitet als Buchbinder, Meggie plant eine Reise mit ihrem Freund in den Süden, und lediglich Staubfinger scheint rastlos. Noch immer weiß seine Familie nicht, dass Mortimer ihn einst aus der Tintenwelt herausgelesen hatte und er zehn Jahre in der anderen Welt gefangen war. Erst Orpheus, der ebenfalls Worte Wirklichkeit werden lassen kann, brachte ihn wieder zurück. Nachdem sich Orpheus jedoch mit Staubfinger Feinden verschworen hatten, gilt er als verschwunden. "Orpheus war tot. Oder zurück in seiner Welt, wo der Feuertänzer und der Schwarze Prinz bloß die Helden einer erfundenen Geschichte waren", überlegt Staubfänger.
Stattdessen trauert Orpheus in Grunico, einer Stadt im Norden, seinem einstigen Ruhm nach. Er hat keinen Namen und kein Geld mehr. Sein magisches Talent hat er verloren, sein Lebensinhalt ist der Wunsch nach Rache. Staubfinger und alle, die seinen Plan von Reichtum und Anerkennung in der Tintenwelt zunichtegemacht haben, sollen büßen. Orpheus will wieder Einfluss auf die Geschichte, in der sie leben, nehmen und sie nach seinen Wünschen ändern. Dafür paktiert er mit der bösen Schattenleserin Rabbia. "Sie würde ihm seine Rache liefern, durch Zauberei, die nach Nesselsaft und Blut schmeckte, schmutzig und finster und sicher so viel mächtiger als Fenoglios Worte."
Funke gelingt es, in ihrem vierten Band an die Ursprungsgeschichte - den Kampf um Frieden in der Tintenwelt - anzuknüpfen. Und doch reißt sie Auserzähltes nicht wieder neu auf. Ihr Text knüpft an Orpheus' Rache an, die wiederum auf den vorangegangenen Abenteuern von Mortimer, Meggie und Staubfinger beruht, und entwickelt diese Rache in einem neuen Kontext weiter. Denn gerade nachdem man all die alten Bekannten wieder begrüßt und herausgefunden hat, was sie in all der Zeit getrieben haben, verschwinden sie plötzlich wieder. Staubfinger muss hilflos zusehen, wie sich seine Freunde nach und nach in Luft auflösen - seine Tochter Brianna, Roxane, Farid und alle, die ihm etwas bedeuten. Sie werden als graue Bilder in einem magischen Buch gefangen gehalten. Dass dahinter Orpheus steckt, ist Staubfinger rasch klar: "Er hatte es wohl damals schon begriffen, als er ihn von einer Welt in die andere gelesen hatte: Dass der Feuertänzer nur ein Schatten war ohne die, die er liebte."
Dabei ist Orpheus' Rache so detailliert und doch mit viel Hingabe geplant, dass sie ein Kunstwerk für sich ist. Seine Wut und die Verletzlichkeit, resultierend aus fehlender Wertschätzung, fließen zusammen und werfen die Frage nach den Grenzen der Kunst auf. Etwa bei Orpheus' niederträchtigem Handlanger Baldassare Rinaldi, der ihm gegen eine großzügige Bezahlung hilft, die Figuren in das Buch zu bringen, jedoch seine eigenen Ziele verfolgt. Denn Baldassare sieht sich als Künstler, selbst wenn er mordet: "Ich bin ein Künstler bei allem, was ich tue."
Dabei bekommen alle Kunstformen im Buch Platz. Sie lassen sich im Roman wunderbar entdecken, während man mit Staubfinger und seinen verbliebenen Gefährten durch die Tintenwelt reist, um die Freunde und damit wieder die frohen Lebensfarben zurückzuholen. So tauchen Goldschmiede, Puppenspieler und Zeichner auf.
Während man im Verlauf der fesselnden Geschichte immer vertrauter mit der Umgebung Ombras wird, erkundet man zugleich die bisher verborgenen Künste dieser Welt, von denen nicht jede guten Zwecken dient. Unterschwellig, aber unübersehbar wird hier der Wettkampf zwischen Bildern und Worten, Farben und Grautönen, Schatten und Licht zum Thema.
An einigen wenigen Stellen hat das Buch durchaus seine Längen. Etwa wenn Baldassare und Orpheus' Glasmann-Gehilfe immer wieder streiten, das schwierige Verhältnis sich aber absehbar nicht ändern wird, weil der kleine Kerl sich nicht traut, gegen den körperlich stärkeren Rivalen zu rebellieren. Das rückt in den Hintergrund, wenn die neuen Figuren der Geschichte auftauchen und ihre persönliche Entwicklung von Kapitel zu Kapitel deutlicher wird. Funke ist eine Meisterin darin, ihren Charakteren Vielschichtigkeit zu verleihen und sie Wandlungen durchmachen zu lassen, die schwer vorhersehbar und plausibel zugleich sind.
"Die schlimmsten Erinnerungen liefern die besten Geschichten", sagt Mortimer zu seinem Freund Staubfinger. In ihrem Roman setzt Funke das so wörtlich um, als hätte sie ihren Figuren zugehört. MAI-CHARLOTT HEINZE
Cornelia Funke: "Die Farbe der Rache".
Mit Illustrationen der Autorin. Dressler Verlag, Hamburg 2023. 352 S., geb., 23,- Euro. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Funke hat ihr Handwerk nicht verlernt." (Anne-Catherine Simon in Die Presse)