Die russische Kultur, ein Fremdimport? Was an der russischen Kultur gemeinhin für typisch gehalten wird, erweist sich bei genauerem Hinsehen zumeist als Nachahmung. Das Fremde ins Eigene aufzunehmen, es produktiv anzuverwandeln und zu neuer, eigenartiger Synthese zu bringen, scheint dem russischen Selbstverständnis adäquater zu sein als die in Westeuropa verbreiteten Vorstellungen von Originalität und Priorität. Mit dieser ebenso faszinierenden wie provokanten These zeigt der bekannte Russlandexperte Felix Philipp Ingold die russische Kultur in neuem Licht.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Zum Glück ist Felix Philipp Ingold kein Ideologe, sondern ein seinem Gegenstand mit Liebe und Achtung zugetaner Autor, erklärt uns der Rezensent Matthias Messmer. Ingolds Philosophie des russischen Raumes, die hier auf die These der imitierenden und adaptierenden Kultur- und Geistesgeschichte konzentriert wird, findet Matthias Messmer so "geistvoll wie ertragreich": Russland strebe demnach gar nicht an, originelle Kulturleistungen hervorzubringen, sondern begnüge sich damit, die der anderen zu rekapitulieren - so wie einst Salieri die Werke Mozarts. Die von Ingold benannten Kulturimporte (Ideengeschichte, Religion etc.) und ihr für Russland konstitutives Wesen leuchten dem Rezensenten ein. Bis in die Gegenwart reicht Ingolds "anspruchsvoller Parcours", der Nachweis einer Kunst der Nachahmung von Staats wegen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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