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»Bourdieus Analyse des kulturellen Konsums und des Kunstgeschmacks ist trotz der hohen Anforderungen, die sie an den Leser stellt, nicht bloß für Sozialwissenschaftler, Kunstschaffende und Philosophen von Interesse, sondern für alle, die geneigt sind, ihre eigenen, meist als selbstverständlich aufgefaßten kulturellen Vorlieben und Praktiken zu prüfen. Auch wenn in unserem Land die Kultur einen weitaus geringeren Stellenwert hat als in Frankreich und die westdeutschen Klassenunterschiede weniger augenscheinlich sind als die französischen, sind doch die Strukturen der Distinktion überraschend…mehr

Produktbeschreibung
»Bourdieus Analyse des kulturellen Konsums und des Kunstgeschmacks ist trotz der hohen Anforderungen, die sie an den Leser stellt, nicht bloß für Sozialwissenschaftler, Kunstschaffende und Philosophen von Interesse, sondern für alle, die geneigt sind, ihre eigenen, meist als selbstverständlich aufgefaßten kulturellen Vorlieben und Praktiken zu prüfen. Auch wenn in unserem Land die Kultur einen weitaus geringeren Stellenwert hat als in Frankreich und die westdeutschen Klassenunterschiede weniger augenscheinlich sind als die französischen, sind doch die Strukturen der Distinktion überraschend ähnlich. Der Reiz und auch das Verdienst des Buches liegen darin, daß Bourdieu immer im Kontakt zur konkreten Alltagswirklichkeit bleibt. Dafür sorgen schon die zwischen die schwierigen theoretischen Ausführungen und die Masse des empirischen Materials häufig eingeschobenen Fallbeispiele. Sie laden den Leser zur Identifikation ein, so daß er nicht bloß außenstehender Beobachter bleibt, sondern sich selbst als Gegenstand der Analyse entdeckt. Dadurch wird die Lektüre der Feinen Unterschiede für alle, die sich darauf einlassen wollen, zu einem spannenden Selbsterfahrungsprozeß.« Joachim Weiner
Autorenporträt
Pierre Bourdieu, am 1. August 1930 in Denguin (Pyrénées Atlantiques) geboren, besuchte dort das Lycée de Pau und wechselte 1948 an das berühmte Lycée Louis-le-Grand nach Paris. Nachdem er die Eliteschule der École Normale Supérieure durchlaufen hatte, folgte eine außergewöhnliche akademische Karriere. Von 1958 bis 1960 war er Assistent an der Faculté des lettres in Algier, wechselte dann nach Paris und Lille und wurde 1964 Professor an der École Pratique des Hautes Études en Sciences Sociales. Im selben Jahr begann er, die Reihe Le sens commun beim Verlag Éditions de Minuit herauszugeben und erhielt einen Lehrauftrag an der Ècole Normale Supérieure. Es folgten Gastprofessuren und Forschungsaufenthalte in Princeton und am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Seit 1975 gibt er die Forschungsreihe Actes de la recherche en sciences sociales heraus. 1982 folgte schließlich die Berufung an das Collège de France. 1993 erhielt er die höchste akademische Auszeichnung, die in Frankreich vergeben wird, die Médaille d'or des Centre National de Recherche Scientifique. 1997 wurde ihm der Ernst-Bloch-Preis der Stadt Ludwigshafen verliehen. In seinen ersten ethnologischen Arbeiten untersuchte Bourdieu die Gesellschaft der Kabylen in Algerien. Die in der empirischen ethnologischen Forschung gemachten Erfahrungen bildeten die Grundlage für seine 1972 vorgelegte Esquisse d'une théorie de la pratique (dt. Entwurf einer Theorie der Praxis, 1979). In seinem wohl bekanntesten Buch La distinction (1979, dt. Die feinen Unterschiede, 1982) analysiert Bourdieu wie Gewohnheiten, Freizeitbeschäftigungen, und Schönheitsideale dazu benutzt werden, das Klassenbewußtsein auszudrücken und zu reproduzieren. An zahlreichen Beispielen zeigt Bourdieu, wie sich Gruppen auf subtile Weise durch die feinen Unterschiede in Konsum und Gestus von der jeweils niedrigeren Klasse abgrenzen. Mit Le sens pratique (dt. Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen Vernunft, 1987) folgte 1980 eine ausführliche Reflexion über die konkreten Bedingungen der Wissenschaft, in der Bourdieu das Verhältnis von Theorie und Praxis neu zu denken versucht. Ziel dieser Analysen ist es, die »Objektivierung zu objektivieren« und einen Fortschritt der Erkenntnis in der Sozialwissenschaft dadurch zu ermöglichen, daß sie ihre praktischen Bedingungen kritisch hinterfragt. Seit dem Beginn der 90er Jahre engagiert sich Bourdieu für eine demokratische Kontrolle ökonomischer Prozesse. 1993 rief er zur Gründung einer »Internationalen der Intellektuellen« auf, deren Ziel darin besteht, das Prestige und die Kompetenz im Kampf gegen Globalisierung und die Macht der Finanzmärkte in die Waagschale zu werfen. Die im selben Jahr gegründete Zeitschrift Liber soll dazu ein unabhängiges Forum bieten. Seine politischen Aktivitäten zielen darauf ab, eine Versammlung der "Sozialstände in Europa" einzuberufen, die den europäischen Einigungsprozeß kontrollieren und begleiten soll. Pierre Bourdieu stirbt am 23. Januar 2002 in Paris. Bernd Schwibs, geboren 1945, ist nach Stationen an der Fondation Maison des Sciences de l’Homme, beim Suhrkamp Verlag, bei den Zeitschriften Psyche und Westend jetzt freier Übersetzer.
Rezensionen
»Sein Buch ist nicht nur die Beschreibung eines Phänomens, es ist das Phänomen selbst.« Wolf Lepenies Frankfurter Allgemeine Zeitung 19830329