Die Untersuchung setzt bei der Beobachtung an, daß sowohl im alltäglichen Sprechen als auch in poetischen Texten stets Sein ausgesagt wird, jedoch in ganz unterschiedlichem Sinn. Der Satz »Der Mond ist aufgegangen« kommt zweifach vor: er behauptet einmal ein lokal und temporal fixiertes Faktum und kann daher auf seine Richtigkeit hin überprüft werden; als poetischer Satz hingegen sagt er ein lokal und temporal unbestimmbares Sein aus, so daß er weder verifizierbar noch falsifizierbar ist. Was bedeutet also »Sein«? Die Allgemeinheit und Allgemeingültigkeit poetischer, also fiktionaler Seinsaussagen verweist auf ein primäres Denken, das allen reale und mithin bestimmte Sachverhalte fixierenden Sätzen voraus und zugrunde liegt. Von ihm finden sich durchaus auch Spuren in der abendländischen Philosophie, insbesondere bei den Vorsokratikern. Es läßt eine Beantwortung der alten und stets unterschiedlich gestellten Frage nach dem »Sinn von Sein« zu und gewährt zudem Einblicke in das Wesen des spezifisch poetischen Sprechens, das als Ausdruck primären Denkens ganz anders zu fassen ist, als es die Literaturwissenschaft bisher umgrenzt hat.
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