Magisterarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Filmwissenschaft, Note: 1,3, Leuphana Universität Lüneburg, Veranstaltung: Sprache und Kommunikation / Filmwissenschaften, Sprache: Deutsch, Abstract: David Lynchs Filme schlagen wie kaum ein anderes Werk eines in Hollywood ansässigen Regisseurs den Bogen zwischen Hollywood-, Arthouse- und Independentfilm. Es ist eben dieser Status im Zwischenraum, im Jenseits klassischer Genrekonventionen, der den Anspruch eines Regisseurs widerspiegelt, der sich gegen eindeutige Interpretationen sträubt. Die Grenzendes Nicht-Eindeutigen, des Vieldeutigen auszuloten, sie so weit zu spannen, bis sie sich in der Bedeutungslosigkeit verlieren, so ließe sich das Programm von David Lynch formulieren."Es [das klassische Erzählkino, Anm.LW] ist zeitlos, und ich liebe es sehr. Doch ich will seine Formen und Strukturen so weit wie möglich dehnen." (David Lynch).Die Liebe zum Kino ist Lynchs Filmen anzumerken. So sind seine Filme, selbst wenn sie sämtliche kinematographische Formeln und Regeln auf die Probe stellen, stets auch eine Hommage an das Kino und an das Medium Film, dessen vielfältige Gestaltungsmittel konsequent ausgeschöpft und ergründet werden. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass Lynchs Filme immer wieder als Beitrag zu einer Theorie des Films verstanden werden. Indem sie die Mechanismen des klassischen Kinos einem experimentellen Spiel aussetzen, lassen sie derenKonventionalität deutlich hervortreten und bieten alternative filmische Konzepte an.In diesem Umgang mit dem Medium Film und den Konventionen des Kinos erkennen Filmwissenschaftler oft ein dekonstruktives Verfahren. Damit wird der Blickwinkel aus einer philosophischen Perspektive eröffnet. Die Dekonstruktion ist eine im Geiste des Poststrukturalismus geborene Haltung des französischen Philosophen Jacques Derrida. Sie beschreibt ein vielschichtiges Lektüreverfahren, mit dem Derrida hauptsächlich Texten der philosophischen Tradition begegnet. Das Aufdecken textimmanenter Aporien wirkt sich dabei als radikale Infragestellung traditioneller Grundannahmen der abendländischen Philosophie aus. Zusammenhänge zwischen Zeichen und Bedeutung werden zu unsicheren Faktoren.Der Import des Begriffs in den filmwissenschaftlichen Bereich spiegelt seine Popularität wider und evoziert eine Reihe von Fragen: Ist das Konzept der Dekonstruktion, so wie es Derrida versteht, überhaupt auf den Bereich des Films anwendbar oder handelt es sich um den inflationären Gebrauch eines Modewortes? Wird damit das Medium Film zum philosophischen Gegenstand oder zum Ort eines philosophischen Diskurses? Können Lynchs Filme tatsächlich als eine dekonstruktive Reflexion verstanden werden?
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