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Eine Fledermaus im Schlafzimmer? Nur stoische Naturen blieben da unbeeindruckt. Nachdem sich bei Gunnar Decker der erste Schreck gelegt hatte, wurde er neugierig und wollte mehr über die ebenso unheimliche wie unumschränkte Herrin des Nachthimmels in Erfahrung bringen. Über ihre erstaunliche Eigenschaft durch stockdunkle Räume zu fliegen, obwohl sie keine Federn wie der Vogel, sondern Arme und Beine wie der Mensch hat. Über ihre zunehmende Gefährdung, das Aussterben ganzer Arten und die Tatsache, dass die Fledermaus ein Wildtier ist, zu dem man - in beiderseitigem Interesse - den nötigen…mehr

Produktbeschreibung
Eine Fledermaus im Schlafzimmer? Nur stoische Naturen blieben da unbeeindruckt. Nachdem sich bei Gunnar Decker der erste Schreck gelegt hatte, wurde er neugierig und wollte mehr über die ebenso unheimliche wie unumschränkte Herrin des Nachthimmels in Erfahrung bringen. Über ihre erstaunliche Eigenschaft durch stockdunkle Räume zu fliegen, obwohl sie keine Federn wie der Vogel, sondern Arme und Beine wie der Mensch hat. Über ihre zunehmende Gefährdung, das Aussterben ganzer Arten und die Tatsache, dass die Fledermaus ein Wildtier ist, zu dem man - in beiderseitigem Interesse - den nötigen Abstand bewahren sollte (es holt sich schließlich auch keiner einen Wolf in die Wohnung). Und über die zahllosen Legenden und Mythen, die sich mit ihr verbinden. Denn natürlich gilt: Am Vampir kommt kein Fledermausforscher vorbei.
Autorenporträt
Decker, Gunnar
Gunnar Decker, geboren 1965 in Kühlungsborn, lebt als Autor in Berlin und ist Redakteur der Zeitschrift "Theater der Zeit". Er veröffentlichte zahlreiche biografische Bücher, etwa über Hermann Hesse, Gottfried Benn und Georg Heym. Zuletzt erschien "Franz son Assisi. Der Traum vom einfachen Leben" (Siedler 2016).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.06.2018

Auf dem Landsitz des Teufels
Gunnar Decker erzählt von Fledermäusen und Vampiren

Als "Meister im effektiven Umgang mit ihrer Energie" stellt Gunnar Decker die Fledermäuse vor, deren Biologie er im ersten Teil seines schön aufgemachten Buchs behandelt. Die Nachtjäger können mit der Ortung per Echo die Umgebung erkennen und ihre Beute suchen. Während ein Großer Abendsegler durchaus dreißig Maikäfer hintereinander zu fressen vermag, ernähren sich südamerikanische Vampirfledermäuse von Blut. Mit Vampiren befasst sich Decker dann im zweiten Teil, in dem er den historischen und literarischen Spuren der untoten Blutsauger folgt - wobei aber gerade der Blutdurst, merkt er an, anfangs gar nicht unbedingt zum Vampirbild mit all seinen Vorläufern und Varianten gehörte. Schließlich führt er im dritten Abschnitt beide Stränge zusammen, wenn es um motivische Verknüpfungen von Fledermaus und Vampir geht.

Das achtzehnte Jahrhundert habe "Aufklärungsbewusstsein" in der Vampirdebatte bewiesen, im neunzehnten sei der Vampir aber nicht verschwunden, sondern literarisiert zurückgekehrt. Europaweit zum Erfolg wurde "Der Vampyr" (1819), die von Byrons Leibarzt John William Polidori verfasste Geschichte über die Untaten eines Vampir-Lords. Decker findet weibliche Vampire bei E. T. A. Hoffmann und Joseph Sheridan Le Fanu, doch erst durch Bram Stokers "Dracula" (1897) sei eine für das Vampirgenre prägende Verbindung hergestellt worden: "In London wird der Vampir in Gestalt der Fledermaus geboren!"

Das ist allerdings eine Datierung, die diverse erwägenswerte Hinweise der vampirkundlichen Motivforschung ausblendet. So griff Alexandre Dumas in einem Theaterstück etwa Polidoris Hauptfigur auf, ließ den Vampir seine Flügel ausbreiten und davonfliegen. In einer Erzählung William Henry Giles Kingstons saugen vampirhafte Mütter das Blut ihrer eigenen Kinder und werden zu Eulen - oder zu Fledermäusen. Und man mag darüber streiten, ob Georges Méliès' Dreiminüter "Le manoir du diable" als erster Vampirfilm gelten soll, aber mit der Fledermaus im Schloss, die sich in einen Mann verwandelt, zeigte Méliès jedenfalls bereits Szenen, die das Kino dann oft wiederholte. Die drei Werke gingen "Dracula" voraus, nur erfährt man dazu bei Decker leider nichts.

grae.

Gunnar Decker: "Die Fledermaus". Bote der Nacht. Berenberg Verlag, Berlin 2018. 168 S., Abb., geb., 22,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Auf dem Landsitz des Teufels
Gunnar Decker erzählt von Fledermäusen und Vampiren

Als "Meister im effektiven Umgang mit ihrer Energie" stellt Gunnar Decker die Fledermäuse vor, deren Biologie er im ersten Teil seines schön aufgemachten Buchs behandelt. Die Nachtjäger können mit der Ortung per Echo die Umgebung erkennen und ihre Beute suchen. Während ein Großer Abendsegler durchaus dreißig Maikäfer hintereinander zu fressen vermag, ernähren sich südamerikanische Vampirfledermäuse von Blut. Mit Vampiren befasst sich Decker dann im zweiten Teil, in dem er den historischen und literarischen Spuren der untoten Blutsauger folgt - wobei aber gerade der Blutdurst, merkt er an, anfangs gar nicht unbedingt zum Vampirbild mit all seinen Vorläufern und Varianten gehörte. Schließlich führt er im dritten Abschnitt beide Stränge zusammen, wenn es um motivische Verknüpfungen von Fledermaus und Vampir geht.

Das achtzehnte Jahrhundert habe "Aufklärungsbewusstsein" in der Vampirdebatte bewiesen, im neunzehnten sei der Vampir aber nicht verschwunden, sondern literarisiert zurückgekehrt. Europaweit zum Erfolg wurde "Der Vampyr" (1819), die von Byrons Leibarzt John William Polidori verfasste Geschichte über die Untaten eines Vampir-Lords. Decker findet weibliche Vampire bei E. T. A. Hoffmann und Joseph Sheridan Le Fanu, doch erst durch Bram Stokers "Dracula" (1897) sei eine für das Vampirgenre prägende Verbindung hergestellt worden: "In London wird der Vampir in Gestalt der Fledermaus geboren!"

Das ist allerdings eine Datierung, die diverse erwägenswerte Hinweise der vampirkundlichen Motivforschung ausblendet. So griff Alexandre Dumas in einem Theaterstück etwa Polidoris Hauptfigur auf, ließ den Vampir seine Flügel ausbreiten und davonfliegen. In einer Erzählung William Henry Giles Kingstons saugen vampirhafte Mütter das Blut ihrer eigenen Kinder und werden zu Eulen - oder zu Fledermäusen. Und man mag darüber streiten, ob Georges Méliès' Dreiminüter "Le manoir du diable" als erster Vampirfilm gelten soll, aber mit der Fledermaus im Schloss, die sich in einen Mann verwandelt, zeigte Méliès jedenfalls bereits Szenen, die das Kino dann oft wiederholte. Die drei Werke gingen "Dracula" voraus, nur erfährt man dazu bei Decker leider nichts.

grae.

Gunnar Decker: "Die Fledermaus". Bote der Nacht. Berenberg Verlag, Berlin 2018. 168 S., Abb., geb., 22,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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