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Konstantin Neumann, gerade aus dem Gefängnis entlassen, zieht in eine ruhige Gegend von Münster, um sein Leben zu ordnen. Die Frauenleiche im Hausflur ist da natürlich nicht eingeplant und wirft unangenehme Fragen auf: Ist der Greis aus dem Erdgeschoss ein Altnazi, der noch immer mit geraubten Kunstwerken handelt? Was ist mit Konstantins Vormieter geschehen, der seit seinem Auszug spurlos verschwunden ist? Und sollte sich ein seit siebzig Jahren verschollen geglaubtes Gemälde von Franz Marc tatsächlich wiederfinden lassen?
Sabine Schulze Gronover, geboren 1969 in Hamm-Heessen, studierte Diplom-Pädagogik und Kunsttherapie an der Universität Münster. Seit 1993 arbeitet sie als Therapeutin an der LWL-Klinik Münster und seit 2010 zusätzlich auf der Palliativstation des St.-Josef-Krankenhauses. Sie lebt mit ihrer Familie und einigen Tieren auf dem Land in Mersch-Drensteinfurt.
Produktdetails
- emons: kriminalroman
- Verlag: Emons Verlag
- Seitenzahl: 320
- Erscheinungstermin: 15. September 2015
- Deutsch
- Abmessung: 206mm x 134mm x 21mm
- Gewicht: 380g
- ISBN-13: 9783954517244
- ISBN-10: 3954517248
- Artikelnr.: 42799471
Herstellerkennzeichnung
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»Wieder an der eigenen Wohnungstür, sah er, dass Goofy sich hingelegt hatte, aber noch immer zur Tür starrte. Nun öffnete er sie doch leise und lauschte ins Dunkel. Nichts. Er stieg vorsichtig eine Treppe höher, aber auch dort herrschte Stille. Kein Laut drang aus der …
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»Wieder an der eigenen Wohnungstür, sah er, dass Goofy sich hingelegt hatte, aber noch immer zur Tür starrte. Nun öffnete er sie doch leise und lauschte ins Dunkel. Nichts. Er stieg vorsichtig eine Treppe höher, aber auch dort herrschte Stille. Kein Laut drang aus der Wohnung von Susanne oder von Schuberts, was er um halb drei Uhr nachts völlig normal fand. Während er auf dem Balkon gestanden hatte, war der nächtliche Besucher wahrscheinlich längst in seiner Wohnung angekommen. Doch irgendetwas hatte er in den Hausflur geschoben.
... Er eilte so leise wie möglich hinterher und erschrak ganz furchtbar, als Goofy erst einen lang gezogenen Jaulton von sich gab und dann dreimal kurz, aber leider sehr laut bellte.
Konstantin wollte schon ärgerlich auffahren, doch tatsächlich verspürte er selbst kurz danach das Bedürfnis, laut zu schreien. ... Vor ihm neben den Briefkästen im Flur lag leblos eine Person, die Augen starr aufgerissen.«
Der Fund einer Leiche im eigenen Treppenhaus gehört zu den Dingen, die man sich - frisch aus dem Gefängnis entlassen - nicht gerade wünscht. Zumal, wenn es sich bei der Leiche auch noch um ein Mordopfer handelt! Schließlich war Konstantin Neumann extra in diese ruhige Wohngegend von Münster gezogen, um ein neues Leben anzufangen. Als Haftentlassener (und noch dazu auf Bewährung), gehört er schnell zum Kreis der Verdächtigen. Da akribisches Forschen und Beobachten zu Konstantins Stärken (manchmal auch Schwächen) gehört, macht er sich selber auf die Suche nach dem Täter und stößt dabei auf seltsame Fragen: Wieso hält sich die Bestürzung bei seinen Nachbarn scheinbar in Grenzen? Was ist mit seinem Vormieter geschehen, der offenbar verschwunden ist? Ist der alte Mann im Erdgeschoß ein Altnazi? Und wie passen die Hinweise auf geraubte Kunstwerke und ein seit siebzig Jahren als verschollen geltendes Gemälde von Franz Marc in diesen ganzen Zusammenhang?
Dieser neue Krimi der Autorin, die mich schon mit „Rote Schatten über Münster“ begeistert hatte, hat mich erneut gut unterhalten. Das Thema Raubkunst wurde sehr schön in die Krimihandlung eingesponnen und mit diversen geschichtlichen Hintergrundinformationen versehen. Ich mag es ja sehr, wenn die Ausgangslage des Verbrechens eine eher ungewöhnliche ist – daher kam ich hier voll auf meine Kosten. Das zweite Ungewöhnliche an diesem Krimi ist der Ermittler, nämlich ein Ex-Häftling auf Bewährung. Seine im Gefängnis gesammelte Erfahrung macht er sich einige Male zunutze, außerdem steht im beratend ein Freund zur Seite, den er ebenfalls während der Haft kennenlernte und der seines Zeichens ein Experte im Bereich Kunstfälschung ist.
Neben diesen beiden gibt es noch weitere eindrucksvolle Charaktere: Eine recht burschikose Kommissarin, vor der sich Konstantin manchmal richtig fürchtet, seine schwer gestresste Schwester, die eigentlich dafür kämpft, dass ihr Bruder sich wieder in die Gesellschaft einlebt, ein sehr sympathischer 16jähriger mit Downsyndrom und ein griesgrämiger, dauernd schimpfender alter Mann im Rollstuhl, bei dem man die ganze Zeit über das Gefühl nicht loswird, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmt. Nur was? Ach ja, nicht vergessen will ich Hund Goofy, einen Polizeihund in Frührente (er ist so goldig!)
Die junge Frau vom Anfang bleibt übrigens nicht die einzige Tote! Es wird also spannend und der Handlungsverlauf sorgt immer wieder für Überraschungen. Und wenn ich nicht rätselte oder mich überraschen ließ, hab ich gelacht, zum Beispiel über den häufig nett sarkastischen Stil…
»Viel schlimmer konnte es nicht werden. Nachts um halb fünf Tee trinken allein mit einer Frau. Mit dieser Frau! Bestimmt neunzig Kilo Lebendgewicht, Millionen kleiner grauer Zellen, die ihm mit Spott und Hohn Informationen entlockten, und dazu noch ein Blick, bei dem auch ein hungriger Geier sein Essen fallen lassen würde.«
Fazit: Das Thema Raubkunst im Krimi – spannend, unterhaltsam und ungewöhnlich. Kann ich sehr empfehlen!
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Ein Fall, der unter die Haut geht
Warum lässt sich ein alter Mann im Rollstuhl nach 20 Jahren eine Tätowierung entfernen? Warum wohnt man in einer kleinen Wohnung, wenn man doch eine Villa besitzt?
Konstantin wurde gerade erst aus dem Gefängnis entlassen, hat sich in seiner …
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Ein Fall, der unter die Haut geht
Warum lässt sich ein alter Mann im Rollstuhl nach 20 Jahren eine Tätowierung entfernen? Warum wohnt man in einer kleinen Wohnung, wenn man doch eine Villa besitzt?
Konstantin wurde gerade erst aus dem Gefängnis entlassen, hat sich in seiner Wohnung eingerichtet und gewöhnt sich noch an Goofy, einen frühverrenteten Polizeihund den ihm seine Schwester geschenkt hat, als ausgerechnet er nachts die Leiche einer Hausbewohnerin findet. Leider gerät er durch seine Vergangenheit sofort ins Blickfeld der ermittelnden Kommissarin Finke. Zum Glück beißt sie sich aber nicht lange an ihm fest.
Doch Konstantin ist neugierig und dank Goofy kommt er nach und nach mit den anderen Bewohnern des Hauses in Kontakt und versucht, hinter deren Geheimnisse zu kommen. Was passierte z.B. mit seinem Vormieter und warum wird dessen Keller in einer Nacht-und-Nebel-Aktion geräumt? Was verbirgt der „Alte“ aus dem Erdgeschoss? Wer durchwühlt Konstantins Schränke und Schubladen, wenn er unterwegs ist? Und was hat das alles mit dem seit der Nazizeit verschollenen Bild „Der Turm der blauen Pferde“ von Franz Marc zu tun?
Bei Konstantins Nachforschungen helfen ihm seine Schwester und sein krebskranker Knast-Kumpel Frank, der selbst wegen betrügerischem Kunsthandel einsitzt. Und auch die Kommissarin (deren Statur und trockenen Humor ich mir nach der Beschreibung wie einen weiblichen Bullen von Tölz vorstelle ;-)) bleibt natürlich nicht untätig. Überhaupt ist diese viel netter als es den ersten Anschein hat. Sie verurteilt Konstantin nicht sondern nimmt ihn ernst und bezieht ihn immer wieder in ihre Ermittlungen ein. Denn er weiß nach der langen Zeit im Gefängnis gar nicht so richtig, wer er ist und was er im Leben noch erreichen will. Seine Schwester ist gleichzeitig seine Anwältin und immer sehr um ihn besorgt. Sie probiert alles, damit Konstantin wieder richtig im Leben ankommen – deshalb schenkt sie ihm auch Goofy, der seinem Leben soziale Kontakte und feste Strukturen gibt.
Das Buch geht gleich sehr spannend los und der Fall wird immer verzwickter. Im Strudel der Ereignisse war es nicht immer leicht für Konstantin (und mich), auf der richtigen Spur zu bleiben und sich von den falschen Hinweisen nicht verwirren zu lassen - der Plot ist ausgezeichnet konstruiert. Ich liebe solche Krimis, in denen ich bis zum Schluss mit raten kann!
Die Autorin behandelt hier relativ unbefangen ein sehr dunkles, schreckliches und in der Öffentlichkeit m.E. schon wieder fast vergessenes Kapitel der deutschen Geschichte: die Raubkunst der Nazis und die Rückgabe der Bilder / Gegenstände auch lange nach dem Krieg an die eigentlichen Besitzer oder deren Erben. Das Buch hat mich sehr nachdenklich gemacht, werden doch immer noch bis zu 10.000 geraubte Werke vermisst und z.B. in Privatbesitz vermutet.
Fazit:
Das Buch macht ganz schön nachdenklich, hat sich aber trotz des schweren Hintergrund-Themas sehr gut lesen lassen und der Kriminalfall ist hervorragend konstruiert! Vielen Dank für dieses ausgezeichnete Lesevergnügen.
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Konstantin Neumann, gerade aus der Haft entlassener Strafgefangener, findet im Treppenhaus seiner neuen Bleibe eine junge tote Frau, seine Nachbarin über ihm. Naja, wenn man gerade auf Bewährung draussen ist, kommt sowas nicht so gut. Aber Konstantin lässt sich nicht beirren und …
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Konstantin Neumann, gerade aus der Haft entlassener Strafgefangener, findet im Treppenhaus seiner neuen Bleibe eine junge tote Frau, seine Nachbarin über ihm. Naja, wenn man gerade auf Bewährung draussen ist, kommt sowas nicht so gut. Aber Konstantin lässt sich nicht beirren und beginnt selbst nach einem Motiv bzw. dem Mörder zu suchen. Dabei werden die Fragen mehr als die Erkentnisse. Warum wohnt ein Ehepar mit Sohn in einer Mietswohnung, wenn sie am Standtrand eine Villa stehen haben? Warum lässt man sich mit 80 Jahren eine Tätowierung entfernen? Wohin verschwinden plötzlich die Sachen seines Vormieters aus dem Keller?
Aber seine Nachbarin wird nicht die einzige Tote bei seinen "Ermittlungen" bleiben...
Eins weiß ich schon jetzt. Dies war der erste Krimi, den ich von Frau Schulze Gronover gelesen habe, aber es wird nicht der letzte gewesen sein.
Das Thema Raubkunst in der Zeit des Naziregimes wurde sehr überzeugend in die Krimihandlung eingebaut. Die Hintergrundinformationen, die immer wieder leise eingetreut wurden, finde ich sehr gut.
Die Protagonisten sind, genau wie das Thema, nicht alltäglich:
Konstantin, Ex-Häftlich, betätigt sich als Ermitler. Ein Freund aus Knasttagen steht ihm dabei immer wieder zur Seite.
Eine schwergewichtige Kommissarin, die sich hier und da in die Karten sehen lässt und ihr Herz, wie ich finde, am rechten Fleck hat.
Eine gut situiertes Ehepaar mit ihrem 16-jährigen Sohn, der am Downsyndrom leidet und, nachdem er die Kommissarin kennengelernt hat, Kommissar werden will.
Konstantins Schwester, die ihm einen frühverrenteten Hund schenkt, Konstantin immer wieder am ermitteln hindern will und ein Techtelmechtel mit seinem Bewährungshelfer hat.
Und Konstantins Vermieter, ein griesgrämiger alter Herr im Rollstuhl, der Konstantinund vor allem Hund Goofy zu mögen scheint.
Alles in allem eine bunte Mischung, die für spannende und interessante Unterhaltung sorgt.
Der Schreibstil ist angenehm leicht und flüssig zu lesen und die Seiten fliegen Dank der Spannung, die sich sehr bald aufbaut nur so durch meine Finger. Überraschende Wendungen und weitere Tote sorgen dafür, dass der Spannungsbogen konstant hoch bleibt.
Die Geschichte spielt in und um Münster, eine Stadt, deren Bauwerke und Straßen immer wieder genannt werden. Die Autorin hat es mit ihren Beschreibungen geschafft, dass Münster nun auf meiner "will ich noch sehen"-Liste steht.
FAZIT:
Ein runder, spannender Kriminalfall, der durch die Protagonisten und einen interessanten Blick in die Nazivergangenheit besticht.
Ich hoffe auf eine Fortsetzung.
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Ein spannender Krimi mit einer erfrischenden Prise Humor:
Der Krimi „Die Flucht der blauen Pferde“ war für mich eine äußerst positive Entdeckung.
Die Geschichte ist nicht nur komplex und wendungsreich, mir hat insbesondere der Erzählstil gut gefallen, der mit einer …
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Ein spannender Krimi mit einer erfrischenden Prise Humor:
Der Krimi „Die Flucht der blauen Pferde“ war für mich eine äußerst positive Entdeckung.
Die Geschichte ist nicht nur komplex und wendungsreich, mir hat insbesondere der Erzählstil gut gefallen, der mit einer erfrischen Prise Humor und Charme aufwartet.
Als Konstantin Neumann aus der Haft entlassen wird, organisiert seine Schwester ihm eine Wohnung in einem ruhigen Mehrfamilienhaus in Münster. Doch mit der Ruhe ist es bald vorbei. Erst registriert Konstantin seltsame nächtliche Besuche, nur wenige Tage später findet er eine Mitbewohnerin tot im Hausflur auf.
Das ist nicht gerade das richtige Umfeld für einen Straftäter auf Bewährung, doch Konstantin fühlt sich wohl in der Hausgemeinschaft und versucht auf eigene Faust zu ergründen, ob die Hausbewohner etwas mit der Tat zu tun haben. Er macht bald ein paar seltsame Entdeckungen. Ist der alte Herr Adler im Erdgeschoss ein Altnazi und handelt mit Raubkunst aus der Nazizeit?
Zum Glück trifft Konstantin auf eine verständnisvolle Kommissarin, die ihm ohne Vorbehalte begegnet und ihn in die Ermittlungen mit einbezieht.
Unterstützung bekommt Konstantin noch dazu durch einen ehemaligen Mithäftling, der wegen Kunstfälschung angeklagt war und sich in der Szene auskennt.
Dieser Krimi bietet eine abgerundete Mischung mit seiner interessanten und immer wieder überraschenden Geschichte, aber auch mit eindrucksvollen Charakteren, die zum Teil leicht skurril sind, dabei aber nicht zu sehr überzeichnet.
Neben Konstantin selbst, der mir mit seiner selbstkritischen und manchmal naiven Art trotz seiner zweifelhaften Vergangenheit schnell sympathisch war, ist insbesondere die Kommissarin Frau Finke nicht nur durch ihre Leibesfülle eine beeindruckende Person. Sie hat das Herz am rechten Fleck und überrascht immer wieder durch ihre resolute aber auch fürsorgliche Art und ihren trockenen Humor. Auch der alte Herr Adler ist eine Art Original und sorgt für einige unterhaltsame Szenen.
Die Krimi Autorin Sabine Schulze Gronover werde ich mir auf jeden Fall merken, und ich würde mich sehr freuen, wenn die am Ende der Geschichte angedeutete Fortsetzung tatsächlich umgesetzt wird.
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„Die Flucht der blauen Pferde“ war mein erster Münster-Krimi der Autorin, aber sicher nicht der letzte, denn mit ihrem spannenden Schreibstil hat mich Frau Schulze Gronover sofort für sich gewinnen können. Ein sympathischer Anti-Held trifft auf eine interessante …
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„Die Flucht der blauen Pferde“ war mein erster Münster-Krimi der Autorin, aber sicher nicht der letzte, denn mit ihrem spannenden Schreibstil hat mich Frau Schulze Gronover sofort für sich gewinnen können. Ein sympathischer Anti-Held trifft auf eine interessante Hintergrundstory, die es in sich hat.
Der lockere, aber doch den Charakteren und der Situation angepasste Schreibstil hat mich auf der ersten Seite direkt abgeholt und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. Die Autorin versteht es, fesselnd zu schreiben und immer wieder spannende Elemente sowie Plottwists einzubauen. Nichts ist, wie es scheint. Alles kann sich im Verlauf der Story als unwahr herausstellen. Dabei wird uns die Geschichte von einem allwissenden Erzähler nähergebracht, um eine gewisse Distanz zu den Charakteren zu wahren. Ich hatte am Anfang ehrlich gesagt ein paar Probleme mit dieser „anonymen“ Sichtweise, weil ich sehr gerne gewusst hätte, was in Konstantin während der ein oder andren Situation vorgegangen ist. Er wirkt zu Beginn etwas nüchtern, was sich aber im Verlauf der Story gibt.
Konstantin ist der typische Anti-Held einer Geschichte. Gerade aus dem Gefängnis entlassen, versucht er möglichst in der Masse unterzutauchen und gerät dabei von einer prikären Situation in die nächste. Ich kann nicht leugnen, dass ich sowohl Mitleid mit ihm hatte als auch Sympathie empfunden habe. Trotz seiner schwierigen Situation lässt er sich nicht unterkriegen und wühlt sogar jedes Mal noch tiefer in der Vergangenheit seiner Mitbewohner. Diese Stärke und sein Forscherdrang zeichnen ihn aus und machen ihn zu dem, was er ist: ein überaus sympathischer Protagonist, von dem ich sehr gerne noch mehr lesen würde.
Die Nebencharaktere sind ebenfalls gut ausgearbeitet und allesamt authentisch. Jeder spielt eine wichtige Rolle in diesem perfekt kontruierten Theaterstück. Besonders der alte Adler hat mir sehr gut gefallen. Sein Mundwerk und seine forsche, raue Art haben trotz allem etwas Knuffiges. Man muss ihn einfach mögen und kann ihn gar nicht hassen.
Dass jeder der Hausbewohner Dreck am Stecken hat, wird ziemlich schnell klar, allerdings wird uns die Lösung des ganzen Falls immer nur häppchenweise serviert und selbst ganz zum Schluss bekommen wir noch mal ein paar neue Details geliefert, die man so gar nicht vermutet hätte. Generell kann ich sagen, dass dieser Krimi sehr spannend war, was nicht zuletzt auch am interessanten Hintergrundthema lag. Der Kunstraub der Nazis ist ja nun wirklich ein ganz heikles Thema und die Autorin hat eine großartige Recherchearbeit geleistet. Dabei werden die geschichtlichen Fakten sehr gut mit der Story verwoben, sodass wir kein seitenlanges Referat bekommen, sondern – im Gegenteil – an den Lippen des Erzählers hängen und mehr zu diesem Thema erfahren möchten.
Insgesamt haben wir es mit einem unblutigen Kriminalroman zu tun, der sich auf die Ermittlungsarbeit konzentriert. Dabei bekommen wir diese aber zum größten Teil aus Sicht von Konstantin präsentiert, der einfach auf eigene Faust ermittelt. Ich hatte oft ein Schmunzeln im Gesicht, weil man manchmal einfach nur dachte: Oh Konstantin, was hast du nun schon wieder angestellt?
Münster als Tatort ist ein bisschen untergegangen. Ein paar Schauplätze werden zwar erwähnt, aber der Krimi hätte auch an jedem anderen Ort spielen können. Ich persönlich fand das nicht tragisch, aber wer hier viele erwähnenswerte und vor allen Dingen dargestellte Plätze in und um Münster erwartet, sollte nicht enttäuscht sein, wenn sie zahlenmäßig begrenzt sind.
Insgesamt hat mir der Krimi gut gefallen und ich werde demnächst auch noch andere Romane der Autorin lesen, weil sie mich mit der Geschichte von Konstantin Neumann und der Raubkunst überzeugen konnte.
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Kunstraub durch Nazis, ein berühmtes Gemälde, das zuletzt in Göhrings Besitz war und ein Ex-Häftling auf Bewährung, der über Leichen stolpert und eine ungezügelte Neugier auf seine Nachbarn hat ergeben einen raffinierten, überzeugenden und spannenden …
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Kunstraub durch Nazis, ein berühmtes Gemälde, das zuletzt in Göhrings Besitz war und ein Ex-Häftling auf Bewährung, der über Leichen stolpert und eine ungezügelte Neugier auf seine Nachbarn hat ergeben einen raffinierten, überzeugenden und spannenden Kriminalroman.
Der Ex-Häftling Konstantin Neumann ist auf Bewährung entlassen und dank der Vermittlung seiner Schwester bewohnt er eine schöne Altbauwohnung in einer ruhigen Wohngegend in Münster. Er stellt in seinem Haus seltsame nächtliche Aktivitäten fest und findet kurz darauf die Leiche einer jungen Frau im Treppenhaus, die seine Neugier weckt sowie eine korpulente und sehr rabiate Kommissarin auf den Plan ruft.
Bei Nachforschungen stößt Konstantin auf einen verschollenen Vormieter und auf seltsame Verbindungen der übrigen Hausbewohner untereinander, die alle ungewöhnlich wohlhabend sind. Besonders interessant erscheint ihm der Alte im Erdgeschoss, bei dem Konstantin eine sehr dunkle Vergangenheit und merkwürdige Verbindungen zur Kunstszene in der Gegenwart vermutet.
Unterstützt wird Konstantin bei seinen Nachforschungen von einem ehemaligen Mithäftling und Kunstfälscher, der wie viele andere in dieser Geschichte auf der Suche nach während der Nazizeit verschollenen Gemälden ist.
Die Handlung lebt von interessanten, geheimnisvollen und teilweise skurrilen Charakteren und immer wieder überraschenden Wendungen. Der Protagonist und Antiheld Konstantin agiert teilweise recht naiv und stolpert, obwohl er eine kluge Person ist, von einem Malheur zum nächsten. Überwacht und überrascht wird er von Kommissarin Finke, die auf ihn anfangs bedrohlich und einschüchternd wirkt, und das nicht nur wegen ihrer Körperfülle, aber trotz Resolutheit das Herz am rechten Fleck hat und viel Fürsorge und Klugheit und Humor beweist.
Der lockere aber dennoch situativ angepasste Stil des Buches macht das Lesen zum Vergnügen und hat mir sehr gefallen. Die fesselnde Schreibweise der Autorin und das häppchenweise Auflösen der verwickelten Geschichte verbunden mit dem hochinteressanten Hintergrund ergeben einen höchst ausgefeilten und raffinierten Kriminalroman, für den ich volle 5 Sterne vergebe.
Der Prolog der Geschichte beruht übrigens auf Tatsachen:
Das berühmte Bild von Franz Marc "Der Turm der blauen Pferde" verschwand nach dem Krieg angeblich aus dem "Haus Waldsee" und gilt seitdem als verschollen. Ebenso wahr ist die Passage zum Kunstfund aus der Sammlung Gurlitts (Schwabinger Kunstfund). Die im Buch erzählte Geschichte selbst ist zwar fiktiv, aber klug gewürzt mit ein paar reellen Ereignissen liefert dies einen ganz besonderen Reiz.
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