Vertreibungsaktionen von beispiellosem Ausmaß begleiteten die Kriege des 20. Jahrhunderts. Die "ethnischen Flurbereinigungen" der nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik setzten im Verlauf des Zweiten Weltkriegs im östlichen Mitteleuropa ein gigantisches Völkerkarussell in Gang, das schließlich die Vertreibung und Flucht auch von rund 14 Millionen Deutschen aus jahrhundertealten Siedlungsgebieten im Osten zur Folge hatte.
Jahrzehntelang blieb das Thema in Ostdeutschland völlig tabu, in Westdeutschland beschränkte sich die Diskussion auf das Umfeld der Vertriebenenverbände. Zu groß schien die Gefahr, das Leiden der Flüchtlinge gegen die Verbrechen des Dritten Reichs aufzurechnen. Die Vereinigung der beiden deutschen Staaten, die neue Situation in Europa und die zeitliche Distanz ermöglichen nun die Analyse und Diskussion in der Öffentlichkeit. Die Autoren dieses Bandes, SPIEGEL-Redakteure und Historiker, zeichnen das Bild der Vertreibungen im Zusammenhang von nationalsozialistischer Eroberungspolitik und Krieg, sie beschreiben das Versagen der Wehrmacht, die Rache der Sieger, persönliche Tragödien, grauenvolle Katastrophen wie den Untergang der "Wilhelm Gustloff", die mühevolle Eingliederung der Flüchtlinge in Deutschland. Und sie schildern, wie ein alter Kulturraum noch heute mit den Folgen der gewaltigen Umwälzungen kämpft.
Jahrzehntelang blieb das Thema in Ostdeutschland völlig tabu, in Westdeutschland beschränkte sich die Diskussion auf das Umfeld der Vertriebenenverbände. Zu groß schien die Gefahr, das Leiden der Flüchtlinge gegen die Verbrechen des Dritten Reichs aufzurechnen. Die Vereinigung der beiden deutschen Staaten, die neue Situation in Europa und die zeitliche Distanz ermöglichen nun die Analyse und Diskussion in der Öffentlichkeit. Die Autoren dieses Bandes, SPIEGEL-Redakteure und Historiker, zeichnen das Bild der Vertreibungen im Zusammenhang von nationalsozialistischer Eroberungspolitik und Krieg, sie beschreiben das Versagen der Wehrmacht, die Rache der Sieger, persönliche Tragödien, grauenvolle Katastrophen wie den Untergang der "Wilhelm Gustloff", die mühevolle Eingliederung der Flüchtlinge in Deutschland. Und sie schildern, wie ein alter Kulturraum noch heute mit den Folgen der gewaltigen Umwälzungen kämpft.
literaturtest.de
Terror in den Städten
Das Buch ist ein gelungener Beweis für eine sachliche Auseinandersetzung mit einem düsteren Kapitel deutscher und europäischer Geschichte – dem Bombenkrieg der Alliierten auf deutsche Städte und die Zivilbevölkerung. Nach Schätzungen verloren dabei etwa 600.000 Menschen ihr Leben, vorwiegend Frauen und ältere Menschen. Unter den Toten waren auch 80.000 Kinder. Die Männer waren an der Front. Hauptziele der amerikanischen und britischen Bombengeschwader waren Berlin, Hamburg, Dresden, Köln, weitere Großstädte und das Ruhrgebiet.
Leid im Bild
Nach der Haager Landkriegsordnung waren die Bombardements gegen Zivilisten nicht gerechtfertigt. Doch den Krieg haben die Deutschen begonnen. Sie haben auch als Erste den Terror aus der Luft in andere Länder gebracht. Nach Spanien, in die Sowjetunion und nach England - gleichfalls mit großen Menschenopfern und unter Missachtung des Völkerrechts. Wissenschaftler, Theologen und Journalisten beschreiben 60 Jahre später sehr ausgewogen, unaufgeregt und kritisch die dramatischen Ereignisse, ihre Entstehung, die Ziele und Motive der damaligen Kriegsgegner. Vom Leid der Betroffenen zeugt ein beeindruckender Bildteil.
Zynischer RAF-Bomberchef
Die Mehrheit der Briten hält auch heute noch den Luftkrieg gegen Nazi-Deutschland für legitim. Der Chef der Royal Air Force, Arthur Harris, war während des Krieges wegen einer zu schneller Autofahrt gestoppt und von einem Polizisten ermahnt worden: "Sir, Sie hätten jemanden umbringen können!" Darauf Harris: "Junger Mann, ich bringe jede Nacht Tausende von Leuten um." Doch auch in England mehren sich kritische Stimmen. Die Bombardements seien moralisch nicht vertretbar. Ein wichtiges Ziel haben die anglo-amerikanischen Luftkrieger nicht erreicht: Die Zivilbevölkerung ließ sich durch die Angriffe nicht demoralisieren.
(Carsten Hansen)
Terror in den Städten
Das Buch ist ein gelungener Beweis für eine sachliche Auseinandersetzung mit einem düsteren Kapitel deutscher und europäischer Geschichte – dem Bombenkrieg der Alliierten auf deutsche Städte und die Zivilbevölkerung. Nach Schätzungen verloren dabei etwa 600.000 Menschen ihr Leben, vorwiegend Frauen und ältere Menschen. Unter den Toten waren auch 80.000 Kinder. Die Männer waren an der Front. Hauptziele der amerikanischen und britischen Bombengeschwader waren Berlin, Hamburg, Dresden, Köln, weitere Großstädte und das Ruhrgebiet.
Leid im Bild
Nach der Haager Landkriegsordnung waren die Bombardements gegen Zivilisten nicht gerechtfertigt. Doch den Krieg haben die Deutschen begonnen. Sie haben auch als Erste den Terror aus der Luft in andere Länder gebracht. Nach Spanien, in die Sowjetunion und nach England - gleichfalls mit großen Menschenopfern und unter Missachtung des Völkerrechts. Wissenschaftler, Theologen und Journalisten beschreiben 60 Jahre später sehr ausgewogen, unaufgeregt und kritisch die dramatischen Ereignisse, ihre Entstehung, die Ziele und Motive der damaligen Kriegsgegner. Vom Leid der Betroffenen zeugt ein beeindruckender Bildteil.
Zynischer RAF-Bomberchef
Die Mehrheit der Briten hält auch heute noch den Luftkrieg gegen Nazi-Deutschland für legitim. Der Chef der Royal Air Force, Arthur Harris, war während des Krieges wegen einer zu schneller Autofahrt gestoppt und von einem Polizisten ermahnt worden: "Sir, Sie hätten jemanden umbringen können!" Darauf Harris: "Junger Mann, ich bringe jede Nacht Tausende von Leuten um." Doch auch in England mehren sich kritische Stimmen. Die Bombardements seien moralisch nicht vertretbar. Ein wichtiges Ziel haben die anglo-amerikanischen Luftkrieger nicht erreicht: Die Zivilbevölkerung ließ sich durch die Angriffe nicht demoralisieren.
(Carsten Hansen)