Die Flußperlmuschel gehört zu den populärsten und interessantesten Weichtieren. Am bekanntesten ist ihre Fähigkeit, Schmuckperlen auszubilden. Bereits seit dem klassischen Altertum, oder vielleicht schon früher, hatte sie daher eine beachtliche kulturhistorische Bedeutung. Ihre enorm hohe Lebenserwartung, dazu ein komplizierter und vielschichtiger Lebenszyklus, der eine parasitäre Zwischenphase an Fischkiemen beinhaltet, hat sie in den Mittelpunkt biologischer Forschung gerückt.Die Perlfischerei und die zunehmende Schädigung ihrer natürlichen Umwelt haben vor allem seit Ausgang des vorigen Jahrhunderts zu einer ständig rückläufigen Bestandsentwicklung geführt. Heute ist diese an saubere und kalkarme Fließgewässer mit niedriger Durchschnittstemperatur eng angepaßte Tierart vielerorts vom Aussterben bedroht. Ihr völliges Erlöschen in größeren geographischen Räumen würde nicht nur eine unwiederbringliche Lücke in unseren Regionalfaunen hinterlassen, sondern auch einen empfindlichen Reinwasserindikator, der zudem durch eine besondere Biologie ausgezeichnet ist, vernichten. Der unbedingte Schutz der verbliebenen Vorkommen in Mitteleuropa muß daher oberste Priorität besitzen.