Ausgehend von William James' 1902 erschienener Untersuchung "Die Vielfalt religiöser Erfahrung" verfolgt Charles Taylor die Verschiebungen im Verhältnis von Religion, Individuum und Gesellschaft, von Spirituellem und Politischem bis in die Gegenwart. Der Rückzug des religiösen aus der öffentlichen Sphäre hat die Religion nicht ins Private eingeschlossen; vielmehr verbirgt sich hinter diesem Prozeß eine Kulturrevolution: Der moderne "expressive" Individualismus hat eine Vielfalt neuer Religionsformen und -gemeinschaften hervorgebracht, die auf die traditionellen Formen zurückwirkt und die Gesellschaft verändert. Der Ort der Religion muß neu bestimmt werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.06.2002Garstig mit Theresa
Charles Taylor über die Religionspsychologie von William James
William James' vor hundert Jahren erschienenes Buch über "Die Vielfalt der religiösen Erfahrung" - hervorgegangen aus den in Edinburgh zuvor gehaltenen Gifford-Lectures - ist das schlechthin klassische Werk der Religionspsychologie. Es hat bald nach seinem Erscheinen gerade auch in Deutschland größte Anerkennung, ja Bewunderung gefunden; die Rede vom "religiösen Genie" etwa, von dessen pathologischer Disposition und gesteigerter psychischer Sensitivität ist hier auf fruchtbaren Boden gefallen. Die Psychologie der Religion, wie sie James verstand, hielt sich an die "originale Erfahrung" des Religiösen, die entschieden und distinkt eine Erfahrung im subjektiven Innen ist, eine, die sich im Gefühl und als Gefühl artikuliert und die ausschließlich dem gehört, der die Erfahrung als die seine gemacht hat.
Hier - im Enthusiasmus, im ganz unwillentlichen Überwältigtsein eines gottberührt-feierlichen Glücksempfindens - fällt das Religiöse unmittelbar und selbstsicher an und ist als ein exklusiv psychisches Phänomen "inkommunikabel". Was die institutionelle, dogmatisch, kultisch und moralisch präskriptive Religion, was also die Kirchen zu bieten haben, ist Überlieferung, ist Weitergabe "aus zweiter Hand" und besagt Veralltäglichung und längerfristig den typischen Erstickungstod für die Lebendigkeit der ursprünglichen Inspiration. In diesem Sinne entscheidet sich James für die Verabschiedung der "institutionellen Religion" mit "ihren Priestern und Sakramenten" zugunsten der "persönlichen Religion". Tatsächlich hat seine Psychologie für die soziale und das heißt zunächst: die kommunikative Seite des Religiösen eher wenig Sinn. Nichts an der authentischen religiösen Erfahrung soll eben Zweiten oder Dritten zugerechnet werden können. Unbestreitbar geht es hier um religiösen "Individualismus", und heute ist man sogleich genötigt zu fragen: Ist dieser Individualismus etwas spezifisch "Modernes"?
Auch zu dem soeben erschienen Buch, das Charles Taylor über James' Religionspsychologie geschrieben hat, haben die Gifford-Lectures - Taylor hielt sie 1999 in Edinburgh - den Anstoß gegeben, darüber hinaus eine Vorlesungsreihe, die er im Jahr darauf in Wien anbot (F.A.Z. vom 7. Juni 2000). War dabei zunächst an Vorlesungen zur Lage der Religion "in unserem säkularen Zeitalter" gedacht, so sah sich Taylor durch die neuerliche Lektüre von James, durch dessen hohe Aktualität immer stärker genötigt, seine Sache als Auseinandersetzung mit James zu betreiben.
Dabei stellt der antiinstitutionelle Zug an James' Religionsverständnis den Ausgangspunkt dar. Und was Taylor, ausgestattet auch mit solider Kenntnis des römisch-katholischen Christentums (zumal des französischen), nun zu bieten hat, ist die Beobachtung und Ausleuchtung von, wie er sagt, "gewissen blinden Flecken" an der Jamesschen Sicht der Dinge. Woran Taylor zunächst liegt, ist zu zeigen, daß jene "religiöse Innerlichkeit", so sehr sich postinstitutionelle Modernität für sie in Anspruch nehmen läßt, eine lange christliche Vorgeschichte hat. Er verweist auf die spätmittelalterliche devotio moderna und auch auf das Laterankonzil von 1215 mit seinen Kirchengeboten, die den Christenmenschen verpflichteten, zumindest einmal im Jahr zu beichten und die Kommunion zu empfangen; man sollte hinzusetzen: die Gültigkeit der Beichte fordert dem Gläubigen "gefühlte", also im eigenen Inneren beobachtete Reue ("contritio") ab. Hier ist es also gerade die institutionelle Kirche, die das religiöse Leben in die Richtung der verinnerlichten und persönlichen Religiosität drängt. Darüber hinaus bindet Taylor James zurück an eine pietistische Traditionslinie, als deren Exponenten er den (ersten) Quäker George Fox und John Wesley sieht; auch die Romantik bringt er, auf das "religiöse Genie" hin, ins Spiel.
Über das Nachzeichnen solcher Traditionslinien hinaus wirft Taylor dann die Frage nach "Beschränkungen" der Jamesschen Perspektive auf. Diesbezüglich nennt er James' protestantischen Blick, seine nachlassende Großzügigkeit da, wo es um den Katholizismus ging, wofür Taylor etwa auf James' Garstigkeiten im Umgang mit der heiligen Theresa von Avila verweist. Als folgenreiche Strukturanalyse entpuppt sich Taylors Kritik an der Einengung des Religiösen auf die Exklusivität der religiös-subjektiven Erfahrung. Taylor sieht klar: Das schließt alles "kollektive religiöse Leben" - im Sinne des Katholizismus wie Émile Durkheims - als "uneigentlich" aus, auch jenes der "Vereinigung (der Gemeinde) im Sakrament" oder ein Phänomen des Überschwangs, wie es die Apostelgeschichte im Blick auf die Pfingstereignisse beschreibt. Auch dies hat ja die Implikation der "Beziehung zum Göttlichen", und Taylor will ihm die Zugehörigkeit zum "eigentlich Religiösen" nicht bestritten sehen.
Die am schwersten wiegende Blindheit an James' grandiosem Werk nennt Taylor erst am Schluß des Kapitels: Er bestreitet dort die soziale Voraussetzungslosigkeit der religiösen Erfahrung, wie sie bei James angenommen wird. Im Anschluß an Wittgenstein macht er geltend: Als Erfahrung "von etwas" kommt auch die religiöse Erfahrung, für die ja "Göttliches" im Spiel ist, nicht ohne ein Vokabular aus, das die betreffende Erfahrung als bestimmte spezifiziert, sie mit Sinn ausstattet und sie artikulierbar und erinnerbar macht. Als Soziologe muß man hinzusetzen: Der ungeheure Reichtum an Selbstzeugnissen, den James' Buch ausbreitet - er ist ein Reichtum an niedergeschriebenen Mitteilungen, die das an sich Inkommunikable dann gleichwohl "zur Sprache gebracht" und dem Verstehen anheimgegeben haben.
Als erkenntnistheoretisch ungemein anregend empfindet man die voltenreichen Überlegungen, die an James' "Will to Believe" von 1897 anschließen; hier ist schön gezeigt, wie James, höchstpersönlich involviert, gegen die dominant und offensiv agnostische Intellektuellenkultur seiner Zeit und Umwelt opponiert, wie er dagegen für ein "Recht auf Glauben" eintritt. Die Vernunft nötigt durchaus nicht dazu, sich für den Agnostizismus zu entscheiden; der Wille zum Glauben steht als eine nicht minder vernünftige Wahl da: "James ist unser großer Philosoph der Schwelle, er sagt uns mehr als jeder andere darüber, wie es ist, wenn man an dieser ungeschützten Stelle steht und fühlt, wie einen der Wind einmal hierhin, einmal dorthin zerrt." Für Taylor ist diese Schwelle ein "Ort der Moderne" schlechthin.
Das Schlußkapitel des Buches, das programmatisch der "Religion heute" gewidmet ist, enttäuscht. Taylor geht hier der Säkularisierungsproblematik einerseits im Blick auf Religion und Politik und auf den "öffentlichen Raum" nach, und andererseits verhandelt es den "neuen Individualismus", wie er seit den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zum Thema wurde; Taylor spricht von "expressivem Individualismus", bringt ihn mit der "Revolution im Konsumbereich" in Verbindung und zeigt die religiösen Weiterungen - wobei er bei diesem Thema doch wenig über das hinausgeht, was man schon vor langer Zeit bei einschlägigen Autoren wie David Riesmann und Thomas Luckmann lesen konnte. Jedenfalls führen diese letzten Darlegungen von dem, was William James religionspsychologisch hochkarätig verhandelt hatte, sehr weit weg.
HARTMANN TYRELL
Charles Taylor: "Die Formen des Religiösen in der Gegenwart". Aus dem Englischen von Karin Wördemann. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002. 102 S., br., 8,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Charles Taylor über die Religionspsychologie von William James
William James' vor hundert Jahren erschienenes Buch über "Die Vielfalt der religiösen Erfahrung" - hervorgegangen aus den in Edinburgh zuvor gehaltenen Gifford-Lectures - ist das schlechthin klassische Werk der Religionspsychologie. Es hat bald nach seinem Erscheinen gerade auch in Deutschland größte Anerkennung, ja Bewunderung gefunden; die Rede vom "religiösen Genie" etwa, von dessen pathologischer Disposition und gesteigerter psychischer Sensitivität ist hier auf fruchtbaren Boden gefallen. Die Psychologie der Religion, wie sie James verstand, hielt sich an die "originale Erfahrung" des Religiösen, die entschieden und distinkt eine Erfahrung im subjektiven Innen ist, eine, die sich im Gefühl und als Gefühl artikuliert und die ausschließlich dem gehört, der die Erfahrung als die seine gemacht hat.
Hier - im Enthusiasmus, im ganz unwillentlichen Überwältigtsein eines gottberührt-feierlichen Glücksempfindens - fällt das Religiöse unmittelbar und selbstsicher an und ist als ein exklusiv psychisches Phänomen "inkommunikabel". Was die institutionelle, dogmatisch, kultisch und moralisch präskriptive Religion, was also die Kirchen zu bieten haben, ist Überlieferung, ist Weitergabe "aus zweiter Hand" und besagt Veralltäglichung und längerfristig den typischen Erstickungstod für die Lebendigkeit der ursprünglichen Inspiration. In diesem Sinne entscheidet sich James für die Verabschiedung der "institutionellen Religion" mit "ihren Priestern und Sakramenten" zugunsten der "persönlichen Religion". Tatsächlich hat seine Psychologie für die soziale und das heißt zunächst: die kommunikative Seite des Religiösen eher wenig Sinn. Nichts an der authentischen religiösen Erfahrung soll eben Zweiten oder Dritten zugerechnet werden können. Unbestreitbar geht es hier um religiösen "Individualismus", und heute ist man sogleich genötigt zu fragen: Ist dieser Individualismus etwas spezifisch "Modernes"?
Auch zu dem soeben erschienen Buch, das Charles Taylor über James' Religionspsychologie geschrieben hat, haben die Gifford-Lectures - Taylor hielt sie 1999 in Edinburgh - den Anstoß gegeben, darüber hinaus eine Vorlesungsreihe, die er im Jahr darauf in Wien anbot (F.A.Z. vom 7. Juni 2000). War dabei zunächst an Vorlesungen zur Lage der Religion "in unserem säkularen Zeitalter" gedacht, so sah sich Taylor durch die neuerliche Lektüre von James, durch dessen hohe Aktualität immer stärker genötigt, seine Sache als Auseinandersetzung mit James zu betreiben.
Dabei stellt der antiinstitutionelle Zug an James' Religionsverständnis den Ausgangspunkt dar. Und was Taylor, ausgestattet auch mit solider Kenntnis des römisch-katholischen Christentums (zumal des französischen), nun zu bieten hat, ist die Beobachtung und Ausleuchtung von, wie er sagt, "gewissen blinden Flecken" an der Jamesschen Sicht der Dinge. Woran Taylor zunächst liegt, ist zu zeigen, daß jene "religiöse Innerlichkeit", so sehr sich postinstitutionelle Modernität für sie in Anspruch nehmen läßt, eine lange christliche Vorgeschichte hat. Er verweist auf die spätmittelalterliche devotio moderna und auch auf das Laterankonzil von 1215 mit seinen Kirchengeboten, die den Christenmenschen verpflichteten, zumindest einmal im Jahr zu beichten und die Kommunion zu empfangen; man sollte hinzusetzen: die Gültigkeit der Beichte fordert dem Gläubigen "gefühlte", also im eigenen Inneren beobachtete Reue ("contritio") ab. Hier ist es also gerade die institutionelle Kirche, die das religiöse Leben in die Richtung der verinnerlichten und persönlichen Religiosität drängt. Darüber hinaus bindet Taylor James zurück an eine pietistische Traditionslinie, als deren Exponenten er den (ersten) Quäker George Fox und John Wesley sieht; auch die Romantik bringt er, auf das "religiöse Genie" hin, ins Spiel.
Über das Nachzeichnen solcher Traditionslinien hinaus wirft Taylor dann die Frage nach "Beschränkungen" der Jamesschen Perspektive auf. Diesbezüglich nennt er James' protestantischen Blick, seine nachlassende Großzügigkeit da, wo es um den Katholizismus ging, wofür Taylor etwa auf James' Garstigkeiten im Umgang mit der heiligen Theresa von Avila verweist. Als folgenreiche Strukturanalyse entpuppt sich Taylors Kritik an der Einengung des Religiösen auf die Exklusivität der religiös-subjektiven Erfahrung. Taylor sieht klar: Das schließt alles "kollektive religiöse Leben" - im Sinne des Katholizismus wie Émile Durkheims - als "uneigentlich" aus, auch jenes der "Vereinigung (der Gemeinde) im Sakrament" oder ein Phänomen des Überschwangs, wie es die Apostelgeschichte im Blick auf die Pfingstereignisse beschreibt. Auch dies hat ja die Implikation der "Beziehung zum Göttlichen", und Taylor will ihm die Zugehörigkeit zum "eigentlich Religiösen" nicht bestritten sehen.
Die am schwersten wiegende Blindheit an James' grandiosem Werk nennt Taylor erst am Schluß des Kapitels: Er bestreitet dort die soziale Voraussetzungslosigkeit der religiösen Erfahrung, wie sie bei James angenommen wird. Im Anschluß an Wittgenstein macht er geltend: Als Erfahrung "von etwas" kommt auch die religiöse Erfahrung, für die ja "Göttliches" im Spiel ist, nicht ohne ein Vokabular aus, das die betreffende Erfahrung als bestimmte spezifiziert, sie mit Sinn ausstattet und sie artikulierbar und erinnerbar macht. Als Soziologe muß man hinzusetzen: Der ungeheure Reichtum an Selbstzeugnissen, den James' Buch ausbreitet - er ist ein Reichtum an niedergeschriebenen Mitteilungen, die das an sich Inkommunikable dann gleichwohl "zur Sprache gebracht" und dem Verstehen anheimgegeben haben.
Als erkenntnistheoretisch ungemein anregend empfindet man die voltenreichen Überlegungen, die an James' "Will to Believe" von 1897 anschließen; hier ist schön gezeigt, wie James, höchstpersönlich involviert, gegen die dominant und offensiv agnostische Intellektuellenkultur seiner Zeit und Umwelt opponiert, wie er dagegen für ein "Recht auf Glauben" eintritt. Die Vernunft nötigt durchaus nicht dazu, sich für den Agnostizismus zu entscheiden; der Wille zum Glauben steht als eine nicht minder vernünftige Wahl da: "James ist unser großer Philosoph der Schwelle, er sagt uns mehr als jeder andere darüber, wie es ist, wenn man an dieser ungeschützten Stelle steht und fühlt, wie einen der Wind einmal hierhin, einmal dorthin zerrt." Für Taylor ist diese Schwelle ein "Ort der Moderne" schlechthin.
Das Schlußkapitel des Buches, das programmatisch der "Religion heute" gewidmet ist, enttäuscht. Taylor geht hier der Säkularisierungsproblematik einerseits im Blick auf Religion und Politik und auf den "öffentlichen Raum" nach, und andererseits verhandelt es den "neuen Individualismus", wie er seit den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zum Thema wurde; Taylor spricht von "expressivem Individualismus", bringt ihn mit der "Revolution im Konsumbereich" in Verbindung und zeigt die religiösen Weiterungen - wobei er bei diesem Thema doch wenig über das hinausgeht, was man schon vor langer Zeit bei einschlägigen Autoren wie David Riesmann und Thomas Luckmann lesen konnte. Jedenfalls führen diese letzten Darlegungen von dem, was William James religionspsychologisch hochkarätig verhandelt hatte, sehr weit weg.
HARTMANN TYRELL
Charles Taylor: "Die Formen des Religiösen in der Gegenwart". Aus dem Englischen von Karin Wördemann. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002. 102 S., br., 8,- [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
"Die Vielfalt der religiösen Erfahrung" von William James ist ein grandioses Werk, das klassische Werk der Religionspsychologie schlechthin. Umso erfreulicher findet der Rezensent Hartmann Tyrell, dass Charles Taylor sich kritisch mit James' Werk auseinandersetzt. Doch bevor er Taylor zu Wort kommen lässt, stellt der Rezensent zunächst James' These vor. Die religiöse Erfahrung sei bei James eine subjektive, innere Erfahrung, daher inkommunikabel - eine Vorstellung, die die dogmatische Überlieferung als vermittelte Erfahrung deklassiert und die "institutionellen Religionen" verabschiedet. Ist dieser "religiöse Individualismus" eine spezifisch moderne Vision?, fragt sich der Rezensent. Zunächst stelle Taylor die "religiöse Innerlichkeit" in eine lange christliche Tradition, die vom Mittelalter bis zur Romantik reiche, um dann die Beschränkungen der Jamesschen Perspektive deutlich zu machen: Seine Einengung auf die "religiöse Innerlichkeit" schließe alles kollektive religiöse Leben als uneigentlich aus, und dem widerspreche Taylor vehement. Der schwerste Vorwurf, den Taylor gegen James vorbringt, so Tyrell, ist die Annahme der sozialen Voraussetzungslosigkeit der religiösen Erfahrung. Auch diese Erfahrung brauche ein Vokabular - und werde dadurch "artikulierbar und erinnerbar". Was James für Taylor wirklich modern macht, so Tyrell, ist sein Widerstand gegen die agnostische Intellektuellenkultur, die Vernunft mit Agnostizismus gleichsetzt, und der James ein Recht auf Glauben entgegenhält. Das Schlusskapitel allerdings, "Religion heute", in dem Taylor die Säkularisierungsproblematik und den "neuen Individualismus" anspricht, hat den Rezensenten enttäuscht. Hier gehe der Autor wenig über das hinaus, was man schon bei einschlägigen Autoren finden könne.
© Perlentaucher Medien GmbH
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