Das Steilufer zwischen Sassnitz und dem Königsstuhl auf der Insel Rügen, das bis zu 120 Meter aus dem Meer emporsteigt, wird fast ausschließlich von der Weißen Schreibkreide gebildet, die gegen Ende des Mesozoikums (Erdmittelalter) als Meeresablagerung entstand. Sie besteht zu etwa 70 Prozent aus meist nur zwei bis drei Mikrometer großen Kalkscheibchen. Es sind Skelettreste der Coccolithophoriden, einer Flagellaten-Gruppe, die auch noch heute in den Meeren vorkommt.Neben den nur bei stärkster Vergrößerung sichtbaren Mikrofossilien enthält die Schreibkreide Rügens auch zahlreiche Makrofossilien der verschiedensten Tiergruppen. Seeigel, Donnerkeile, dickschalige Austern und noch viele andere Formen können direkt in der Schreibkreide oder am Strand zwischen den Feuersteinen gefunden werden. Tausende Urlauber, die alljährlich auf die Insel Rügen kommen, betätigen sich hier als Fossiliensammler. Der ersten Freude an der Vielfalt der Formen folgt bald das Bedürfnis, Näheres über diese Reste zu erfahren, sie zu bestimmen und sie entsprechenden noch heute lebenden Verwandten zuordnen zu können. Das vorliegende Buch soll helfen, dieses Bedürfnis zu erfüllen. Gleichzeitig soll auch den Geologen und Paläontologen eine zusammenfassende, dem neuesten Stand entsprechende Darstellung der Rügener Kreidefossilien übergeben werden, deren umfangreiche Literaturhinweise Ausgangspunkte für detailliertere Untersuchungen sein können.