Gundula Schulze Eldowy ist eine der markantesten und umstrittensten Fotografinnen der Spätphase der DDR. Ihre radikalen, sozialdokumentarischen Fotografien über Randexistenzen der Gesellschaft und über Arbeiter sowie vor allem ihre Aktporträts erregten in der DDR großes Aufsehen; ihre Ausstellungen gehörten dort zu den am besten besuchten. Diese Arbeit ist der erste Versuch einer Werkmonographie über Gundula Schulze Eldowy und über ihre Position innerhalb der ostdeutschen Kunstszene. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den sozialdokumentarischen Schwarz-Weiß-Zyklen der Berliner Zeit (1977-1990). Die Studie zur fotografischen Vorgehensweise von Schulze Eldowy zeigt sie zuerst als eine Beobachterin, die wie ein Flaneur in der Großstadt umherstreift und die ihr als kurios auffallenden Menschen sowie auf den ersten Blick banal erscheinende Alltagsobjekte aufnimmt. Des Weiteren zeigt die Untersuchung sie als eine empathische Fotografin, die aus dem Erleben sowie der sozialen Interaktion heraus schafft. Dank ihres fotografischen Blicks, der an Bildern amerikanischer Fotografen und vor allem den literarischen Werken der französischen Realisten geschult wurde, erscheinen Schulze Eldowys Inszenierungen gelebten Lebens als wichtigste ostdeutsche Bilddokumente, etliche gar als Ikonen, die ein präzises Zeitbild der späten DDR-Jahre ergeben.