Produktdetails
- Verlag: Carl, Nürnberg
- Seitenzahl: 111
- Erscheinungstermin: Oktober 2007
- Deutsch
- Abmessung: 265mm
- Gewicht: 780g
- ISBN-13: 9783418001135
- ISBN-10: 3418001130
- Artikelnr.: 22842102
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.02.2008Gralsburg und Pulvermühle
Ende des achtzehnten Jahrhunderts kam das Epitheton Schweiz für alle möglichen Landschaften in Mode - auch für die Fränkische Alb, die wenigstens entfernt Ähnlichkeiten mit dem Schweizer Jura hat. Als das Autorenduo Tieck/Wackenroder zu Pfingsten 1793 das oberfränkische Wiesenttal durchstreifte, gerieten ihnen die bizarren Felsformationen, die Burgen, Ruinen, das ganze Fachwerkgewinkel zum Spiegel der Seele, und sie justierten den Blickwinkel der deutschen Romantik. Generationen von Künstlern folgten ihnen: Von Ernst Moritz Arndt bis Richard Wagner, der in Gößweinstein seine Gralsburg gefunden haben soll. Die Gruppe 47 hingegen fand in der Pulvermühle im Oktober 1967 nur ein jähes Ende. Freilich ging es den Künstlern nicht immer nur um das intensive Kunsterlebnis: Im Oberfränkischen werkeln weit mehr als hundert Bierbrauer. Dem Kampftrinker Jean Paul war es ein Elysium; Fürst Pückler erfreute sich an einem Gebräu, das noch in größeren Mengen keine Kopfschmerzen verursachte. Auch manches Poem Victor von Scheffels mag man auf solcher Grundlage begreifen. Die Vielfalt der Fränkischen Schweiz als Literatur- und Kunstregion, als Sakral- und Freizeitlandschaft sucht der vorliegende Text-Bildband darzustellen. Leider beschränkt sich die Auswahl - in durchaus attraktiver Aufmachung - auf die üblichen Höhepunkte im touristischen Kerngebiet rund um das Wiesenttal. Dabei hätten die weniger bekannten, nicht minder attraktiven Regionen im Norden und Osten Aufmerksamkeit verdient. Nicht allein wegen des großartigen Grünewald-Altars in der Pfarrkirche von Lindenhardt. Auch das Bild der "höchst musischen" Wilhelmine wünschte man sich differenzierter. Schließlich trieb die Bayreuther Markgräfin mit ihrer hypertrophen Bauwut den Staat in den Bankrott. Sorgfältige Recherche hätte ferner erbracht, dass alle ausgestellten Kultgegenstände in der Synagoge Tücherfeld nichts mit der früheren jüdischen Gemeinde zu tun haben, sondern im Kunsthandel mit fragwürdiger Provenienz erworben wurden. Distanz lassen die Kapitel über die "Brauereilandschaft" und die "kulinarische Landschaft" vermissen. Manches klingt da schlicht nach Werbung.
rmb
"Die Fränkische Schweiz. Bilder einer Landschaft im Städtedreieck Forchheim-Bamberg-Bayreuth" von Johann Schrenk. Verlag Hans Carl, Nürnberg 2007. 112 Seiten, zahlreiche Farbfotografien.
Gebunden, 24,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ende des achtzehnten Jahrhunderts kam das Epitheton Schweiz für alle möglichen Landschaften in Mode - auch für die Fränkische Alb, die wenigstens entfernt Ähnlichkeiten mit dem Schweizer Jura hat. Als das Autorenduo Tieck/Wackenroder zu Pfingsten 1793 das oberfränkische Wiesenttal durchstreifte, gerieten ihnen die bizarren Felsformationen, die Burgen, Ruinen, das ganze Fachwerkgewinkel zum Spiegel der Seele, und sie justierten den Blickwinkel der deutschen Romantik. Generationen von Künstlern folgten ihnen: Von Ernst Moritz Arndt bis Richard Wagner, der in Gößweinstein seine Gralsburg gefunden haben soll. Die Gruppe 47 hingegen fand in der Pulvermühle im Oktober 1967 nur ein jähes Ende. Freilich ging es den Künstlern nicht immer nur um das intensive Kunsterlebnis: Im Oberfränkischen werkeln weit mehr als hundert Bierbrauer. Dem Kampftrinker Jean Paul war es ein Elysium; Fürst Pückler erfreute sich an einem Gebräu, das noch in größeren Mengen keine Kopfschmerzen verursachte. Auch manches Poem Victor von Scheffels mag man auf solcher Grundlage begreifen. Die Vielfalt der Fränkischen Schweiz als Literatur- und Kunstregion, als Sakral- und Freizeitlandschaft sucht der vorliegende Text-Bildband darzustellen. Leider beschränkt sich die Auswahl - in durchaus attraktiver Aufmachung - auf die üblichen Höhepunkte im touristischen Kerngebiet rund um das Wiesenttal. Dabei hätten die weniger bekannten, nicht minder attraktiven Regionen im Norden und Osten Aufmerksamkeit verdient. Nicht allein wegen des großartigen Grünewald-Altars in der Pfarrkirche von Lindenhardt. Auch das Bild der "höchst musischen" Wilhelmine wünschte man sich differenzierter. Schließlich trieb die Bayreuther Markgräfin mit ihrer hypertrophen Bauwut den Staat in den Bankrott. Sorgfältige Recherche hätte ferner erbracht, dass alle ausgestellten Kultgegenstände in der Synagoge Tücherfeld nichts mit der früheren jüdischen Gemeinde zu tun haben, sondern im Kunsthandel mit fragwürdiger Provenienz erworben wurden. Distanz lassen die Kapitel über die "Brauereilandschaft" und die "kulinarische Landschaft" vermissen. Manches klingt da schlicht nach Werbung.
rmb
"Die Fränkische Schweiz. Bilder einer Landschaft im Städtedreieck Forchheim-Bamberg-Bayreuth" von Johann Schrenk. Verlag Hans Carl, Nürnberg 2007. 112 Seiten, zahlreiche Farbfotografien.
Gebunden, 24,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main