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Diese Sammlung von 28 Königsbiographien verfolgt das Schicksal der Herrscher ebenso wie die Ausgestaltung des mittelalterlichen Königreichs Frankreich vom Regierungsantritt Odos (888) bis zu Karl VIII. (1483).

Produktbeschreibung
Diese Sammlung von 28 Königsbiographien verfolgt das Schicksal der Herrscher ebenso wie die Ausgestaltung des mittelalterlichen Königreichs Frankreich vom Regierungsantritt Odos (888) bis zu Karl VIII. (1483).
Autorenporträt
Weitere Autoren:
Vones, Ludwig / Töpfer, Bernhard / Thomas, Heinz / Schneidmüller, Bernd / Götz, Hans-Werner / Brühl, Carlrichard / Schneidmüller, Bernd / Müller, Heribert
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.08.1996

Vom Königsstaat zur Königsnation

Mit ihrem Sinn für das wiederkehrende Interesse an der Biographie lagen Verlag und Herausgeber ganz richtig. Etwa gleichzeitig mit diesem Band Königsbiographien des französischen Mittelalters legt Jacques Le Goff, der berühmte Vertreter der biographieschnöden Nouvelle Histoire, seine magistrale Biographie Ludwigs des Heiligen vor ("Saint-Louis", Gallimar d). Nach einer neunhundertseitigen,ideologiekritischen Quellendurchleuchtung und einer erstaunlich lebensnahen Fixierung der Königsfigur schließt Le Goff aber seine Arbeit listig mit der Frage: Hat Ludwig IX. überhaupt existiert?

Solche Spiele mit dem Leser und dem Stoff kann sich ein Sammelband nicht leisten, der achtundzwanzig Könige über sechs Jahrhunderte hin darzustellen hat. Der Band ergänzt den vor zwei Jahren im selben Verlag erschienenen, von Peter C. Hartmann betreuten über "Französische Könige und Kaiser der Neuzeit von Ludwig XII. bis Napoleon III.". Ein Bogen von tausend Jahren französischer Geschichte im Spiegel der Herrscherbiographien wird somit geschlossen.

Die Datierungsfrage, wo die fränkische Geschichte aufhöre und die französische anfange, setzt einen reizvollen Kontrapunkt zur gegenwärtigen Debatte um die Taufe Chlodwigs und die Geburt der Nation. Seit dem Vertrag von Verdun 843 bröckelte der großfränkische Einheitsgedanke. Im Bonner Vertrag 921 mußte Karl III. das nichtkarolingische ostfränkische Königtum des Liudolfingers Heinrich I. offiziell anerkennen. Dazwischen entschieden sich die Herausgeber überzeugend für den Amtsantritt Odos aus dem Haus der Robertiner als Stichdatum. In ihren biographischen Essays zeichnen die achtzehn Autoren Größen und Wirren eines Frankreich, das sich suchte, das aber in der Institution der zentralisierten Monarchie früh eine stabilisierende Wirkung fand.

Ab dem frühen vierzehnten Jahrhundert wurde die Adelswahl vom dynastischen Erbprinzip verdrängt. Gleichzeitig sorgte die Sonderbeziehung der "höchstchristlichen Könige" zum Papsttum für zusätzliche Konsolidierung. So überdauerte das Reich auch die anfänglich schwierige Zeit nach dem Wechsel der Kapetinger zu den Valois 1328 ohne bleibenden Schaden und ließ den Königsstaat allmählich zur Königsnation hinüberwachsen: ein Prozeß, der mit dem Auftreten der Jeanne d'Arc seinen Höhepunkt fand.

Die Ereignisse werden von den ausgewiesenen Historikern aus breiter Hintergrundkenntnis anschaulich, quellenreich, manchmal etwas trocken referiert. Besonders wertvoll ist der weiterführende bibliographische Anhang. Mitunter wird in der Darstellung Geschichte sinnbildlich einprägsam überhöht, wenn etwa im Kapitel über Ludwig IX. die Umverteilung in der Grablege von Saint-Denis geschildert wird: rechts in der Vierung die Nachfahren Karls des Großen, links jene von Hugo Capet, in der Mitte Philipp August und Ludwig VIII. und bald auch Ludwig IX. selbst als Vermittler. JOSEPH HANIMANN

"Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888 - 1498". Hrsg. von Joachim Ehlers, Heribert Müller und Bernd Schneidmüller. Verlag C.H. Beck, München, 1996. 435 Seiten, geb., DM 68,-

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