Im Jahr 1925 machte sich eine junge Engländerin auf den Weg nach Indien. Ihr Ziel: Der Ashram Mahatma Gandhis, um ihn in seinem Freiheitskampf zu unterstützen, nach seiner Lehre zu leben, vor allem aber, um ihrem 20 Jahre älteren Idol ganz nahe zu sein. Doch Gandhi lebte ganz seinen Zielen, wollte von seiner Umgebung möglichst unabhängig sein und entzog sich ihrer Liebe. Madeline Slade verliebte sich dann in einen jungen Mitstreiter, aber auch diese Beziehung blieb unerfüllt. Resigniert kehrte sie nach Europa zurück.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Dieser halbdokumentarische Text, in dem der Psychoanalytiker Sudhir Kakar die Beziehung zwischen Mahatma Gandhi und der in Mirabehn umbenannten Engländerin Madeline Slade schildert, hat in Indien für Empörung gesorgt, weiß die Rezensentin Dorion Weickmann. In der Tat erscheine der indische "Nationalheilige" darin nicht immer im besten Licht. Nach der Lektüre von Romain Rollands schmalem Gandhi-Bändchen, erklärt die Rezensentin, treibt es Slade 1925 in Gandhis Aschram nach Indien. Für die Rezensentin ist dieses Buch zweierlei: die Beschreibung eines "Kampfes um Selbstbeherrschung" sowie die Schilderung einer "Beziehung, die am Zusammenprall zweier Welten, zweier Liebes- und Lebensphilosophien scheitert". In der Tat gehe aus den Dokumenten (Madelines Tagebücher, Gandhis Briefe und einige Augenzeugenberichte) hervor, dass Gandhi zunächst Madelines hingebungsvolle und ausufernde Liebe erwiderte, um sie dann abzuwehren, ohne jedoch jemals ihrer beider Zusammenarbeit eine Ende zu bereiten. Kakar ist mit "Die Frau, die Gandhi liebte", so das Fazit der Besprechung, das "lebendige Porträt einer Schicksalsverflechtung, die am Ende in trostloses Schweigen mündet", gelungen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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