Die Geschichte ist ziemlich vorhersehbar und auch eigentlich altbekannt, dennoch macht die Lektüre diese fröhlichen Romans voller sympathischer Figuren viel Spaß.
Der schüchterne und verklemmte Ben, voller ungelöster innerer Knoten aufgrund seiner Kindheit, möchte in dem Verlag, in dem er
arbeitet, Karriere als Lektor machen. Momentan fristet er sein Dasein als letztes Glied in der Kette, er…mehrDie Geschichte ist ziemlich vorhersehbar und auch eigentlich altbekannt, dennoch macht die Lektüre diese fröhlichen Romans voller sympathischer Figuren viel Spaß.
Der schüchterne und verklemmte Ben, voller ungelöster innerer Knoten aufgrund seiner Kindheit, möchte in dem Verlag, in dem er arbeitet, Karriere als Lektor machen. Momentan fristet er sein Dasein als letztes Glied in der Kette, er schreibt die vorformulierten Absagebriefe an die Autorinnen und Autoren, die ihre Manuskripte an den Verlag gesandt hatten. Dass er dabei verbotenerweise immer mal eines der abgelehnten Bücher liest, führt schließlich dazu, dass er glaubt, ein Juwel entdeckt zu haben.
Seine Vorgesetzte lehnt es ab, darüber zu reden, erlaubt ihm jedoch, mit den Autor Kontakt aufzunehmen. Dessen Namen weiß Ben nicht, nur die Absenderadresse, ein winziges abgelegenes Dörfchen in der französischen Provinz. Dorthin fährt er ein paar Tage vor Weihnachten, schlecht ausgerüstet, aber voller Optimismus.
Der wird jedoch schnell gedämpft, denn der Autor, den er gefunden zu haben glaubt, stellt eine Bedingung für seine Unterschrift unter einem Vertrag mit dem Verlag. Ben soll die Tochter des Autors wieder in positive Stimmung versetzen und ihr vor allem wieder Freude an Weihnachten bringen. Das kleine Dorf ist nämlich sozusagen das Herz der Weihnachtsfreude, alles und alle richten sich für das Fest, mit weihnachtlichem Schmuck, Wettbewerben, Backkünsten und vor allem viel Herzblut.
Es kommt natürlich wie es kommen muss, in Ben entstehen Gefühle für Laly, die Tochter des Schriftstellers. Darüber vergisst er fast seine Mission und insbesondere die eigentlichen Aufträge seiner Chefin, die sie ihm aufgedrückt hatte. Zum Glück bekommt er Unterstützung von einem Kollegen aus seiner IT-Abteilung, Phineas, eine der witzigsten Figuren des Romans.
Auch wenn die vielen Fettnäpfchen, in die Ben immer wieder tappt, die vielen Peinlichkeiten, in die er sich manövriert, die ständigen Missgeschicke, die ihm passieren, etwas zu viel sind, die man vor allem immer vorher ahnt, auch wenn die sich entwickelnde Beziehung zwischen Ben und Laly ebenso vorhersehbar ist, so macht dieser Roman doch viel Spaß und weckt immense Vorfreude auf Weihnachten (oder erreicht bei manchem vielleicht auch das Gegenteil?). Das liegt vor allem an den wirklich liebenswerten Figuren, sei es der vielseitige Bürgermeister oder die Pensionswirtin mit ihrem zahmen Cuy (ich verrate nicht, was das ist) oder eben der erwähnte Phileas.
Ein anheimelnder Roman voller Gefühl und Humor.
Zoe Brisby - Die Frau, die Weihnachten nicht mochte
aus dem Französischen von Monika Buchgeister
Eichborn, September 2024
Gebundene Ausgabe, 366 Seiten, 20,00 €