Nach dem Skandal um ihre Scheidung steckt die gefeierte Krimiautorin Agatha Christie in einer tiefen Krise, zumal die Hochzeit ihres Exmannes mit Nancy Neele bevor steht. Sie möchte allem entkommen und steigt unter falschem Namen in den Orient Express. In dem legendären Zug kommt es für Agatha zu
einigen schicksalhaften Begegnungen, die ihr Leben verändern und für sie einen Neuanfang…mehrNach dem Skandal um ihre Scheidung steckt die gefeierte Krimiautorin Agatha Christie in einer tiefen Krise, zumal die Hochzeit ihres Exmannes mit Nancy Neele bevor steht. Sie möchte allem entkommen und steigt unter falschem Namen in den Orient Express. In dem legendären Zug kommt es für Agatha zu einigen schicksalhaften Begegnungen, die ihr Leben verändern und für sie einen Neuanfang bringen.
Nachdem ich vor einiger Zeit mit viel Begeisterung den teils fiktiven Krimi "Agathas Alibi" gelesen habe, der rund um das tatsächliche 10 tägigen Verschwinden der Autorin im Jahr 1926 einen spannenden fiktiven Krimifall strickt, war ich nun sehr neugierig auf Lindsay Ashfords biografischen Roman, der sich mit der Zeit nach Christies Scheidung befaßt.
Mit viel Empathie und Feingefühl schildert die Autorin Agathas Gefühlsleben und ihre Hoffnung auf einen Neuanfang. Sie möchte dem Skandal um ihre Scheidung entgehen und den Kopf frei bekommen, doch drehen sich ihre Gedanken häufig um Exmann Archie und seine bevor stehende Heirat. Im Zug trifft Agatha auf die Archäologin Katherine Woolley und die junge Nancy Nelson. Beide Frauen haben wie Agatha ihre Geheimnisse und trotz aller Unterschiede werden die 3 ungleichen Frauen Freundinnen, die sich nach und nach und nicht immer ganz freiwillig ihre Geheimnisse offenbaren, was aber dazu führt, dass die 3 noch fester zusammen geschweißt werden und am Ende eins dieser Geheimnisse sehr lange bewahren. Dieses Rätsel bildet auch den Aufhänger für die Geschichte, denn das Buch beginnt mit einer gealterten Agatha, die Besuch von einem jungen Mann mit vielen Fragen bekommt.
Natürlich liegt der Fokus auf Agatha und ihren Problemen, doch die Geschichten der realen Katherine und der fiktiven Nancy werden ebenso einfühlsam und gelungen geschildert, ihre Schicksale, Sorgen und Nöte sind für den Leser nachvollziehbar und man fiebert mit jeder von ihnen mit, auch wenn nicht jede immer sympathisch ist.
Die Fahrt mit dem legendären Orientexpress ist natürlich eine grandiose Kulisse für die Geschichte und hat wohl auch die "Queen of Crime" inspiriert, wie man im "Mord im Orienexpress" nachlesen kann. Diese Fahrt beschert sowohl dem Leser als auch Agatha viele wunderbare Eindrücke. Die Reise geht durch eine Vielzahl von exotischen Ländern mit den unterschiedlichsten malerischen Landschaften und geheimnisvollen Städten. Mit der Ankunft in Bagdad bekommt das Buch einen orientalischen Hauch, man atmet förmlich die verschiedenen exotischen Düfte ein und taucht ein in die Welt der Basare und fremdländischen Genüsse und Sitten. Auch als Katherine Woolley die beiden anderen zu der Ausgrabungsstätte in Ur einlädt, wird diese tolle Atmosphäre aufrecht erhalten.
Hier ist der Autorin ein wundervoller Einblick in die 20ger Jahre des letzten Jahrhunderts gelungen, als das Reisen noch nicht so schnell und angenehm wie heute war.
Die Autorin hat viele biographische Details Agatha Christies in das Buch einfließen lassen oder so angepaßt, dass sie dem Storyverlauf entsprechen, hierzu gibt es einen interessanten Anhang zu realen und fiktiven Geschehnissen der diesen biographischen Roman gekonnt abrundet.
FaziT: "Die Frau im Orientexpress" ist ein unterhaltsamer und einfühlsamer biographischer Roman um die große Krimischriftstellerin, der dem Leser Agatha Christie als Mensch nahe bringt und einen Einblick in ihr interessantes Leben gewährt. Gleichzeitig ein Roman über Liebe und Freundschaft und ein wunderbarer Reisebericht in den Orient vor gut 100 Jahren.