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Autorenporträt
Prof. Dr. Eckhard Müller, geb. 1958, Studium der Humanmedizin an der Philipps-Universität Marburg, Promotion 1984. Wissenschaftliche Ausbildung an der Universität Marburg sowie als Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft an den National Institutes of Health (NIH), National Heart, Lung and Blood Institute (NHLBI), Section on Pulmonary and Cardiac Assist Devices, Bethesda, Md., USA. Facharzt für Anaesthesiologie seit 1988. Habilitation 1991 an der Universität Marburg. 1992 Gründungsmitglied und 1. Generalsekretär der European Extracorporeal Support Organization e.V. (EESO). 1994 Wechsel an das Zentrum für Anaesthesiologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Dort als leitender Oberarzt tätig.
Inhaltsangabe
Frontmatter -- Geleitwort -- Editorische Vorbemerkung -- Die Frau und der Sozialismus. 1. Auflage 1879 -- Inhalt -- Teilband 2: Die Frau und der Sozialismus. 50. Auflage 1910 -- Vorrede zur fünfundzwanzigsten Auflage -- Zur vierunddreißigsten Auflage -- Zur fünfzigsten Auflage -- Einleitung -- Erster Abschnitt: Die Frau in der Vergangenheit -- Erstes Kapitel. Die Stellung der Frau in der Urgesellschaft -- Zweites Kapitel. Kampf zwischen Mutterrecht und Vaterrecht -- Drittes Kapitel. Das Christentum -- Fünftes Kapitel. Die Reformation -- Sechstes Kapitel. Das achtzehnte Jahrhundert -- Zweiter Abschnitt Die Frau in der Gegenwart -- Siebentes Kapitel. Die Frau als Geschlechtswesen -- Achtes Kapitel. Die moderne Ehe -- Neuntes Kapitel. Zerrüttung der Familie -- Zehntes Kapitel. Die Ehe als Versorgungsanstalt -- Elftes Kapitel. Die Chancen der Ehe -- Zwölftes Kapitel. Die Prostitution eine notwendige soziale Institution der bürgerlichen Welt -- Dreizehntes Kapitel. Die Erwerbsstellung der Frau -- Vierzehntes Kapitel. Der Kampf der Frau um die Bildung -- Fünfzehntes Kapitel. Die rechtliche Stellung der Frau -- Dritter Abschnitt Staat und Gesellschaft -- Sechzehntes Kapitel. Der Klassenstaat und das moderne Proletariat -- Siebzehntes Kapitel. Der Konzentrationsprozeß in der kapitalistischen Industrie -- Achtzehntes Kapitel. Krisen und Konkurrenz -- Neunzehntes Kapitel. Die Revolution in der Landwirtschaft -- Vierter Abschnitt Die Sozialisierung der Gesellschaft -- Zwanzigstes Kapitel. Die soziale Revolution -- Einundzwanzigstes Kapitel. Grundgesetze der sozialistischen Gesellschaft -- Zweiundzwanzigstes Kapitel. Sozialismus und Landwirtschaft -- Dreiundzwanzigstes Kapitel. Aufhebung des Staates -- Vierundzwanzigstes Kapitel. Die Zukunft der Religion -- Fünfundzwanzigstes Kapitel. Das sozialistische Erziehungswesen -- Sechsundzwanzigstes Kapitel. Kunst und Literatur in der sozialistischen Gesellschaft -- Siebenundzwanzigstes Kapitel. Freie Entwicklung der Persönlichkeit -- Achtundzwanzigstes Kapitel. Die Frau in der Zukunft -- Neunundzwanzigstes Kapitel. Die Internationalität -- Dreißigstes Kapitel. Bevölkerungsfrage und Sozialismus -- Schluß -- Anhang -- Beilagen -- 1 Anhang: Ueber die gegenwärtige und künftige Stellung der Frau. 1875 -- 2 Vorwort zur dritten Auflage 1884 -- 3 Vorrede zur neunten Auflage 1890 -- 4 Vorrede zur elften Auflage 1891 -- 5 Die Darwinsche Theorie und der Sozialismus -- Anmerkungen -- Literaturverzeichnis -- Personenverzeichnis -- Inhalt
Frontmatter -- Geleitwort -- Editorische Vorbemerkung -- Die Frau und der Sozialismus. 1. Auflage 1879 -- Inhalt -- Teilband 2: Die Frau und der Sozialismus. 50. Auflage 1910 -- Vorrede zur fünfundzwanzigsten Auflage -- Zur vierunddreißigsten Auflage -- Zur fünfzigsten Auflage -- Einleitung -- Erster Abschnitt: Die Frau in der Vergangenheit -- Erstes Kapitel. Die Stellung der Frau in der Urgesellschaft -- Zweites Kapitel. Kampf zwischen Mutterrecht und Vaterrecht -- Drittes Kapitel. Das Christentum -- Fünftes Kapitel. Die Reformation -- Sechstes Kapitel. Das achtzehnte Jahrhundert -- Zweiter Abschnitt Die Frau in der Gegenwart -- Siebentes Kapitel. Die Frau als Geschlechtswesen -- Achtes Kapitel. Die moderne Ehe -- Neuntes Kapitel. Zerrüttung der Familie -- Zehntes Kapitel. Die Ehe als Versorgungsanstalt -- Elftes Kapitel. Die Chancen der Ehe -- Zwölftes Kapitel. Die Prostitution eine notwendige soziale Institution der bürgerlichen Welt -- Dreizehntes Kapitel. Die Erwerbsstellung der Frau -- Vierzehntes Kapitel. Der Kampf der Frau um die Bildung -- Fünfzehntes Kapitel. Die rechtliche Stellung der Frau -- Dritter Abschnitt Staat und Gesellschaft -- Sechzehntes Kapitel. Der Klassenstaat und das moderne Proletariat -- Siebzehntes Kapitel. Der Konzentrationsprozeß in der kapitalistischen Industrie -- Achtzehntes Kapitel. Krisen und Konkurrenz -- Neunzehntes Kapitel. Die Revolution in der Landwirtschaft -- Vierter Abschnitt Die Sozialisierung der Gesellschaft -- Zwanzigstes Kapitel. Die soziale Revolution -- Einundzwanzigstes Kapitel. Grundgesetze der sozialistischen Gesellschaft -- Zweiundzwanzigstes Kapitel. Sozialismus und Landwirtschaft -- Dreiundzwanzigstes Kapitel. Aufhebung des Staates -- Vierundzwanzigstes Kapitel. Die Zukunft der Religion -- Fünfundzwanzigstes Kapitel. Das sozialistische Erziehungswesen -- Sechsundzwanzigstes Kapitel. Kunst und Literatur in der sozialistischen Gesellschaft -- Siebenundzwanzigstes Kapitel. Freie Entwicklung der Persönlichkeit -- Achtundzwanzigstes Kapitel. Die Frau in der Zukunft -- Neunundzwanzigstes Kapitel. Die Internationalität -- Dreißigstes Kapitel. Bevölkerungsfrage und Sozialismus -- Schluß -- Anhang -- Beilagen -- 1 Anhang: Ueber die gegenwärtige und künftige Stellung der Frau. 1875 -- 2 Vorwort zur dritten Auflage 1884 -- 3 Vorrede zur neunten Auflage 1890 -- 4 Vorrede zur elften Auflage 1891 -- 5 Die Darwinsche Theorie und der Sozialismus -- Anmerkungen -- Literaturverzeichnis -- Personenverzeichnis -- Inhalt
Rezensionen
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.04.2018Die erste Frau und der SPD-Sozialismus Ist Andrea Nahles, frei nach August Bebel, die Verkörperung einer verspäteten Partei?
Der Satz, zum ersten Mal habe die SPD eine Frau als Vorsitzende, klingt so, als sei das eine Überraschung und gerade für die SPD etwas Besonderes. Das ist es aber eigentlich nur, weil die SPD damit ihrem großen bürgerlichen Konkurrenten, der CDU, um gut ein Jahrzehnt hinterherhinkt - und ihren eigenen Ansprüchen um gut ein Jahrhundert. Denn das Matrimonium, das "Mutterrecht", die Emanzipation der Frau und die Ablösung des Patriarchats gehören zu den Gründungsmythen der Sozialdemokratie. Ist Andrea Nahles also überfällige Erfüllung einer historischen Mission oder Verkörperung einer verspäteten Partei?
Was es mit dem Anspruch der SPD auf die Avantgarde der Gleichberechtigung in der Industriegesellschaft auf sich hat, liest man am besten im Bestseller der Parteigeschichte nach, geschrieben von einem der Begründer und Vorsitzenden der SPD, August Bebel: "Die Frau und der Sozialismus". In keinem sozialdemokratischen Haushalt durfte und darf er fehlen. Noch zu Lebzeiten Bebels (1840-1913) erreichte das Buch, geschrieben zu Beginn des Deutschen Kaiserreichs (und sogleich verboten), mehr als fünfzig Auflagen. Als "bahnbrechend" bezeichnete es Eduard Bernstein in seinem Vorwort zur Jubiläumsausgabe von 1929, es habe sich als "geistiger Wegweiser für den ganzen Befreiungskampf des modernen Proletariats" bewährt. Damals hatten die Sozialdemokraten noch eine gute Entschuldigung dafür, dass dieser Befreiungskampf in den eigenen Reihen die Frauen noch nicht mit eingeschlossen hatte: Es lag an den Gesetzen der bürgerlichen Gesellschaft, und August Bebel wollte darstellen, wie es dazu kommen konnte - seit der Antike, seit den Germanen, dem Feudalismus und trotz Französischer Revolution.
Bebel bediente sich für den Ausgangspunkt seiner Betrachtung einer beliebten Konstruktion: In Urzeiten war alles einmal gut gewesen. Da herrschte der Urkommunismus, es herrschte die Frau, herrschten die Mütter über die "Familiengenossenschaft", außerhalb deren das Wirtschaftsleben noch nicht viel kannte. Aber schon in der Antike ging es los: Die Frau wird auf das Haus zurückgedrängt, verliert ihr Mitspracherecht außerhalb der Familie, schlimmer noch, und das kommt einem heute irgendwie bekannt vor: "Mit der Freiheit der Frau ist's jetzt zu Ende. Verläßt sie das Haus, so muß sie sich verhüllen, um nicht die Gelüste eines anderen Mannes zu erwecken."
Bebel lag mit diesem Bild der Frühzeit von den bürgerlichen Darstellungen gar nicht so weit entfernt. Auch sie anerkannten die Gleichberechtigung im "ganzen Haus" nach dem Vorbild der antiken Hauswirtschaft im "oikos". Die Ungleichheit zwischen Mann und Frau ergab sich aus der fortschreitenden Arbeitsteilung entlang der Trennung von Haus und Wirtschaft: Frauen blieben im Haus, nur war es nicht mehr das "ganze", sondern nicht einmal mehr das halbe. Sie durften sich im bürgerlichen Haushalt weiter um die Familie kümmern, die Musik spielte aber jetzt woanders. Im Bürgertum wurde diese Entwicklung unter anderem religiös gerechtfertigt und überhöht. Sozialistische Schriftsteller wandten sich dagegen den Trümmern der alten Hauswirtschaft zu: dem Gesinde, den Gesellen, den Arbeitern auf dem Land und in der Stadt - und ebenden Frauen, die im patriarchalisch geprägten Merkantilismus und Kapitalismus der Neuzeit im öffentlichen Leben nichts mehr zu melden hatten.
Bebels Buch ist eine große (agitatorisch verfasste) Sozialgeschichte der Beziehung von Mann und Frau - geschrieben unter dem Eindruck der in seiner Zeit aufstrebenden Ethnologie und Anthropologie, unter anderen vertreten durch Gelehrte wie Johann Jakob Bachofen ("Das Mutterrecht" war zehn Jahre vor Bebels Buch, 1869, erschienen). Bebel ging es zwar vor allem, aber nicht nur um die Frauen. Er konnte mit Hilfe ihrer "Unterdrückungsgeschichte" die Sozialdemokratie auf eine wesentlich breitere Grundlage stellen als nur auf die von Klassenkampf, von Ökonomie und Marxismus. Der Titel des Buches führt deshalb in die Irre: Es geht in zwei von vier Abschnitten nicht um Frauen, sondern um allgemeine Soziologie, um Staat, Gesellschaft und Wirtschaft.
Die Lösung? Für Bebel ist die Entwicklung des Privateigentums der Grund dafür, dass Frauen ihre Selbständigkeit und urzeitliche Dominanz verloren haben. Er gibt also auf die Frauenfrage die Antwort, die der SPD noch bis weit ins 20. Jahrhundert auf so gut wie alle Systemfragen eingefallen ist: Sozialisierung von Wirtschaft und Gesellschaft, also Abschaffung des privaten Eigentums, umfassende kommunale und staatliche Verwaltung, Arbeit (und die Pflicht dazu!) für alle. Freiheit, Demokratie und "organisierte Arbeit", zu der die konsequente Gleichstellung von Mann und Frau gehöre, werden eine "Schaffenslust und einen Wetteifer erzeugen, wie sie in dem heutigen Wirtschaftssystem nirgends zu finden sind".
Es kam bekanntlich anders. Die Gleichstellung von Mann und Frau hat sich in sozialistischen Gesellschaften ohne Privateigentum vielleicht schneller, aber nicht nachhaltiger entwickelt als in kapitalistischen (auch wenn es in der DDR noch einmal elf Auflagen des Bebel-Buchs gab). Für die SPD aber viel wichtiger: Die Planbarkeit von Wirtschaft und Gesellschaft hat sich immer wieder als Irrtum herausgestellt, der dazu führte, dass die SPD ihrer Zeit hinterherhinkte und vor Revolutionen in eigener Sache stand: in Bebels Zeit, vor und nach "Godesberg", vor und nach der "Agenda 2010". Die erste Frau an der SPD-Spitze kommt also vielleicht gerade noch rechtzeitig.
JASPER VON ALTENBOCKUM
August Bebel, Die Frau und der Sozialismus, Genossenschaftsbuchdruckerei Leipzig 1879, später Dietz-Verlag Stuttgart/Berlin. 456 Seiten, im Antiquariat 3 bis 12 Euro.