Unterhaltsamer Schmöker für zwischendurch
1830 Kassel. Ein kleines Hutmacher-Atelier ist die Arbeitsstätte der 20-jährigen Elise Rosen, wo sie ihrer Mutter Charlotte und Großmutter zur Hand geht und das inzwischen schon einigen Bekanntheitsgrad in der gehobenen Gesellschaft erworben hat. Dadurch
lernt Elise auch Sybilla von Schönhoff kennen, die beiden Frauen sind schon bald freundschaftlich eng…mehrUnterhaltsamer Schmöker für zwischendurch
1830 Kassel. Ein kleines Hutmacher-Atelier ist die Arbeitsstätte der 20-jährigen Elise Rosen, wo sie ihrer Mutter Charlotte und Großmutter zur Hand geht und das inzwischen schon einigen Bekanntheitsgrad in der gehobenen Gesellschaft erworben hat. Dadurch lernt Elise auch Sybilla von Schönhoff kennen, die beiden Frauen sind schon bald freundschaftlich eng verbunden, obwohl sie gesellschaftlich nicht dem gleichen Stand angehören. Als Elise dann den Verlobten Sybillas, Leutnant Johann Georg von Haynau, kennenlernt und sich beide Hals über Kopf ineinander verlieben, bringt sie damit nicht nur ihre Freundschaft zu Sybilla in Gefahr…
Marie Lamballe hat mit „Atelier Rosen“ einen unterhaltsamen Auftakt für eine neue historische Reihe vorgelegt, nachdem ihre Café-Engel-Trilogie vor kurzem endete. Diesmal entführt die Autorin den Leser mit flüssigem, bildhaftem und gefühlvollem Erzählstil ins 19. Jahrhundert, wo er sich im kleinen, zugigen Hutgeschäft der Rosen-Frauen einnistet und dort neben dem geschäftigen Treiben der Putzmacherinnen auch das Schicksal von Elise hautnah miterleben darf. Während Lamballe die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse in ihre Handlung miteinfließen lässt, sind es gerade die farbenfrohen Beschreibungen der Örtlichkeiten, die das kleine Atelier vor dem inneren Auge des Lesers entstehen lassen, wo sich die Näherinnen um die Erstellung von Hüten, Handschuhen, Stickereien, Schleifen und allerlei Accessoires für die Damen der gehobenen Gesellschaft kümmern. Ebenso interessant sind die Gespräche der Kundschaft, so dass man hier einigen Tratsch auffängt, während es bei den Angestellten im Atelier eher um persönliche Befindlichkeiten geht. Besonders ins Auge gerückt wird allerdings Elise, die Tochter der Atelierbesitzerin, die sich mit einer Dame der Gesellschaft anfreundet und sich dann auch noch in deren Verlobten verliebt. Das tut der Beziehung zwischen den beiden Frauen nicht gut, wie sich diese jedoch entwickeln wird, bleibt bis zum Ende offen und lässt den Leser unbefriedigt zurück. Der Spannungslevel ist nur mäßig vorhanden, auch die Wendungen sind fast immer vorhersehbar und lassen keine große Erwartungshaltung aufkommen. Dennoch ist die Geschichte durchweg ganz kurzweilig zu lesen, auch wenn keine großen Überraschungen vorhanden sind, woran auch das Familiengeheimnis um Elise Vater nichts ändert.
Die Charaktere sind lebendig skizziert und in Szene gesetzt. Ausstaffiert mit menschlichen Ecken und Kanten ziehen sie den Leser mit sich durch die Geschichte. Elise ist eine fleißige, fröhliche junge Frau, die allerdings auch oftmals sehr naiv und leichtgläubig daher kommt. Erst auf der Suche nach ihrem Vater bekommt sie einen intelligenteren Anstrich. Elises Mutter Charlotte trägt einige Verantwortung auf ihren Schultern, denn sie muss nicht nur ihre Familie, sondern auch ihre Angestellten mit dem Verdienst durchbringen. Sie ist streng, pragmatisch und manchmal überfürsorglich. Sybilla ist von eher unscheinbarer Natur, doch durch die Freundschaft mit Elise kommt sie aus sich heraus und entwickelt sich. Moritz ist ein Filou mit Herz, der so manches Mal über die Stränge schlägt, jedoch niemandem wehtun will. Aber auch Therese, Babette und von Haynau haben interessante Auftritte in dieser Geschichte.
„Atelier Rosen“ ist ein historischer Schmöker mit einem unterhaltsamen Mix aus geschichtlichem Hintergrund, Familiengeheimnissen, Liebe und Freundschaft. Schön für einen langen regnerischen Tag auf der Couch, um sich in andere Zeiten zu träumen.