Die Frauen vom Inselsalon von Sylvia Lott ist die Geschichte zwei junger und selbstbewusster Frauen, die ihren, mit ein paar Steinen versehenen Weg zielstrebig gehen.
Die junge Frieda wurde auf Norderney geboren, ist dort aufgewachsen und fühlt sich dort wohl. Ihre Geburt stand unter einem
besonderen Stern, da sie mit einer Glückshaube geboren wurde. Sie ist aufgeschlossen, hat aber auch ihren…mehrDie Frauen vom Inselsalon von Sylvia Lott ist die Geschichte zwei junger und selbstbewusster Frauen, die ihren, mit ein paar Steinen versehenen Weg zielstrebig gehen.
Die junge Frieda wurde auf Norderney geboren, ist dort aufgewachsen und fühlt sich dort wohl. Ihre Geburt stand unter einem besonderen Stern, da sie mit einer Glückshaube geboren wurde. Sie ist aufgeschlossen, hat aber auch ihren eigenen Kopf, aber ist dennoch sehr hilfsbereit und wissbegierig. Sie träumt vom Arbeiten in einem Friseursalon.
Ihre Freundin Grete, die sie während deren Sommerfrische kennenlernt, stammt aus der höheren Gesellschaftsschicht, weshalb die Freundschaft der Beiden von den Elternteilen kritisch beäugt wird. Frieda und Grete sind diese Standesschranken egal und durch das Selbstbewusstsein und den Einfluss von Friedas Glückshaube ist dieser Unterschied eines Tages egal. Beide Frauen gehen selbstbewusst ihren Weg. Ihre Freundschaft ist dabei immer der verbindende und anhaltende Teil, der sie viele Dinge durchstehen lässt.
Schon das Buchcover mit den hellen, aufgeschlossenen Farben lädt zum Lesen ein.
Sylvia Lott beschreibt wunderbar den mondänen Stil Norderneys Anfang des 21. Jahrhunderts, die Sitten und Gebräuche, aber auch die inselinternen Abläufe vor, während und nach der Kursaison. Überhaupt verfügt sie über einen tollen und mitreißenden Schreibstil.
Ich fand es sehr gut, dass sie zwar öfter auf die politische Entwicklung einging, aber sich nicht zu tief darin verging und eben auch die Hauptpersonen weniger der politischen Entwicklung beipflichteten (Hauptsächlich war es Friedas Schwiegervater). Interessant fand ich jedoch, dass die Autorin die Reformbewegung einbrachte und diese im Buch weiterverfolgte. Das fand ich sehr interessant und fortschrittlich (für die damalige Zeit).
Sehr gut recherchiert fand ich auch ihre Kenntnisse über das Friseurhandwerk. So laß ich einige Dinge, bspw. dass Friseure früher Zähne zogen etc., zum ersten Mal. Ich konnte also auch noch einiges dazulernen.
Die Hauptpersonen fand ich wunderbar dargestellt. Am meisten imponierte mir Frieda.
Der Leser konnte wunderbar ihre Entwicklung vom jungen, dickköpfigen Backfisch zur wohlüberlebten, klugen, zielstrebigen, geschickten und vor allem empathischen jungen Mutter und Ehefrau nachvollziehen.
Ich fand auch die Beziehung zu ihrem Mann und dessen Gewissenskonflikte gut dargestellt. Ich denke, es gab zur damaligen Zeit sehr viele Frauen und Männer, denen es ähnlich ging und so verliefen sehr viele Ehen unglücklich, mitunter auch ohne das beide Partner von der Orientierung des anderen wussten. Man könnte hier lediglich anmerken, dass das Klischee des homosexuellen Friseurs bedient wurde, aber das sehe ich eher nicht. Ich denke, es ging der Autorin mehr um die Thematik selbst.
Auch Gretes Entwicklung vom jungen, devoten Backfisch, zur selbstbewussten und intelligenten, jungen Schwesternschülerin ist toll zu verfolgen. Ihre Aufenthalte in Ney sind letzten Endes die Grundlage für die Entwicklung ihres Selbstbewusstseins.
Die Freundschaft zwischen den beiden Frauen ist sehr tief und wird von Jahr zu Jahr inniger. Standesunterschiede sind irgendwann absolut vergessen und die Verbindung wird sehr familiär.
Auch die Beschreibung des Salons Fisser ist sehr interessant. Die technischen Entwicklungen und auch die Entwicklungen von handwerklichen Techniken sind sehr interessant, ist doch heutzutage Vieles für uns selbstverständlich.
Am Anfang irritierten mich die Erzählungen über das Ehepaar Fisser etwas, aber im Verlaufe des Buchs fand ich diese sogar sehr erfrischend und auflockernd.
Fazit: Ein wunderbarer, historischer Roman über zwei selbstbewusste Frauen, die ihren eigenen Weg gehen, aber immer durch eine tiefe Freundschaft verbunden sind.