Die Begegnung mit John Cage 1958 in Darmstadt war ein Wendepunkt im Leben des Musiktheoretikers Heinz-Klaus Metzger. Denn die Zufallsoperationen des Amerikaners führten zu Ergebnissen, die dem Konstruktivismus der Darmstädter Serialisten mindestens ebenbürtig waren. Für Metzger war damit die abendländische Ästhetik insgesamt erschüttert. Er setzte sich vehement für Cage ein und interpretierte dessen anarchische Ästhetik als ein Modell für umfassende politische Freiheit.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.06.2012Cage aus Expertensicht
Bis ins Mark muss den Musiktheoretiker Heinz-Klaus Metzger (1932 bis 2009) die Begegnung mit John Cage 1958 in Darmstadt erschüttert haben. Hatte sich Metzger zuvor als Fürsprecher des musikalischen Serialismus und damit von Komponisten wie Luigi Nono und Karlheinz Stockhausen einen Ruf erarbeitet, schlug er sich nun unverhofft auf die Seite der "musikalischen Utopie", die dem Darmstädter Konstruktivismus zwar kompositorisch diametral entgegengesetzt war, ihm aber durchaus zum Verwechseln ähnlich klang. Anlässlich von Cages hundertstem und Metzgers achtzigstem Geburtstag ist jetzt ein Band mit den gesammelten Schriften Metzgers zu John Cage erschienen. Die Zusammenstellung bildet eine repräsentative Auswahl an Essays, Briefen und Gesprächen. In einem seismographischen wie apodiktischen, an Adorno geschulten Schreibstil drang Metzger tief wie kein anderer in die anarchischen Klangwelten des Amerikaners vor, unternahm wegweisende Vermessungen an heute kanonischen Werken wie dem Klavierkonzert von 1958 und versuchte sich immer wieder kühn an Standortbestimmungen nach der musikalischen Stunde null: "In Cage trägt endlich auch für die Musik die vollkommene Explosion des abendländischen Kunstwerks sich zu." Wer den Revolutionär Cage und mit Heinz-Klaus Metzger einen der bedeutendsten deutschen Musikschriftsteller neu entdecken will, der sollte zu diesem Band greifen. (Heinz-Klaus Metzger: "Die freigelassene Musik". Schriften zu John Cage. Hrsg. von Rainer Riehn und Florian Neuner. Klever Verlag, Wien 2012. 218 S., Abb., br., 19,90 [Euro].)
aake
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Bis ins Mark muss den Musiktheoretiker Heinz-Klaus Metzger (1932 bis 2009) die Begegnung mit John Cage 1958 in Darmstadt erschüttert haben. Hatte sich Metzger zuvor als Fürsprecher des musikalischen Serialismus und damit von Komponisten wie Luigi Nono und Karlheinz Stockhausen einen Ruf erarbeitet, schlug er sich nun unverhofft auf die Seite der "musikalischen Utopie", die dem Darmstädter Konstruktivismus zwar kompositorisch diametral entgegengesetzt war, ihm aber durchaus zum Verwechseln ähnlich klang. Anlässlich von Cages hundertstem und Metzgers achtzigstem Geburtstag ist jetzt ein Band mit den gesammelten Schriften Metzgers zu John Cage erschienen. Die Zusammenstellung bildet eine repräsentative Auswahl an Essays, Briefen und Gesprächen. In einem seismographischen wie apodiktischen, an Adorno geschulten Schreibstil drang Metzger tief wie kein anderer in die anarchischen Klangwelten des Amerikaners vor, unternahm wegweisende Vermessungen an heute kanonischen Werken wie dem Klavierkonzert von 1958 und versuchte sich immer wieder kühn an Standortbestimmungen nach der musikalischen Stunde null: "In Cage trägt endlich auch für die Musik die vollkommene Explosion des abendländischen Kunstwerks sich zu." Wer den Revolutionär Cage und mit Heinz-Klaus Metzger einen der bedeutendsten deutschen Musikschriftsteller neu entdecken will, der sollte zu diesem Band greifen. (Heinz-Klaus Metzger: "Die freigelassene Musik". Schriften zu John Cage. Hrsg. von Rainer Riehn und Florian Neuner. Klever Verlag, Wien 2012. 218 S., Abb., br., 19,90 [Euro].)
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