Der Staatsstreich der Konzerne
In Deutschland und Europa wächst der Widerstand gegen das geplante Freihandelsabkommen TTIP. Thilo Bode schildert anschaulich und mit analytischer Schärfe, wie TTIP Verbraucherrechte und Umweltstandards gefährdet. Die Konzerne drohen über unsere Zukunft zu bestimmen - stärkere Arbeitnehmer- und Verbraucherrechte hängen ebenso wie ein wirkungsvoller Umweltschutz von ihrer Gnade ab. Dies gilt es mit aller Macht zu verhindern. Thilo Bode zeigt, was sich bei den Geheimverhandlungen zwischen der Europäischen Union und den USA ereignet und was für uns alle auf dem Spiel steht.
In Deutschland und Europa wächst der Widerstand gegen das geplante Freihandelsabkommen TTIP. Thilo Bode schildert anschaulich und mit analytischer Schärfe, wie TTIP Verbraucherrechte und Umweltstandards gefährdet. Die Konzerne drohen über unsere Zukunft zu bestimmen - stärkere Arbeitnehmer- und Verbraucherrechte hängen ebenso wie ein wirkungsvoller Umweltschutz von ihrer Gnade ab. Dies gilt es mit aller Macht zu verhindern. Thilo Bode zeigt, was sich bei den Geheimverhandlungen zwischen der Europäischen Union und den USA ereignet und was für uns alle auf dem Spiel steht.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.03.2015Vorurteile und mehr
Thilo Bode hat ein Buch über TTIP geschrieben
Das geplante Freihandelsabkommen TTIP zwischen den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union (EU) sorgt für heftige Diskussionen. Mit dem Abkommen würde ein gigantischer Wirtschaftsraum entstehen, mit Auswirkungen für viele hundert Millionen Verbraucher. TTIP hat mächtige Fürsprecher, darunter nicht nur Vertreter der Industrie, sondern auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Bestimmt wurde die teilweise unseriös geführte Debatte über das Abkommen bisher jedoch von dessen Gegnern, von Nichtregierungsorganisationen wie Attac oder Oxfam. Umfragen zeigen, dass die Bevölkerung in Deutschland unentschlossen ist. Mitten in diese hitzige Auseinandersetzung platzt Thilo Bode, Gründer der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch und beliebter Gast in Talkshows. Die kleine Hoffnung, dass er der Diskussion eine interessante Perspektive hinzufügt, wird schon mit dem Titel des Buches zunichtegemacht: "Die Freihandelslüge". Zwar sei er grundsätzlich von fairem Freihandel überzeugt, schreibt er. Doch dann habe er begonnen, sich näher mit TTIP zu beschäftigen.
Sein Urteil nach "monatelanger" Recherche ist klar und scharf: TTIP diene nicht den beteiligten Ländern, der Mehrheit ihrer Bürger und der Mehrheit der Unternehmen, schon gar nicht den ärmeren Ländern: "Es dient ausschließlich den großen, weltweit agierenden Konzernen." Er spinnt ein Netz aus Vorurteilen, Pauschalierungen, Utopien, nahe an der Grenze einer Verschwörungstheorie, manchmal auch darüber. Er nimmt sich das Kartell der Verharmloser (die Industrie und die Politik) vor, die geheimen Verhandlungen, das Märchen vom Wachstum und wie TTIP in den Alltag der Menschen eingreife, etwa in die Arbeitswelt.
Bode macht das geschickt: Er streut Anekdoten ein von Diskussionsveranstaltungen, die er besucht hat, zitiert glaubwürdig erscheinende Protagonisten des Kapitals wie den Milliardär und ehemaligen Bürgermeister von New York Michael Bloomberg und nimmt TTIP-befürwortende Studien auseinander, die tatsächlich auf wackeligen Füßen stehen. Teilweise entlarvt er auch die Doppelzüngigkeit deutscher Politiker wie Sigmar Gabriel (SPD).
Das Buch erscheint unter der Rubrik "Sachbuch", was entweder eine absichtliche Irreführung ist oder ein falsches Verständnis von einem sachlichen, faktenorientierten populärwissenschaftlichen Text aufweist. Denn Bode verwendet eine Argumentation, die nur auf Befürchtungen besteht, für die er keine Beweise und Hinweise bringt. Bode schreibt zudem in Ich-Form, was dem Ganzen logischerweise einen subjektiven Geschmack gibt, für ein Sachbuch aber unangemessen ist. Außerdem haut er dem Leser antikapitalistische Kampfbegriffe um die Ohren und wirft den Befürwortern von TTIP diffuse Angstmacherei vor. Damit bedient er sich der gleichen Mittel, die seine Mitstreiter nutzen, wenn sie der Bevölkerung Angst vor Chlorhühnchen aus Amerika machen. Das flüssig und mit Verve geschriebene Buch erscheint eher als willkommene Gelegenheit zur Abrechnung.
MAXIMILIAN WEINGARTNER
Thilo Bode: Die Freihandelslüge.. DVA. Stuttgart 2015. 272 Seiten. 14,99 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Thilo Bode hat ein Buch über TTIP geschrieben
Das geplante Freihandelsabkommen TTIP zwischen den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union (EU) sorgt für heftige Diskussionen. Mit dem Abkommen würde ein gigantischer Wirtschaftsraum entstehen, mit Auswirkungen für viele hundert Millionen Verbraucher. TTIP hat mächtige Fürsprecher, darunter nicht nur Vertreter der Industrie, sondern auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Bestimmt wurde die teilweise unseriös geführte Debatte über das Abkommen bisher jedoch von dessen Gegnern, von Nichtregierungsorganisationen wie Attac oder Oxfam. Umfragen zeigen, dass die Bevölkerung in Deutschland unentschlossen ist. Mitten in diese hitzige Auseinandersetzung platzt Thilo Bode, Gründer der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch und beliebter Gast in Talkshows. Die kleine Hoffnung, dass er der Diskussion eine interessante Perspektive hinzufügt, wird schon mit dem Titel des Buches zunichtegemacht: "Die Freihandelslüge". Zwar sei er grundsätzlich von fairem Freihandel überzeugt, schreibt er. Doch dann habe er begonnen, sich näher mit TTIP zu beschäftigen.
Sein Urteil nach "monatelanger" Recherche ist klar und scharf: TTIP diene nicht den beteiligten Ländern, der Mehrheit ihrer Bürger und der Mehrheit der Unternehmen, schon gar nicht den ärmeren Ländern: "Es dient ausschließlich den großen, weltweit agierenden Konzernen." Er spinnt ein Netz aus Vorurteilen, Pauschalierungen, Utopien, nahe an der Grenze einer Verschwörungstheorie, manchmal auch darüber. Er nimmt sich das Kartell der Verharmloser (die Industrie und die Politik) vor, die geheimen Verhandlungen, das Märchen vom Wachstum und wie TTIP in den Alltag der Menschen eingreife, etwa in die Arbeitswelt.
Bode macht das geschickt: Er streut Anekdoten ein von Diskussionsveranstaltungen, die er besucht hat, zitiert glaubwürdig erscheinende Protagonisten des Kapitals wie den Milliardär und ehemaligen Bürgermeister von New York Michael Bloomberg und nimmt TTIP-befürwortende Studien auseinander, die tatsächlich auf wackeligen Füßen stehen. Teilweise entlarvt er auch die Doppelzüngigkeit deutscher Politiker wie Sigmar Gabriel (SPD).
Das Buch erscheint unter der Rubrik "Sachbuch", was entweder eine absichtliche Irreführung ist oder ein falsches Verständnis von einem sachlichen, faktenorientierten populärwissenschaftlichen Text aufweist. Denn Bode verwendet eine Argumentation, die nur auf Befürchtungen besteht, für die er keine Beweise und Hinweise bringt. Bode schreibt zudem in Ich-Form, was dem Ganzen logischerweise einen subjektiven Geschmack gibt, für ein Sachbuch aber unangemessen ist. Außerdem haut er dem Leser antikapitalistische Kampfbegriffe um die Ohren und wirft den Befürwortern von TTIP diffuse Angstmacherei vor. Damit bedient er sich der gleichen Mittel, die seine Mitstreiter nutzen, wenn sie der Bevölkerung Angst vor Chlorhühnchen aus Amerika machen. Das flüssig und mit Verve geschriebene Buch erscheint eher als willkommene Gelegenheit zur Abrechnung.
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Thilo Bode: Die Freihandelslüge.. DVA. Stuttgart 2015. 272 Seiten. 14,99 Euro
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Thilo Bode hat keine neutrale Analyse zum geplanten Freihandelsabkommen TTIP geschrieben, stellt Heribert Prantl klar, sondern eine erboste Philippika, die sich auf die negativen Aspekte beschränkt. Bestimmt gibt es auch positive Seiten, doch solange all die Kritikpunkte, die Bode aufzählt, nicht aus dem Weg geräumt sind, kann Prantl sich TTIP nicht als ein demokratisches Unternehmen vorstellen. Denn nicht nur mit den berüchtigten Schiedsgerichten werden Konzerne jede Erhöhung von Standards zu verhindern wissen, auch der "Rat für regulatorische Kompensation" scheint Prantl als ein illegitimes Gremium mit dem einziges Ziel der Deregulierung. Alles in allem hat sich der Rezensent den Furor des Verbraucherschützers Bode gefallen lassen, den Ärger kann er gut verstehen. Allerdings hätte er sich gewünscht, dass Bode auch mal über sein Spezialgebiete der Nahrungsmittel hinausblickt und sich etwa den Datenschutz ansieht: Mit TTIP wird die geplante Novelle nämlich niemals in Kraft treten können.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Thilo Bode zeigt, was sich bei den Geheimverhandlungen zwischen der Europäischen Union und den USA ereignet und was für uns alle auf dem Spiel steht." radioeins.de, 09.03.2015