Das Schreiben von Literatur steht in der heutigen Zeit nicht mehr nur unter dem ewigen Anachronismusverdacht oder dem guten alten moralisch-politischen Druck auf Autorinnen und Autoren. Unversehens findet man sich schreibend heute in Debatten geraten, die scheinbar nichts zu tun haben mit dem doch immer sehr persönlichen, eigentlichen Antrieb zum Schreiben. Sherko Fatahs erste Vorlesung handelt davon, wie in einem jungen Leser die Sehnsucht nach einer literarischen Welt entstand, die nicht nur größer, sondern tatsächlich auch unvertrauter ist. Die sich daran anschließende Frage nach dem Fremden und seiner sehr unterschiedlichen Gestaltung in der Literatur überhaupt wird in der zweiten Vorlesung behandelt. In der dritten geht es um die kulturelle Aneignung, allerdings im positiven Sinn als Ausgangspunkt literarischer Gestaltung. Sherko Fatah entwickelt entlang dieser Route sein Ideal einer »Literatur in Bewegung«, die sich nicht nur über ihre vertrauten Bedingungen und Themen hinauswagt, sondern sich als bewusste Rekonstruktion einer unverlierbaren »kulturellen wie politischen« Fremdheit in der Welt begreift und reflektiert.