Sie kamen im Februar ohne Jacken in Leipzig an, weil man ihnen nicht erklärt hatte, wie man sich im Winter in Mitteleuropa anziehen muß. Sie erwarteten eine Ausbildung und wußten nicht, daß sie nur die Schulden ihres Landes am Fließband abarbeiten sollten. Man hatte ihnen von Solidarität erzählt, aber sie begegneten einer Kälte, die schlimmer war als die des Winters - Moçambiquaner in der DDR.Landolf Scherzer, der selbst in Moçambique gearbeitet hatte, wollte 1982 wissen, wie diese fremden Arbeiterin der "neuen Heimat" behandelt wurden, wie die Hiesigen über sie dachten. Nun, zwanzig Jahre später, als das Gespenst der Fremdenfeindlichkeit in Deutschland umgeht, nimmt er die Spuren der wenigen hiergebliebenen Moçambiquaner auf, und aus ihren Erzählungen entsteht ein nuanciertes Bild vom Fremdsein in Deutschland damals und heute.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Im Jahr 1982 verfasste Landolf Scherzer eine Reihe von Reportagen über Vertragsarbeiter aus Mosambik in der DDR, die, offiziell als Freunde tituliert, im Alltag weitgehend isoliert lebten und oft angefeindet wurden, berichtet der "hau." zeichnende Rezensent eingangs über Scherzers Buch "Die Fremden". Scherzers Reportagen, so der Rezensent, passten freilich nicht zu den Propagandaklischees des SED-Regimes und blieben unveröffentlicht. Zwanzig Jahre später sprach Scherzer mit den wenigen Mosambikanern, die nach dem Ende der DDR und der folgenden Ausländer-Entlassungswelle an ihrem alten Arbeitsort geblieben waren, und kontrastiert nun diese Interviews mit den Tonbandprotokollen von 1982, hält der Rezensent fest. Dabei meide Scherzer zwar die Polemik, verzichte aber nicht auf eine Wertung. Entstanden ist ein Band, der nach Ansicht des Rezensenten nicht nur vom latenten und offenen Rassismus in der DDR und der BRD zeugt, sondern auch das Unverständnis und die Verantwortungsscheu kommunaler Verwaltungen dokumentiert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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