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Über eine ungewöhnliche Beziehung und die Selbsterforschung einer jungen Frau, die lernt, ihrem eigenen Kopf zu folgen und sich von falschen Vorstellungen zu befreien. Es erklärt, warum Schuldgefühle dick machen und warum einen die Liebe in den Alkohol treiben kann. Warum man sich von der Liebe nicht zuviel versprechen darf. Und dass die Erregung im Kopf nicht weniger spannend ist als die im Körper.

Produktbeschreibung
Über eine ungewöhnliche Beziehung und die Selbsterforschung einer jungen Frau, die lernt, ihrem eigenen Kopf zu folgen und sich von falschen Vorstellungen zu befreien. Es erklärt, warum Schuldgefühle dick machen und warum einen die Liebe in den Alkohol treiben kann. Warum man sich von der Liebe nicht zuviel versprechen darf. Und dass die Erregung im Kopf nicht weniger spannend ist als die im Körper.
Autorenporträt
Connie Palmen, geboren 1955, studierte Philosophie und Niederländische Literatur und lebt in Amsterdam. Ihr erster Roman ¿Die Gesetze¿ erschien 1991 und wurde gleich ein internationaler Bestseller. Sie erhielt für ihre Werke zahlreiche Auszeichnungen, z. B. den renommierten AKO-Literaturpreis für den Roman ¿Die Freundschaft¿ und den Libris-Literaturpreis 2016 für ¿Du sagst es¿.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.11.1996

Wilde Indianerin, dicke Ada
Anmut ist eine Zierde: Connie Palmen erzählt von der Freundschaft

Der Schwerpunkt "Niederlande" auf einer der letzten Buchmessen hat die niederländische Literatur bei uns ins Scheinwerferlicht geholt, aber im verborgenen blühte sie vorher keineswegs. Und es sind nicht nur die großen Namen wie Cees Nooteboom oder Harry Mulisch, die in europäischen Verlagslisten auftauchen. Eine erstaunlich stämmige Literatur jüngerer Autoren beginnt sich durchzusetzen. Schon mit ihrem ersten Roman, "Die Gesetze", überzeugte Connie Palmen die Literaturkritik. Die seltene, zumindest selten gelingende Verbindung erzählerischer Lebendigkeit und philosophischer Nachdenklichkeit wurde gerühmt. Sie gehört auch zum neuen Roman "Die Freundschaft".

Wer hier jedoch nur einen Freundschaftsroman erwartet, wird bald in der Freundschaft der Ich-Erzählerin Kit zur ein paar Jahre älteren Ara Symptome der Liebe entdecken. Wer sich aber deshalb auf die Geschichte einer lesbischen Beziehung einstellt, den werden Kits wechselnde Partnerschaften mit Männern irritieren. Die Autorin verweigert die einfachen Lösungen; sowohl die Freundschaft wie auch die Liebe werden für sie nur mit Hilfe "zweier sich widersprechender Vorstellungen" beschreibbar.

Dennoch leidet dieser Roman nicht unter Kopflastigkeit. Vom Blickpunkt dreier Phasen her erschließt sich eine Biographie. Im ersten Teil begegnet uns die Zehn- bis Zwölfjährige als "Wildfang" und "Unruhestifterin" in der Schule. Sie leiht Bücher aus dem "Jungenschrank" aus und wünscht sich in die Wildwest-Welt Karl Mays als Kämpfer hinein, auf keinen Fall als im Wigwam wartende und Wunden leckende Squaw. Andererseits ist sie ein anschmiegsames Kind, das sehr an der Freundin Ara, einem Mädchen mit ungewöhnlicher Eßlust und deutlichem Übergewicht, hängt. Ein As ist sie im Niederländisch-Unterricht.

Im zweiten Teil des Romans spricht die Zwanzigjährige. Noch enger geworden ist die Bindung an Ara. Sie allein zählt. Die Entjungferung war für Kit ein Vorgang ohne nachhaltige Wirkung, wie auch - gegen alle psychologischen Theorien über Kindesmißbrauch - die sexuelle Belästigung der Zwölfjährigen "keinen bleibenden Schaden" hinterlassen hat. Auch jene Entgegensetzungen, die ihrer Freundin Ara Körper, Gefühl und Natur, ihr selbst Geist, Analyse und Kultur zuerteilen, erkennt sie nicht an. Nichts kann für sie Liebe sein, was nicht zugleich den Anfang großer Einsichten bedeutet.

Hatte am Ende des zweiten Teils Kit die Ausbildung an einer pädagogischen Hochschule beendet und sich für ein Universitätsstudium in Psychologie und Philosophie entschieden, so ist die Ich-Erzählerin des dritten Teils bereits Dozentin für Psychologie. Kit hat gerade ein zehnjähriges Verhältnis zu einem (verheirateten) Geliebten gelöst und geht ein neues ein, das wiederum - nach kürzerer Zeit - abgebrochen wird. Allein dauerhaft ist die Freundschaft zu Ara, die sich nun endgültig als Liebe enthüllt.

Connie Palmen gibt dem Roman, mit einem Brief Kits an Ara, einen essayhaften Schluß, der im Entwurf für eine Dissertation zugleich den "zähen, stumpfen Textwülsten" eines Wissenschaftsjargons ade sagt und der Theorie einen "anmutigen" Körper in einer gastfreundlichen Sprache verschafft. Sie führt vor, wie Psychologie und Philosophie, aus ihrer Systemhaftigkeit befreit, Literatur werden können. Dabei verzichtet sie keineswegs auf Mittel fesselnden Erzählens: Die Spannung auf den Fortgang der Biographie bleibt erhalten. Zugleich ist "Die Freundschaft", mit ihren essayistischen und aphoristischen Elementen, ein "moderner" Roman. Ihn angemessen zu übersetzen hatte gewiß ebenso viele Reize wie Schwierigkeiten. Hanni Ehlers, die vor kurzem mit der Übertragung von Leon de Winters Roman "Serenade" aus dem Niederländischen eine leichtere Aufgabe zu lösen hatte, wird der intelligenten Prosa gerecht.

Dem alten Schema der Geschlechterpolarität, das der Frau die Anmut und dem Mann den Geist zuordnete, wird hier auf selten glückliche Weise widersprochen. Wer sich Lesen als Animation der Sinne und des Geistes wünscht, dem sei dieses Buch empfohlen. WALTER HINCK

Connie Palmen: "Die Freundschaft". Roman. Aus dem Niederländischen übersetzt von Hanni Ehlers. Diogenes Verlag, Zürich 1996. 350 S., geb., 39,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.04.2002

Plump und eckig
Hörbuch: Sophie Rois
liest „Die Freundschaft”
Sophie Rois liest auf besondere Art. Das kommt zum einen vom Österreichischen. Man kennt es von Christiane Hörbiger: dieses zugleich Spröde und doch Fließende, die ungewöhnlichen Synkopen, eine eigene Melodie mit schleifendem Rhythmus. Zum andern ist Sophie Rois ein ganz klein wenig heiser, so klingt alles aufgeraut, bisschen unschuldig, auch gewitzt und derart etwas nachdrücklich.
Die erste von drei CDs des Hörbuchs „Die Freundschaft” von Connie Palmen kommt Sophie Rois- Art zu sprechen entgegen: Palmens Roman beginnt im Jahr 1966 auf einem Schulhof, wo das zehnjährige Mädchen Catharina Buz, das von sich erzählt, die vierzehnjährige Sitzenbleiberin Barbara Callenbach, genannt Ara, vergöttert. Ara ist seltsam. Fast zwei Meter lang, so scheint es der staunenden Catharina. Ein schlanker Hals ragt aus hohem Kragen, sie hat ein kantiges Gesicht. Und Übergewicht. Hundert Kilo, so sagen die anderen, wiege sie. Catharina findet sie wunderschön. Eine besondere Freundschaft entsteht.
Feiern ohne Oberschleimerin
Anschaulich erzählt Connie Palmen aus Kinderperspektive, zum Beispiel wie sich Ara einen Mantel anzieht und dabei umständlich mit den Armen rudert. Und warum Catharina ihre dicke Freundin so bewundert: „Ara erregt Anstoß, und darauf bin ich stolz.” Ara ist „plump und eckig”, geräuschvoll, unerschrocken, souverän, lässig. Sophie Rois glaubt man das Mädchen sofort, sie folgt dem Text mit Leichtigkeit, kindlichen Grübeleien ebenso wie wesentlichen Entscheidungen: „Die Oberschleimerin lade ich bestimmt nie zu meinem Geburtstag ein!”
Catharina isst die übrig gebliebenen Stullen vom Vater, obwohl sie die „altmodisch” findet. Eine Scheibe Weißbrot, eine Vollkornbrot, dazwischen Speck – das ginge ja noch, aber das Brot wird mit Butter und selbst gemachtem Sirup bestrichen. Catharinas Fahrrad wird auf dem Waldweg zum Pferd, und als sie älter wird, mag sie eine bestimmte Sorte Jungs. Das alles wird in schönen, kräftigen Bildern dargeboten.
Die Tatsache aber, dass Connie Palmens Heldin Catharina älter wird, macht Sophie Rois zu schaffen, denn der Text verliert an Tempo und Handlung. Catharina will sich mit achtzehn sterilisieren lassen und hat ihre eigenen Theorien über den Kinderwunsch – soweit als Jugendmacke nachvollziehbar. Und auf der zweiten CD finden sich im anschwellenden Geschwafel noch so hübsche Sätze wie „Ungerade Zahlen konnte Ara nicht leiden, sie waren ihr zu spitz.”
Connie Palmen treibt es dann aber zu weit. Die dritte CD wird zur Qual: Ara ist nun eine dicke Erwachsene – und uninteressant. Sie erregt keinen Anstoß mehr. Catharina studiert Geisteswissenschaften, verliebt sich in einen übergewichtigen Mann, der ihr so ungewöhnlich zu sein scheint wie Ara, und wird Alkoholikerin.
Die kindliche Naivität Catharinas, die Sophie Rois so gut darstellt, wandelt sich jetzt in erwachsene Beschränktheit. Und hier kommt die Schauspielerin nicht mehr mit, sie klingt einfach zu intelligent für die blöden Sätze einer dreißigjährigen suchtkranken Psychologin, die ihre Dissertation für ein Kunstwerk hält und von Wissenschaft keine Vorstellung hat, was bei der Fächerkombination Psychologie, Pädagogik und Philosophie auch nicht wundert: „Seit ich dem Mythos von der Intimität und der Lüge über die Geschlechtlichkeit auf der Spur bin, kann ich beim Trinken besser maßhalten. Das Aufspüren, Analysieren und Deformieren im Umlauf befindlicher Geschichten habe ich zu meinem Beruf gemacht, Ara.” Wer einmal in gewissen Cafés in bestimmten Städten mit großen Universitäten die Ohren aufgesperrt hat, weiß, dass es wirklich Frauen gibt, die derart plaudern. Denen auch Sätze aus dem Mündchen purzeln wie: „Die Freundschaft zwischen Körper und Geist liegt mir am Herzen.”
Der Schauspielerin Sophie Rois aber nimmt man siebzig Minuten dieses nicht aufhören wollenden überkandidelten Gedöns, Gewäschs und manchmal Gekeifes nicht ab. Weder als Dokumentation, noch als Parodie. Zum Schluss klingt sie müde.
MARTIN Z. SCHRÖDER
CONNIE PALMEN: Die Freundschaft. Sorgsam gekürzte, autorisierte Fassung. Aus dem Niederländischen von Hannie Ehlers. Gelesen von Sophie Rois. 2002 tacheles!/ROOF Music GmbH, Bochum 2002. 3 CD, 228 Minuten, 19,99 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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"Ein leicht erzählter, humorvoller und manchmal auch erkenntnisreicher und immer wieder tiefsinniger Roman."
(Wiener Zeitung)

"Nur wenige Erzähler(innen) können so nuanciert und quasi-autobiographisch über Liebesbeziehungen, Vergeblichkeit, Sucht und Scheu schreiben wie Connie Palmen."
(Süddeutsche Zeitung)

"Ein Glücksfall für ihre Leser: ein brillanter, wunderbar leichthändiger, schnoddriger, ironischer, nichtsdestotrotz philosophischer Roman, getarnt als Entwicklungsroman einer Freundschaft."
(Norddeutscher Rundfunk)

»Connie Palmen schreibt tiefsinnige Romane, die warmherzig und unterhaltsam sind trotz messerscharfer Analysen menschlicher Gefühle.« Christa von Bernuth / Elle Elle