In «Die Frontlinie» analysiert der Historiker Serhii Plokhy die entscheidenden Entwicklungen in der Geschichte der Ukraine und ihrer Beziehung zu Russland und dem Westen. Russlands Angriffskrieg kommt nicht aus dem Nichts. Die Begründung des Krieges und das dahinterstehende Narrativ greifen auf jahrhundertealte Großmachtansprüche Russlands zurück, die es in der Vergangenheit immer wieder gestellt hat. In kenntnisreichen Essays zeigt er, wie viel umfassender sich der gegenwärtige Konflikt verstehen lässt, wenn man die historischen Wurzeln kennt und die Region in ihrer Vielschichtigkeit erfassen kann. Das ist so erhellend wie erschreckend.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Mit glasklarem Blick auf die Wirklichkeit, der in kantenscharfen Sätzen und frechfröhlichen Dialogen (...) mündet. Jens Dirksen WAZ 20221210
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensent Christian Thomas schätzt sehr, wie Serhii Plokhy in seinem Buch die lange Vorgeschichte der Ukraine und des russischen Angriffs auffaltet. Dass dieser auf der "Geschichtsfälschung" beruhe, nach der die Ukraine keine Daseinsberechtigung habe, ist dabei nur ein Beispiel für die zahlreichen "Legenden" und Fehleinschätzungen, die der amerikanische Historiker und Direktor des Ukraine-Forschungsinstituts in Harvard korrigiere. Dazu gehört etwa auch die verharmlosende Einstufung von Putins Annexion der Krim 2014 als eine "Reaktion auf die Erweiterung der Nato", sowie die Verschiebung der Ukraine aus der Mitte in den Osten Europas, resümiert Thomas. Wie Plokhy so "abgrundtiefe Einsichten" in diese "komplexe Materie", in Unrecht und Verbrechen gegen die Ukraine gewährt, vom Vertrag von Perejaslaw 1654 über Stalins Einmarsch nach Polen 1939 bis hin zum Reaktorunglück in Tschernobyl 1986, findet der Kritiker höchst verdienstvoll und bereichernd. Dass die Essays dabei teilweise Wiederholungen und Überschneidungen aufweisen und nicht alle Belege auf deutsche Quellenübersetzungen hinweisen, stört ihn da wenig.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH