Die Eucharistiefeier zählt neben der Taufe zu den ältesten liturgischen Vollzügen des Christentums und kann bis in die neutestamentliche Zeit zurückverfolgt werden. Schon der früheste Beleg im 1. Korintherbrief setzt die Praxis des Herrenmahls voraus und beruft sich auf eine vorgegebene Tradition. Ab dem 4. Jahrhundert wird die zuvor vorherrschende Pluralität der eucharistischen Feierformen im Rahmen der großkirchlichen Standardisierung zugunsten einer ökumeneweit einheitlichen Gattung, dem Hochgebet, aufgegeben. In diesen Prozeß gehen viele Vorstufen aus vorkonstantinischer Zeit ein, andere Feiergestalten werden hingegen abgestoßen. Durch die jüngeren Entwicklungen in der Forschung wurde bereits anhand bestimmter Textcorpora die lange Zeit gültige Theorie vom unilinearen Wachstum der Feiergestalt revidiert; Predrag Bukovec unternimmt in Weiterführung dieser Erkenntnisse den Versuch einer frühchristlichen Eucharistiegeschichte. Besonderes Augenmerk legt er dabei auf den aktuellenParadigmenwechsel, der die Pluralität der Feierformen im Kontext der Oralität akzentuiert. Zudem zieht er sämtliche relevante eucharistische und eucharistietheologische Passagen im Neuen Testament, in den Apostolischen Vätern, antiken Kirchenordnungen, Kirchenschriftstellern, Apostelakten u. a. heran. Darüber hinaus werden die Zeugnisse der sog. Gnosis erstmalig als gleichwertige christliche Quellen für die Liturgiegeschichte stark gemacht: Sie können die Basis des bisher bekannten Materials entscheidend vergrößern und wichtige Einblicke in die Vielfalt frühchristlicher Liturgie geben.