Über den Versuch, den Prozess unserer Selbstverwirklichung zu verstehen, gelangen wir an die Grenzen unseres Erkenntnisvermögens. Hier geht es darum - und damit m.E. ums Ganze - , an dieser Stelle nicht zu resignieren, sondern den Schritt zur Erkenntniskritik zu wagen. Wir betreten mit dem WIR das Gebiet des Zwischenmenschlichen, den Bereich der Soziologie, die, wo immer sie genügend Geist aufzubringen sich erlaubte, nicht also auf empirische Sozialforschung sich beschränken ließe, um sich Wissenschaft nennen zu dürfen, schon zu Beginn sich fragen müsste, also bevor sie ihr Terrain betritt, wie überhaupt sie möglich sei. - So wäre sie im Nu im Zentrum ihres Fachgebiets. Bislang ist dies (so scheint es mir) kaum oder noch nicht vorgekommen. Vielleicht lässt sich gar allgemein sagen, dass das wissenschaftliche Denken der sozialwissenschaftlichen - oder gar noch der naturwissenschaftlichen - Disziplinen nicht wirklich seinen Gegenstand forschend durchdringt; vielmehr ihn so sich zur Erscheinung kommen lässt, wie seine Methoden zur Anwendung sich eignen. Hier ist es nicht anders als im täglichen Leben, wo der Verstand die Armaturen schließlich - nach genügend Gewöhnung - bald für die Sache selbst hält; und Strategien mit Bedürfnissen verwechselt werden.Und wer eben hier nicht resigniert, wir vielleicht mir in meinem Text dahin folgen können und erkennen, dass wir immer schon das in meiner Abhandlung zur Disposition stehende WIR sind. Wir brauchen einander für unsere je mögliche Selbstverwirklichung, die, könnte sie statthaben, notwendig in eine menschliche, friedliche Gesellschaft mündete. Ohne eine solche gäbe es keine Selbstverwirklichung. Allein dieser lebendige Prozess fügt sich nicht in die Kategorien unseres Verstandes. So sind wir zwar, aber haben uns noch nicht. Haben und Sein widerstreiten. Das Sein ist prozesshaft, es ist ein Werden. Begrifflich nicht fassbar, greifbar, begreifbar, entrinnt es dem Verstand. Wir trauen ihm und enden im Gegeneinander.