Gärten spielten im Leben wie im Werk Virginia Woolfs eine wichtige Rolle. Sie waren für sie vor allem Stätten der Erinnerung; Orte, an denen die Vergangenheit gegenwärtig und lebendig wird. Zugleich erlebte sie Gärten als Orte der Gemeinschaft, der Geselligkeit, des Gesprächs. In Gärten traf sie sich mit ihrer Familie, mit Freunden, mit den Mitgliedern der berühmten Bloomsbury-Gruppe. Luise Berg-Ehlers spürt in diesem Buch den Gärten nach, die für Leben und Werk der Virginia Woolf von Bedeutung waren. Dabei fasst sie den Begriff "Garten" weit: Große und kleine Parks gehören ebenso dazu wie Londoner Squares, Friedhöfe, College-Höfe in Cambridge oder der Botanische Garten von Kew. Über die Gärten findet die Autorin einen neuen, aufregenden Zugang zur Biografie Virginia Woolfs wie auch zu ihren Büchern. Der Leser lernt eine ungewöhnliche Frau, ihre faszinierenden Texte und einige der schönsten Gärten Englands neu kennen. Das Buch enthält Original-Passagen aus Virginia Woolfs Werk sowie aktuelle und historische Fotos und Bilder. Jutta Schreiber hat zudem eine Fülle von praktischen Informationen zu jedem Garten zusammengestellt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.06.2004Üppigen Gärten entkommen
Virginia Woolf genoß es, im Sommer im Schatten der Bäume zu sitzen und mit ihren Freunden zu plaudern. Sie schrieb schöne Sätze über Rittersporn und Spargelbeete und ging gern mit dem Hund in den Hügeln von Sussex spazieren. Sie liebte Gärtnerinnen und Gärtner - Vita Sackville West und Leonard Woolf; zupfte gelegentlich sogar selbst am Löwenzahn und schenkte ihrem Mann Terrakottatöpfe. Aber während sie nach dem Tee noch saß und rauchte, rannte er schon wieder zu seinen Himbeeren. Eine Gärtnerin war Virginia Woolf nicht, gibt Luise Berg-Ehlers bereits im Vorwort ihres Buchs zu und macht sich trotzdem auf die Spurensuche von Cornwall über London bis Sussex, beschreibt jeden Vorgarten, jeden Friedhof und jede Grünanlage, an die ein Woolfscher Wohnsitz einmal grenzte, dazu die Gärten der Freunde - Long Barn, Sissinghurst, Garsington, Charleston -, die alle bezaubernd waren, aber niemals die ihren. Virginia Woolf erwarb nur einen: den Garten um Monk's House in Rodmell. Dort schrieb sie im Sommer in einer Hütte. Daß die Natur ihre Wahrnehmung schärfte und ihre Phantasie beflügelte, ist ein schöner Aspekt, aber noch kein neuer aufregender Zugang zu Biographie und Werk, denn das taten auch Wein und warmes Wasser, Butler, Silber, Hunde, Teegebäck, Holzfeuer im Kamin, Perserteppiche und Bücher. So fallen die Hinweise auf die inspirierende Kraft der Hortikultur oft weit weg vom Stamm. Das Buch, einmal hingeschraubt auf den nicht zutreffenden Titel, zwingt jedes Blümchen, jede Metapher und selbst drei weiße Plastikstapelstühle auf dem Rasen vor Talland House bei St. Ives ("die an koloniale Zeiten erinnern") in seinen Dienst. Und weil Virginia Woolf vorwiegend eine Großstadtpflanze war und das Londoner Getümmel dem Kirchenglockengebimmel von Rodmell meist vorzog, weicht Berg-Ehlers in ermüdender Redundanz auf Leben und Gartenwerk jener aus, unter deren Bäumen Virginia Woolf gerne saß, rauchte und redete.
letz
"Die Gärten der Virginia Woolf" von Luise Berg-Ehlers. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 2004. 224 Seiten, 37 Abbildungen. Gebunden, 19,90 Euro. ISBN 3-87584-378-9.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Virginia Woolf genoß es, im Sommer im Schatten der Bäume zu sitzen und mit ihren Freunden zu plaudern. Sie schrieb schöne Sätze über Rittersporn und Spargelbeete und ging gern mit dem Hund in den Hügeln von Sussex spazieren. Sie liebte Gärtnerinnen und Gärtner - Vita Sackville West und Leonard Woolf; zupfte gelegentlich sogar selbst am Löwenzahn und schenkte ihrem Mann Terrakottatöpfe. Aber während sie nach dem Tee noch saß und rauchte, rannte er schon wieder zu seinen Himbeeren. Eine Gärtnerin war Virginia Woolf nicht, gibt Luise Berg-Ehlers bereits im Vorwort ihres Buchs zu und macht sich trotzdem auf die Spurensuche von Cornwall über London bis Sussex, beschreibt jeden Vorgarten, jeden Friedhof und jede Grünanlage, an die ein Woolfscher Wohnsitz einmal grenzte, dazu die Gärten der Freunde - Long Barn, Sissinghurst, Garsington, Charleston -, die alle bezaubernd waren, aber niemals die ihren. Virginia Woolf erwarb nur einen: den Garten um Monk's House in Rodmell. Dort schrieb sie im Sommer in einer Hütte. Daß die Natur ihre Wahrnehmung schärfte und ihre Phantasie beflügelte, ist ein schöner Aspekt, aber noch kein neuer aufregender Zugang zu Biographie und Werk, denn das taten auch Wein und warmes Wasser, Butler, Silber, Hunde, Teegebäck, Holzfeuer im Kamin, Perserteppiche und Bücher. So fallen die Hinweise auf die inspirierende Kraft der Hortikultur oft weit weg vom Stamm. Das Buch, einmal hingeschraubt auf den nicht zutreffenden Titel, zwingt jedes Blümchen, jede Metapher und selbst drei weiße Plastikstapelstühle auf dem Rasen vor Talland House bei St. Ives ("die an koloniale Zeiten erinnern") in seinen Dienst. Und weil Virginia Woolf vorwiegend eine Großstadtpflanze war und das Londoner Getümmel dem Kirchenglockengebimmel von Rodmell meist vorzog, weicht Berg-Ehlers in ermüdender Redundanz auf Leben und Gartenwerk jener aus, unter deren Bäumen Virginia Woolf gerne saß, rauchte und redete.
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"Die Gärten der Virginia Woolf" von Luise Berg-Ehlers. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 2004. 224 Seiten, 37 Abbildungen. Gebunden, 19,90 Euro. ISBN 3-87584-378-9.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
"Mit dezentem Spott versieht Rezensentin "letz" dieses Buch. Denn von allen darin beschriebenen Gärten sei nur ein einziger wirklich ein Garten Virginia Woolfs gewesen. Auch ist die Grundthese des Buches, derzufolge die Natur Woolfs Wahrnehmung geschärft und beflügelt habe, in ihren Augen zwar ein schöner Aspekt, aber noch kein neuer Zugang zu Woolfs Biografie und Werk. Und einmal hingeschraubt auf den nicht zutreffenden Titel, zwinge das Buch nun jedes "Blümchen" und selbst drei weiße Plastikstühle auf dem Rasen in seinen metaphorischen Dienst, was auf die Rezensentin erst redundant und schließlich recht ermüdend wirkt.
© Perlentaucher Medien GmbH"
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