Die von ihm entworfenen Gebäude werden als Meisterwerke des 20. Jahrhunderts verehrt. Aber Frank Lloyd Wright, vom American Institute of Architects zum größten amerikanischen Architekten aller Zeiten gekürt, hat auch Gärten um seine Bauwerke herum gestaltet, die wie der Fotograf und Autor Derek Fell zeigt ebenso große Beachtung und Würdigung verdienen. Dieser wunderschöne Bildband ist das erste Buch, das Wrights geniale Landschaftsgestaltungen in voller Farbenpracht zeigt. In seinen kompetent recherchierten Texten erläutert Fell darüber hinaus Wrights Prinzipien der Gartengestaltung und die Einflüsse, die diese geprägt haben.
Wright betrachtete das Haus und die umgebende Landschaft als eine organische Einheit, und als Meister der Gartengestaltung platzierte er seine Gebäude in Szenerien, die genauso beeindruckend und von ebensolcher Schönheit waren wie die Häuser. Seine Gartengestaltungen wirken so innovativ und stilvoll wie seine berühmten Bauten: Das elegante Vorstadtgrundstück, das sein erstes eigenes Haus mit Studio in Oak Park, Illinois, umgab; sein 3000 Morgen großer Sommersitz Taliesin in Wisconsin, wo er das Profil der Landschaft formte und ganze Panoramen mit Seen, Feldern und Wäldern schuf; seine Winterresidenz Taliesin West in Arizona, wo er die Wüste zum Blühen brachte; und schließlich die ebenso perfekte wie revolutionäre Kulisse für die Auftragsarbeit, die ihn weltberühmt machen sollte Fallingwater in Pennsylvania, das die New York Times als die erhabenste Integration von Mensch und Natur bezeichnete.
Derek Fell ist ein erfolgreicher Gartenfotograf und Autor, dessen Bücher hohe Auflagen erreichen. Von der American Garden Writers Association erhielt er mehr Auszeichnungen als irgendjemand sonst. Er schreibt für renommierte Gartenmagazine und hat u. a. aufwändig illustrierte
Wright betrachtete das Haus und die umgebende Landschaft als eine organische Einheit, und als Meister der Gartengestaltung platzierte er seine Gebäude in Szenerien, die genauso beeindruckend und von ebensolcher Schönheit waren wie die Häuser. Seine Gartengestaltungen wirken so innovativ und stilvoll wie seine berühmten Bauten: Das elegante Vorstadtgrundstück, das sein erstes eigenes Haus mit Studio in Oak Park, Illinois, umgab; sein 3000 Morgen großer Sommersitz Taliesin in Wisconsin, wo er das Profil der Landschaft formte und ganze Panoramen mit Seen, Feldern und Wäldern schuf; seine Winterresidenz Taliesin West in Arizona, wo er die Wüste zum Blühen brachte; und schließlich die ebenso perfekte wie revolutionäre Kulisse für die Auftragsarbeit, die ihn weltberühmt machen sollte Fallingwater in Pennsylvania, das die New York Times als die erhabenste Integration von Mensch und Natur bezeichnete.
Derek Fell ist ein erfolgreicher Gartenfotograf und Autor, dessen Bücher hohe Auflagen erreichen. Von der American Garden Writers Association erhielt er mehr Auszeichnungen als irgendjemand sonst. Er schreibt für renommierte Gartenmagazine und hat u. a. aufwändig illustrierte
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.10.2010Der Gesang des Wasserfalls
Der amerikanische Architekt Frank Lloyd Wright entwarf nicht nur das Guggenheim Museum in New York, er war auch ein Meister der Verschränkung von innen und außen und ein begnadeter Landschafts- und Gartengestalter.
Von Elsemarie Maletzke
Als in den dreißiger Jahren die Karriere des amerikanischen Architekten Frank Lloyd Wright ins Stocken geriet, brauchte er dringend ein Erfolgsprojekt als neuen Anschub. Seine flachen, ineinander verschränkten Häuser aus robustem Material, die von japanischer und indianischer Kunst inspiriert waren, galten plötzlich als unmodern; es herrschte Wirtschaftskrise. Wright, zu dessen späteren Meisterwerken das Guggenheim Museum in New York zählen sollte, stand 1935 vor dem Bankrott. Da beauftragte ihn der Warenhausbesitzer Edgar J. Kaufmann, in einer Schlucht in den Laurel Highlands von Pennsylvania ein Wochenendhaus für ihn, seine Familie und seine Gäste zu entwerfen. Mr. Kaufmann hatte dort im Wald an einem Wasserfall gepicknickt, und sein Entschluss, an diesem ebenso idyllischen wie dramatischen Ort morgens zu erwachen, auf eine Terrasse hinauszutreten und den Wasserfall vor sich zu sehen, kam plötzlich, jedoch nicht unerwartet.
Wright, von keinem Landschaftsschutz- oder Bebauungsplan behindert, entwarf Fallingwater, das wohl berühmteste Privathaus des zwanzigsten Jahrhunderts. Er passte das Gebäude scheinbar in eine Felsnische ein und ließ zwei große Terrassen wie Basteien weit über die Kaskade hinausragen, deren Wasser so unter dem Haus hindurchfließt. Auf den Terrassen konnte sich Mr. Kaufmann ganz als Bewohner der Baumwipfel fühlen. Denn Wright, der ein Meister der organischen Verflechtung von innen und außen, von Architektur und Landschaft war, brach zum ersten Mal mit seiner Grundregel, das Haus so zu positionieren, dass die Bewohner den besten Blick auf die Umgebung genießen konnten. Die Kaufmanns hörten zwar den Wasserfall, aber sie sahen ihn nicht. Fallingwater - nach Wrights Worten "eine zur Musik des Wasserlaufs geformte Erweiterung der Klippe" - ist von unten und außen betrachtet spektakulärer als alles, was man aus seinen Fenstern sieht.
Bei der Gestaltung der Landschaft ließ Wright, der ein Verfechter der Vielfalt und Schönheit heimischer Pflanzen war, große Zurückhaltung walten. Im Frühling ist das Haus von den weißen Blüten des Hartriegels und den rosafarbenen des Judasbaums umgeben. Der Sommer bringt dunkles Waldgrün und die Farben des späten Rhododendrons, der Herbst die Flammentöne des Zuckerahorns und der Winter verblüffende Stille, wenn die Kaskade in Eis erstarrt.
"Ein Kampf gegen die Natur erschien mir nie reizvoll," schreibt Wright. "Der Kampf für die und mit der Natur dagegen begeisterte mich und inspirierte meine Arbeit." Dies galt nicht nur für Fallingwater, sondern auch für seine früheren in die Umgebung gebetteten Landhäuser, den Sommersitz Taliesin in Wisconsin und das Winterdomizil Taliesin West in der Wüste von Arizona, für die Wright nicht nur die Hülle, sondern auch das Mobiliar, die Zufahrtsstraßen und Gärten entwarf, in denen er wiederum den wilden Pflanzen den Vorzug gab.
Diese Gesamtkunstwerke brachten Wright den Ruf ein, nicht nur der größte amerikanische Architekt, sondern "der größte Landschaftsarchitekt aller Zeiten" zu sein, ein Prädikat, das er sich allerdings mit Lancelot "Capability" Brown teilt, der im England des achtzehnten Jahrhunderts in vergleichbarer Rigorosität wirkte. Beide formten neue Horizonte, verlegten Hügel und Wasserläufe, rissen Störendes ab - ganze Dörfer oder eine einzelne Tankstelle -, öffneten Blicke und setzten Akzente mit großen Bäumen oder skulpturalen Elementen. So ließ Wright in Arizona ausgewachsene Saguaro Kakteen in die Nähe seines Hauses verpflanzen, die mit ihren gewaltigen Säulen und Kandelabern die stille Landschaft dramatisieren.
Seine Leidenschaft für die Verbindung von Natur und Architektur, die er für die "Urkunst" hielt, der Musik, Malerei und Bildhauerei als "Ausschmückungen" untergeordnet waren, und das Beharren auf seinen ästhetischen Prinzipien gingen so weit, dass er Auftraggebern dringende Empfehlungen angedeihen ließ, was die Kunst im Bau, die Farbe der Vorhänge und die Wahl der Stauden in den Pflanztrögen am Haus betraf - wie man nun in einem detailversessenen und üppig illustrierten Buch von Derek Fell nachlesen kann. Konflikte blieben nicht aus. Eigenmächtigkeiten, die seinen Plänen zuwiderliefen, wurden mit entrüsteten Briefen geahndet. Den Vorschlag eines Landwirts, um Taliesin effektivere schwarzweiße Holsteiner Kühe als die Guernsey-Herde zu halten, wies er zurück. Schwarzweiß auf Grün tat seinen Augen weh. Wright liebte die beruhigenden Farben der Erde und die seiner Guernseykühe: braun wie ein frisch gepflügtes Feld und weiß wie Elfenbein.
"Die Gärten des Frank Lloyd Wright" von Derek Fell. Edition Delius im Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2010. 160 Seiten, zahlreiche Farbfotos. Gebunden, 39,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der amerikanische Architekt Frank Lloyd Wright entwarf nicht nur das Guggenheim Museum in New York, er war auch ein Meister der Verschränkung von innen und außen und ein begnadeter Landschafts- und Gartengestalter.
Von Elsemarie Maletzke
Als in den dreißiger Jahren die Karriere des amerikanischen Architekten Frank Lloyd Wright ins Stocken geriet, brauchte er dringend ein Erfolgsprojekt als neuen Anschub. Seine flachen, ineinander verschränkten Häuser aus robustem Material, die von japanischer und indianischer Kunst inspiriert waren, galten plötzlich als unmodern; es herrschte Wirtschaftskrise. Wright, zu dessen späteren Meisterwerken das Guggenheim Museum in New York zählen sollte, stand 1935 vor dem Bankrott. Da beauftragte ihn der Warenhausbesitzer Edgar J. Kaufmann, in einer Schlucht in den Laurel Highlands von Pennsylvania ein Wochenendhaus für ihn, seine Familie und seine Gäste zu entwerfen. Mr. Kaufmann hatte dort im Wald an einem Wasserfall gepicknickt, und sein Entschluss, an diesem ebenso idyllischen wie dramatischen Ort morgens zu erwachen, auf eine Terrasse hinauszutreten und den Wasserfall vor sich zu sehen, kam plötzlich, jedoch nicht unerwartet.
Wright, von keinem Landschaftsschutz- oder Bebauungsplan behindert, entwarf Fallingwater, das wohl berühmteste Privathaus des zwanzigsten Jahrhunderts. Er passte das Gebäude scheinbar in eine Felsnische ein und ließ zwei große Terrassen wie Basteien weit über die Kaskade hinausragen, deren Wasser so unter dem Haus hindurchfließt. Auf den Terrassen konnte sich Mr. Kaufmann ganz als Bewohner der Baumwipfel fühlen. Denn Wright, der ein Meister der organischen Verflechtung von innen und außen, von Architektur und Landschaft war, brach zum ersten Mal mit seiner Grundregel, das Haus so zu positionieren, dass die Bewohner den besten Blick auf die Umgebung genießen konnten. Die Kaufmanns hörten zwar den Wasserfall, aber sie sahen ihn nicht. Fallingwater - nach Wrights Worten "eine zur Musik des Wasserlaufs geformte Erweiterung der Klippe" - ist von unten und außen betrachtet spektakulärer als alles, was man aus seinen Fenstern sieht.
Bei der Gestaltung der Landschaft ließ Wright, der ein Verfechter der Vielfalt und Schönheit heimischer Pflanzen war, große Zurückhaltung walten. Im Frühling ist das Haus von den weißen Blüten des Hartriegels und den rosafarbenen des Judasbaums umgeben. Der Sommer bringt dunkles Waldgrün und die Farben des späten Rhododendrons, der Herbst die Flammentöne des Zuckerahorns und der Winter verblüffende Stille, wenn die Kaskade in Eis erstarrt.
"Ein Kampf gegen die Natur erschien mir nie reizvoll," schreibt Wright. "Der Kampf für die und mit der Natur dagegen begeisterte mich und inspirierte meine Arbeit." Dies galt nicht nur für Fallingwater, sondern auch für seine früheren in die Umgebung gebetteten Landhäuser, den Sommersitz Taliesin in Wisconsin und das Winterdomizil Taliesin West in der Wüste von Arizona, für die Wright nicht nur die Hülle, sondern auch das Mobiliar, die Zufahrtsstraßen und Gärten entwarf, in denen er wiederum den wilden Pflanzen den Vorzug gab.
Diese Gesamtkunstwerke brachten Wright den Ruf ein, nicht nur der größte amerikanische Architekt, sondern "der größte Landschaftsarchitekt aller Zeiten" zu sein, ein Prädikat, das er sich allerdings mit Lancelot "Capability" Brown teilt, der im England des achtzehnten Jahrhunderts in vergleichbarer Rigorosität wirkte. Beide formten neue Horizonte, verlegten Hügel und Wasserläufe, rissen Störendes ab - ganze Dörfer oder eine einzelne Tankstelle -, öffneten Blicke und setzten Akzente mit großen Bäumen oder skulpturalen Elementen. So ließ Wright in Arizona ausgewachsene Saguaro Kakteen in die Nähe seines Hauses verpflanzen, die mit ihren gewaltigen Säulen und Kandelabern die stille Landschaft dramatisieren.
Seine Leidenschaft für die Verbindung von Natur und Architektur, die er für die "Urkunst" hielt, der Musik, Malerei und Bildhauerei als "Ausschmückungen" untergeordnet waren, und das Beharren auf seinen ästhetischen Prinzipien gingen so weit, dass er Auftraggebern dringende Empfehlungen angedeihen ließ, was die Kunst im Bau, die Farbe der Vorhänge und die Wahl der Stauden in den Pflanztrögen am Haus betraf - wie man nun in einem detailversessenen und üppig illustrierten Buch von Derek Fell nachlesen kann. Konflikte blieben nicht aus. Eigenmächtigkeiten, die seinen Plänen zuwiderliefen, wurden mit entrüsteten Briefen geahndet. Den Vorschlag eines Landwirts, um Taliesin effektivere schwarzweiße Holsteiner Kühe als die Guernsey-Herde zu halten, wies er zurück. Schwarzweiß auf Grün tat seinen Augen weh. Wright liebte die beruhigenden Farben der Erde und die seiner Guernseykühe: braun wie ein frisch gepflügtes Feld und weiß wie Elfenbein.
"Die Gärten des Frank Lloyd Wright" von Derek Fell. Edition Delius im Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2010. 160 Seiten, zahlreiche Farbfotos. Gebunden, 39,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main