Der Rechtsanwalt Doktor Kowalk, der doch noch lebt, eröffnet Friederike das nachgetragene Erbe ihrer Großmutter: Ein Ladenlokal in Berlin unweit der Potsdamer Straße, in dem sich ein Café befindet. So kündigt Friederike mit fünfzig ihre Stelle am Institut für schwindende Idiome und übernimmt das Café. Von ihrem Vorgänger bleiben ihr die große Kasia, der Kioskbesitzer Herr Lehmann und Herr Palun, der Verkäufer, der fliegen kann. Unverdrossen übersteht sie die Kontrollen der Gesundheitsämter, die Anschläge von Heckenschützen, den schwarzen Regen, die Ausläufer der Pandemie. Auch wenn im Keller unter dem Tresen Ratten Szenen der jüngsten Geschichte oder des jüngsten Gerichts nachspielen, hält sie am Glück, anderen zu Diensten zu sein, fest. Es erscheint der wundersame Robert, und eines Tages wird zwischen den Gästen auch ihr verlorener Sohn Florian sein.
»Es ist nicht länger die Zeit, den eigenen Platz zu behaupten. Es ist die Zeit, anderen einen Platz zu bieten.« Katharina Hacker
»Es geht um Erinnerungen, um geisterhafte Gespräche zwischen Toten und Lebenden, um die Risse in der realen Welt, durch die das Imaginäre, Gefürchtete und leidenschaftlich Ersehnte hervorbrechen kann.«
Aus der Begründung zur Verleihung des Droste-Preises an Katharina Hacker, 2021
»Es ist nicht länger die Zeit, den eigenen Platz zu behaupten. Es ist die Zeit, anderen einen Platz zu bieten.« Katharina Hacker
»Es geht um Erinnerungen, um geisterhafte Gespräche zwischen Toten und Lebenden, um die Risse in der realen Welt, durch die das Imaginäre, Gefürchtete und leidenschaftlich Ersehnte hervorbrechen kann.«
Aus der Begründung zur Verleihung des Droste-Preises an Katharina Hacker, 2021
Katharina Hackers 'Die Gäste' ist ein Buch über das Willkommen-Heißen und über fehlende Nähe, das davon erzählt - um mit Friederike zu sprechen - , 'wie furchtbar es wäre, alleine zu sein'. Nico Bleutge Süddeutsche Zeitung 20220727
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Nico Bleutge ist fasziniert von Katharina Hackers Roman, der zunächst eine eher unscheinbare Geschichte zu erzählen scheint, von einer Frau in naher Zukunft, die ein Cafe erbt und es sich zur Aufgabe macht, es wieder flott zu machen. Da kommen originelle Figuren vor und ein Idyll scheint sich zu entwickeln, so Bleutge. Doch da ist noch die konjunktivische, "achtsame" Art und Weise, wie Hacker erzählt bzw. ihre Protagonistin erzählen lässt, meint er. Laut Rezensent öffnet diese Erzählweise "Möglichkeitsräume" jenseits des realen Geschehens. Tiere beginnen zu sprechen, Menschen verwandeln sich in andere Menschen, erklärt er. Auch wenn Hacker gegen Ende des Buches mal "gefühlig" wird, das Fantastische hat hier für Bleutge entschieden etwas Hoffnungsvolles.
© Perlentaucher Medien GmbH
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