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Die handschriftliche Überlieferung deutschsprachiger Gebetbücher des Spätmittelalters setzt im 14. Jahrhundert ein. Etwa 40 Gebetbücher aus allen Teilen des deutschen Sprachraumes sind aus dieser Zeit überliefert, bevor ihre Anzahl im 15. Jahrhundert eminent zunimmt. Johann von Neumarkt (um 1310-1380), Hofkanzler Karls IV. in Prag und Bischof von Leitomischel, später Olmütz, wurde sowohl in der theologischen, historischen als auch germanistischen Forschung immer wieder als einer der Landmarks bezeichnet, der im Kontext des Prager Hofs die deutschsprachige Gebetbuchlandschaft nachhaltig geprägt…mehr

Produktbeschreibung
Die handschriftliche Überlieferung deutschsprachiger Gebetbücher des Spätmittelalters setzt im 14. Jahrhundert ein. Etwa 40 Gebetbücher aus allen Teilen des deutschen Sprachraumes sind aus dieser Zeit überliefert, bevor ihre Anzahl im 15. Jahrhundert eminent zunimmt. Johann von Neumarkt (um 1310-1380), Hofkanzler Karls IV. in Prag und Bischof von Leitomischel, später Olmütz, wurde sowohl in der theologischen, historischen als auch germanistischen Forschung immer wieder als einer der Landmarks bezeichnet, der im Kontext des Prager Hofs die deutschsprachige Gebetbuchlandschaft nachhaltig geprägt habe. Jedoch bestand trotz dieser allgemein akzeptierten Einschätzung weder Einigkeit darüber, welche Gebete und Gebetbücher Johann von Neumarkt zuzuschreiben sind, noch worin sein Einfluss auf die Gebetbuchkultur bestanden habe.
Die Arbeit schließt diese Forschungslücke. Durch eine umfängliche Sichtung der handschriftlichen Überlieferung wurde in einem ersten Schritt das Gebetskorpus bestimmt, das im Spätmittelalter unter dem Namen Johann von Neumarkt firmierte. Eine eingehende Untersuchung der Materialität der ältesten Überlieferungszeugen ergab, dass am Anfang der Überlieferung ein Autorkorpus in Form von thematisch bestimmten Gebetsheftchen stand. Dieser nach dem Autorprinzip organisierte Gebetbuchtypus, der bislang noch nicht beschrieben wurde, ist in seiner Form mit Überlieferungstypen der Lyrik- und Kleinepik vergleichbar und ordnet sich den Regeln des zeitüblichen Literaturbetriebs ein. Im Gegensatz zur Literarizität von Lyrik und Epik kommt der der Gebete jedoch eine an die Textsorte gebundene, spezifisch religiöse Funktion zu, deren Eigenheiten sich aus theolinguistischer Perspektive beschreiben lassen. In diesem Zusammenhang spielen insbesondere die in den Gebeten gewählte Sprache, ihre Verständlichkeit, aber auch ihre Stilistik und die Kommunikationssituation beim performativen Vollzug des Gebets eine besondere Rolle. Diese Aspekte, über die Johann von Neumarkt bereits zum Teil reflektierte, bieten den Rahmen, um die Spezifika des Gebetsstils für seine Gebetsübersetzungen nach lateinischen Vorlagen oder freieren Gebetsübertragungen herauszuarbeiten. Zudem werden die Gebete inhaltlich analysiert und unter frömmigkeitsgeschichtlichen Aspekten kontextualisiert sowie in die Gebetbuchlandschaft des Spätmittelalters eingeordnet.

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