Peter Schäfer untersucht die Rückwirkungen des sich herauskristallisierenden Christentums auf das zeitgenössische rabbinische Judentum. Vor allem die im Christentum allmählich konkrete Gestalt annehmende Idee einer göttlichen Zweiheit (Vater und Sohn) bzw. Dreiheit (Vater, Sohn und Heiliger Geist) hat im rabbinischen Judentum deutlichere Spuren hinterlassen als bisher meist angenommen. Daneben spielen die sich aus dem Menschensohn des Danielbuches entwickelnden Vorstellungen und die Gestalt eines höchsten Engels mit Namen Metatron eine Rolle, der sogar den Beinamen "Kleiner Gott" erhält. Auch das stellvertretenden Sühneleidens des Messias wird (wieder) in das Judentum einführt. Die Grenzen zwischen "Rechtgläubigkeit" und "Häresie" erweisen sich als fließend, und mehr als einmal drängt sich die häretische Überlegung auf, ob man nicht nur von der "Geburt des Christentums aus dem Geist des Judentums" sprechen sollte, sondern umgekehrt auch von der "Geburt des Judentums aus dem Geistdes Christentums".
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Der Titel dieses Bandes geht dem Rezensenten Johann Hinrich Claussen viel zu weit. Denn was der Judaist Peter Schäfer in seinen Vorlesungen zeigt, ist nicht die Geburt einer Religion aus der anderen, sondern eher, wie man Christentum und Judentum in einem Verhältnis sehen muss, in dem sich beide gegenseitig aufeinander beziehen und voneinander abgrenzen. Sehr aufschlussreich findet Claussen daher die Texte antiker Rabbiner, die Schäfer hier diskutiert und die sich mit der christlichen Häresie zum Teil "intensiv und innovativ" auseinandergesetzt haben. Allerdings räumt Claussen auch ein, dass einige Texte dunkel bleiben und nicht alle Interpretationen Schäfers seine Zustimmung finden.
© Perlentaucher Medien GmbH
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