Else Lasker-Schüler (1869-1945) - Karl Kraus nannte sie die „stärkste und unwegsamste lyrische Erscheinung des modernen Deutschlands“. Die deutsch-jüdische Schriftstellerin ist zwar eine der schillernden Figuren der deutschen Literaturgeschichte, sie gelangte aber erst nach ihrem Tod zu Ruhm. Zu
Lebzeiten galt sie als schwierig, extravagant und zu leidenschaftlich. Bewusst widersprach sie der…mehrElse Lasker-Schüler (1869-1945) - Karl Kraus nannte sie die „stärkste und unwegsamste lyrische Erscheinung des modernen Deutschlands“. Die deutsch-jüdische Schriftstellerin ist zwar eine der schillernden Figuren der deutschen Literaturgeschichte, sie gelangte aber erst nach ihrem Tod zu Ruhm. Zu Lebzeiten galt sie als schwierig, extravagant und zu leidenschaftlich. Bewusst widersprach sie der bürgerlichen Frauenvorstellung, was sie äußerlich durch das Tragen von Hosen, bunten Gewändern und kurzgeschnitten Haaren demonstrierte. Else Lasker-Schüler arbeitete zeit ihres Lebens an der großen Versöhnung zwischen Arabern und Juden, zwischen Juden und Christen, was auch immer wieder in ihren Gedichten zum Ausdruck kommt. Konsequent entwickelte sie eine eigene, vom Expressionismus geprägte, aber sehr persönlich gefärbte und weiterentwickelte Bildersprache. Heute gehört sie zu den Klassikern der Moderne.
Im Reclam Verlag ist nun eine umfangreiche Auswahl ihrer Gedichte erschienen und das in einer repräsentativen Leinen-Ausgabe. Der erste Teil versammelt vor allem die Gedichtzyklen (Styx, Der siebente Tag, Meine Wunder, Hebräische Balladen und Mein blaues Klavier), dazu Gedichte aus Zeitschriften, Anthologien und sonstigen Textsammlungen. Teil II präsentiert undatierte Gedichte aus dem Nachlass, die einen hohen Vollendungsgrad aufweisen. Auf Gelegenheitsgedichte wurde dagegen verzichtet.
Der Reclam-Band ist zweigeteilt, denn die zweite Hälfte nimmt mit rund 240 Seiten ein umfangreicher Anhang ein. Hier gibt es zu allen 356 abgedruckten Gedichten ausführliche Hinweise zu Drucknachweisen, Varianten und Kommentare. Literaturhinweise listen dann die Einzel- und Werkausgaben von Lasker-Schüler sowie die Forschungsliteratur (Auswahl) auf. In einem Nachwort beleuchtet die Herausgeberin und Literaturwissenschaftlerin Gabriele Sander schließlich Leben und Werk von Else Lasker-Schüler, wobei sie detailliert auf die einzelnen Etappen im Themen-, Motiv- und Formenspektrum der Lyrikerin eingeht. Eine kompakte und ansprechende Ausgabe, die allein schon wegen des informa-tionsreichen Anhangs für alle Lasker-Schüler-Freunde ein Gewinn ist.