Elisabeth I. herrscht als Königin über England, Maria Stuart über Schottland. Sie sind Cousinen, aber alles trennt diese Frauen: ihre Religion – die eine ist Protestantin, die andere katholisch –, ihre Vergangenheit, ihre Ambitionen, ihre politischen Ansichten und besonders ihr privates Leben. Trotzdem sind beide mit demselben Problem konfrontiert: sich zu verheiraten und ihrem Land einen Erben zu hinterlassen. Elisabeth, die Frau der politischen Macht, zieht es vor, sich keinem Mann unterzuordnen, und heiratet nicht. Maria Stuart hingegen geht drei Ehen ein. Ihr Leben wird zu einem düsteren Kapitel der Weltgeschichte, bestimmt von Liebe, Haß und Intrigen. Ihre verzweifelte Flucht nach England endet auf dem Schafott. Anka Muhlstein erzählt auf der Grundlage genauer Recherchen detailliert und spannend das Leben dieser außergewöhnlichen Frauen mit ihren entgegengesetzten und dennoch untrennbar verbundenen Schicksalen, das Leben zweier Frauen an der Macht, die gefordert sind, zwischen Liebe und Pflicht zu wählen.
Liebe und Pflicht zu wählen.
Liebe und Pflicht zu wählen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.10.2005Angst vor der Einkerkerung
Im Doppel: Elisabeth von England trifft auf Maria Stuart
Der Vergleich zweier Lebensläufe läßt Gegensätze und Gemeinsamkeiten der Personen hervortreten und macht das Eigene der beiden sichtbar. Solch eine vergleichende Darstellung ist nur angebracht, wenn eine ausreichende Schnittmenge von Merkmalen der Porträtierten vorhanden ist: Hitler und Gandhi in einer Doppelbiographie zusammenzubringen, wäre unsinnig. Elisabeth I. und Maria Stuart in einer vergleichenden Lebensbeschreibung darzustellen, ist sinnvoll - ja naheliegend. Trotz ihrer unterschiedlichen Charaktere sind beiden Herrscherinnen wichtige Züge gemeinsam. Machtstreben und Kultiviertheit zeichnen die Rivalinnen im Kampf um den englischen Thron aus - und ihre Schicksale sind in dieser Auseinandersetzung auf unselige Weise miteinander verknüpft.
Wir werden sehen, welchen Gebrauch Anka Muhlstein, angesehene Historikerin, Schriftstellerin und Preisträgerin des Prix Goncourt, in ihrem Buch von den Möglichkeiten einer Doppelbiographie macht. Das strukturelle Konzept der Autorin überzeugt. Die Chancen, die eine Doppelbiographie bietet, nutzt sie besser als ihr berühmter Vorgänger Plutarch, indem sie sich nicht wie dieser mit einem biographischen Nacheinander begnügt, sondern ihre Beobachtungen zu beiden Porträtierten immer wieder miteinander verschränkt.
Legitim und überzeugend ist auch das Zuspitzen ihrer Darstellung auf eine einzige Frage: Wie kann eine Frau auf dem Thron politische Zwänge mit privaten Bedürfnissen in Einklang bringen? Oder anders: Darf sich eine Herrscherin dem politisch geforderten Reproduktionszwang entziehen? Diese im besten Sinne feministische Frage stellt die Verfasserin nicht nur in Bezug auf die beiden Hauptpersonen ihres Buchs, sondern auch auf Nebenfiguren wie Elisabeths Halbschwester, Maria I. von England - die berüchtigte "Bloody Mary". Das Ergebnis ihrer durchaus schlüssigen Argumentation faßt die Autorin griffig so zusammen: Elisabeth "entdeckt nach und nach die politischen und symbolischen Vorzüge der Jungfräulichkeit: In ihrer Jugend erkannte sie, welch ungeheuren Irrtum ihre Schwester begangen hatte, als sie heiratete. Zwanzig Jahre später überzeugen sie die widersinnigen Abenteuer Maria Stuarts beinahe ganz, daß eine Königin im Spiel der Ehelotterie . . . nichts zu gewinnen hat",.
Daß Elisabeth als politisch kluge Frau, die sich den Gefahren einer Ehe entzieht, im Urteil der Autorin besser abschneidet als Maria Stuart, die von einem erotischen Schlamassel ins nächste schlittert, ist zu erwarten und historisch begründbar. Der Vorzug dieses Buchs liegt also in der neuartigen Fokussierung auf ein zentrales Thema - neue historische Fakten bietet es dagegen kaum, wenn man von der Mitteilung absieht, die bereits vom Tod gezeichnete Elisabeth habe am Zeigefinger gelutscht.
Statt solcher anekdotischer Details und auch statt einer allzu ausführlichen Schilderung der Seeschlacht gegen die spanische Armada hätten wir gern mehr über die außergewöhnliche Bildung und die ansehnlichen literarischen Aktivitäten der beiden Königinnen erfahren. Derartige Informationen hätten angesichts der damals allgemein vorherrschenden kulturellen Benachteiligung der Frauen hervorragend ins feministische Konzept der Verfasserin gepaßt. Doch davon ist kaum die Rede - gerade mal jeweils sechs Verse aus der Feder Elisabeths und Maria Stuarts werden beiläufig zitiert.
Doch ärgerlicher als solche verpaßten Gelegenheiten sind unzutreffende Behauptungen - sie gehen auf das Konto der Autorin - und stilistische Mängel - für sie ist vorwiegend der Übersetzer verantwortlich. Ein banaler Fehler: Die Grafschaft Yorkshire liegt nicht "im Zentrum Englands", sondern ziemlich hoch im Norden. Gravierender ein anderes Mißverständnis. Es betrifft das von Elisabeth in einem ihrer Briefe verwendete Englisch. Am 17. März 1554 bittet Elisabeth die Königin Maria, ihr die Einkerkerung im Tower zu ersparen. Auf die Verfasserin wirkt dieser Brief "erschütternd, denn die im allgemeinen so regelmäßige Schrift Elisabeths sieht unsicher aus, und die zahlreichen, bei ihr so ungewöhnlichen Grammatikfehler beweisen, von welcher Erregung und Angst sie erfaßt war". Beide Behauptungen treffen nicht zu, sondern verraten nicht gerade profunde Kenntnisse der Autorin des zu jener Zeit verwendeten Englisch und der Handschrift Elisabeths. Ein Blick auf das Faksimile dieses Briefes zeigt, daß hier Elisabeths Handschrift regelmäßig und fest wie immer ist.
Grammatische Fehler finden sich in diesem Brief nicht. Offenbar hält die Autorin ihr nicht vertraute, in jener frühneuenglischen Zeit jedoch übliche, sprachliche Varianten zu Unrecht für grammatische Fehler und übersieht, daß die englische Grammatik und Orthographie erst in der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts reguliert wurden und man erst jetzt von grammatischen und orthographischen "Fehlern" sprechen kann.
Keineswegs banal ist auch die gelegentlich undifferenzierte Bewertung einer historischen Person. Daß etwa Heinrich VIII. in diesem Buch als brutaler Macho dargestellt wird, der seine Ehefrauen der Reihe nach verstößt oder köpfen läßt, überrascht nicht: Er hatte ja immer eine schlechte Presse. Doch sich zu "wundern, daß er Katharina (seine erste Gattin, der Rezensent) nicht vergiften ließ", das halte ich für eine ungewöhnlich polemische Übertreibung. An anderen Stellen wird er vollends in die Nähe eines sadistischen Massenmörders wie Ivan Groznij - des zu Recht so genannten "Schrecklichen" - oder eines klinisch auffälligen Caligula gerückt: "Heinrich VIII. ließ jenen ohne große Gefühlsregungen den Kopf abschlagen, die ihm mißfielen." Später ist von seinen "anderen Opfern" die Rede, so als ob er nach Lust und Laune habe hinrichten lassen. Nicht von privater Mißliebigkeit war seine unbestrittene Grausamkeit bestimmt, sondern von politischem und dynastischem Kalkül. Seine fromme Tochter Maria ließ als Königin mehr Menschen hinrichten als ihr übel beleumundeter Vater. Schließlich wird die Lesefreude durch stilistische Mängel gemindert, die fast immer auf unbefriedigende Übersetzungen zurückzuführen sind. Eine kleine Auswahl muß hier genügen. "Heftige politische und religiöse Wendungen" gibt es wohl nicht. Gemeint sind "Umschwünge, Veränderungen" - entsprechend den "retournements" des französischen Originals. Zuweilen verstärkt die Übersetzung das Unbehagen am Original. "Au Moyen Âge, on voulait que l'amour du chevalier pour sa dame fût abstrait" - über diesen Satz läßt sich streiten, nicht über dessen verunglückte Übersetzung: "Im Mittelalter wollte man, daß die Liebe des Ritters für seine Dame ein abstraktes Wesen hatte.". Und "Hurenbastard" als Bezeichnung für Eliabeth vergröbert unnötig das französische "princesse bâtarde", während der "Deckhengst" als Funktionsbeschreibung für Darnley, den zweiten Ehemann Maria Stuarts, die Grobheit des französischen "étalon" beibehält.
Dennoch: Anka Muhlsteins Buch bietet historisch interessierten Laien eine lesenswerte Lektüre. Sie erfahren viele Details und lernen eine seriöse Untersuchung zur gesellschaftlichen Position von Frauen im England des sechzehnten Jahrhunderts kennen.
THEO STEMMLER
Anka Muhlstein: "Die Gefahren der Ehe". Elisabeth von England und Maria Stuart. Aus dem Französischen von Ulrich Kunzmann. Insel Verlag, Frankfurt am Main, Leipzig 2005. 368 S., 16 Farb- u. S/W-Abb., geb., 19,80 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Im Doppel: Elisabeth von England trifft auf Maria Stuart
Der Vergleich zweier Lebensläufe läßt Gegensätze und Gemeinsamkeiten der Personen hervortreten und macht das Eigene der beiden sichtbar. Solch eine vergleichende Darstellung ist nur angebracht, wenn eine ausreichende Schnittmenge von Merkmalen der Porträtierten vorhanden ist: Hitler und Gandhi in einer Doppelbiographie zusammenzubringen, wäre unsinnig. Elisabeth I. und Maria Stuart in einer vergleichenden Lebensbeschreibung darzustellen, ist sinnvoll - ja naheliegend. Trotz ihrer unterschiedlichen Charaktere sind beiden Herrscherinnen wichtige Züge gemeinsam. Machtstreben und Kultiviertheit zeichnen die Rivalinnen im Kampf um den englischen Thron aus - und ihre Schicksale sind in dieser Auseinandersetzung auf unselige Weise miteinander verknüpft.
Wir werden sehen, welchen Gebrauch Anka Muhlstein, angesehene Historikerin, Schriftstellerin und Preisträgerin des Prix Goncourt, in ihrem Buch von den Möglichkeiten einer Doppelbiographie macht. Das strukturelle Konzept der Autorin überzeugt. Die Chancen, die eine Doppelbiographie bietet, nutzt sie besser als ihr berühmter Vorgänger Plutarch, indem sie sich nicht wie dieser mit einem biographischen Nacheinander begnügt, sondern ihre Beobachtungen zu beiden Porträtierten immer wieder miteinander verschränkt.
Legitim und überzeugend ist auch das Zuspitzen ihrer Darstellung auf eine einzige Frage: Wie kann eine Frau auf dem Thron politische Zwänge mit privaten Bedürfnissen in Einklang bringen? Oder anders: Darf sich eine Herrscherin dem politisch geforderten Reproduktionszwang entziehen? Diese im besten Sinne feministische Frage stellt die Verfasserin nicht nur in Bezug auf die beiden Hauptpersonen ihres Buchs, sondern auch auf Nebenfiguren wie Elisabeths Halbschwester, Maria I. von England - die berüchtigte "Bloody Mary". Das Ergebnis ihrer durchaus schlüssigen Argumentation faßt die Autorin griffig so zusammen: Elisabeth "entdeckt nach und nach die politischen und symbolischen Vorzüge der Jungfräulichkeit: In ihrer Jugend erkannte sie, welch ungeheuren Irrtum ihre Schwester begangen hatte, als sie heiratete. Zwanzig Jahre später überzeugen sie die widersinnigen Abenteuer Maria Stuarts beinahe ganz, daß eine Königin im Spiel der Ehelotterie . . . nichts zu gewinnen hat",.
Daß Elisabeth als politisch kluge Frau, die sich den Gefahren einer Ehe entzieht, im Urteil der Autorin besser abschneidet als Maria Stuart, die von einem erotischen Schlamassel ins nächste schlittert, ist zu erwarten und historisch begründbar. Der Vorzug dieses Buchs liegt also in der neuartigen Fokussierung auf ein zentrales Thema - neue historische Fakten bietet es dagegen kaum, wenn man von der Mitteilung absieht, die bereits vom Tod gezeichnete Elisabeth habe am Zeigefinger gelutscht.
Statt solcher anekdotischer Details und auch statt einer allzu ausführlichen Schilderung der Seeschlacht gegen die spanische Armada hätten wir gern mehr über die außergewöhnliche Bildung und die ansehnlichen literarischen Aktivitäten der beiden Königinnen erfahren. Derartige Informationen hätten angesichts der damals allgemein vorherrschenden kulturellen Benachteiligung der Frauen hervorragend ins feministische Konzept der Verfasserin gepaßt. Doch davon ist kaum die Rede - gerade mal jeweils sechs Verse aus der Feder Elisabeths und Maria Stuarts werden beiläufig zitiert.
Doch ärgerlicher als solche verpaßten Gelegenheiten sind unzutreffende Behauptungen - sie gehen auf das Konto der Autorin - und stilistische Mängel - für sie ist vorwiegend der Übersetzer verantwortlich. Ein banaler Fehler: Die Grafschaft Yorkshire liegt nicht "im Zentrum Englands", sondern ziemlich hoch im Norden. Gravierender ein anderes Mißverständnis. Es betrifft das von Elisabeth in einem ihrer Briefe verwendete Englisch. Am 17. März 1554 bittet Elisabeth die Königin Maria, ihr die Einkerkerung im Tower zu ersparen. Auf die Verfasserin wirkt dieser Brief "erschütternd, denn die im allgemeinen so regelmäßige Schrift Elisabeths sieht unsicher aus, und die zahlreichen, bei ihr so ungewöhnlichen Grammatikfehler beweisen, von welcher Erregung und Angst sie erfaßt war". Beide Behauptungen treffen nicht zu, sondern verraten nicht gerade profunde Kenntnisse der Autorin des zu jener Zeit verwendeten Englisch und der Handschrift Elisabeths. Ein Blick auf das Faksimile dieses Briefes zeigt, daß hier Elisabeths Handschrift regelmäßig und fest wie immer ist.
Grammatische Fehler finden sich in diesem Brief nicht. Offenbar hält die Autorin ihr nicht vertraute, in jener frühneuenglischen Zeit jedoch übliche, sprachliche Varianten zu Unrecht für grammatische Fehler und übersieht, daß die englische Grammatik und Orthographie erst in der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts reguliert wurden und man erst jetzt von grammatischen und orthographischen "Fehlern" sprechen kann.
Keineswegs banal ist auch die gelegentlich undifferenzierte Bewertung einer historischen Person. Daß etwa Heinrich VIII. in diesem Buch als brutaler Macho dargestellt wird, der seine Ehefrauen der Reihe nach verstößt oder köpfen läßt, überrascht nicht: Er hatte ja immer eine schlechte Presse. Doch sich zu "wundern, daß er Katharina (seine erste Gattin, der Rezensent) nicht vergiften ließ", das halte ich für eine ungewöhnlich polemische Übertreibung. An anderen Stellen wird er vollends in die Nähe eines sadistischen Massenmörders wie Ivan Groznij - des zu Recht so genannten "Schrecklichen" - oder eines klinisch auffälligen Caligula gerückt: "Heinrich VIII. ließ jenen ohne große Gefühlsregungen den Kopf abschlagen, die ihm mißfielen." Später ist von seinen "anderen Opfern" die Rede, so als ob er nach Lust und Laune habe hinrichten lassen. Nicht von privater Mißliebigkeit war seine unbestrittene Grausamkeit bestimmt, sondern von politischem und dynastischem Kalkül. Seine fromme Tochter Maria ließ als Königin mehr Menschen hinrichten als ihr übel beleumundeter Vater. Schließlich wird die Lesefreude durch stilistische Mängel gemindert, die fast immer auf unbefriedigende Übersetzungen zurückzuführen sind. Eine kleine Auswahl muß hier genügen. "Heftige politische und religiöse Wendungen" gibt es wohl nicht. Gemeint sind "Umschwünge, Veränderungen" - entsprechend den "retournements" des französischen Originals. Zuweilen verstärkt die Übersetzung das Unbehagen am Original. "Au Moyen Âge, on voulait que l'amour du chevalier pour sa dame fût abstrait" - über diesen Satz läßt sich streiten, nicht über dessen verunglückte Übersetzung: "Im Mittelalter wollte man, daß die Liebe des Ritters für seine Dame ein abstraktes Wesen hatte.". Und "Hurenbastard" als Bezeichnung für Eliabeth vergröbert unnötig das französische "princesse bâtarde", während der "Deckhengst" als Funktionsbeschreibung für Darnley, den zweiten Ehemann Maria Stuarts, die Grobheit des französischen "étalon" beibehält.
Dennoch: Anka Muhlsteins Buch bietet historisch interessierten Laien eine lesenswerte Lektüre. Sie erfahren viele Details und lernen eine seriöse Untersuchung zur gesellschaftlichen Position von Frauen im England des sechzehnten Jahrhunderts kennen.
THEO STEMMLER
Anka Muhlstein: "Die Gefahren der Ehe". Elisabeth von England und Maria Stuart. Aus dem Französischen von Ulrich Kunzmann. Insel Verlag, Frankfurt am Main, Leipzig 2005. 368 S., 16 Farb- u. S/W-Abb., geb., 19,80 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.10.2005Zickenkrieg im großen Welttheater
Zwei Herzen und zwei Kronen - und nur eine Insel: Anka Muhlstein über Elisabeth I. und Maria Stuart
„Ihr solltet nie vergessen, dass die Bühne des Welttheaters viel größer ist als die Länder Eures Reiches.” Von Maria Stuart, der allzu leichtsinnigen Königin von Schottland, die sich wohl im wahrsten Sinne um Kopf und Kragen geredet und geschrieben hat, sind diese klugen Worte überliefert. Angeklagt wegen der Verschwörung gegen die englische Königin Elisabeth I., eine macht- und wehrlose, heillos verstrickte Gefangene, mahnt sie ihre Richter daran, dass über ihr Schicksal nicht allein im Gerichtssaal verhandelt wird, sondern vor den Augen der ganzen Welt. Dies sollte ihr zwar nicht aus der Bredouille helfen, auch ihre Hinrichtung nicht verhindern. Aber sie hat sie damit Recht behalten. Bis heute beschäftigt ihr Fall die Historiker, und aus ihrem Schicksal ist folgerichtig auch ein Schauspiel für die Theaterbühne geworden.
Spätestens im Gerichtssaal, vor den schmallippigen und humorlosen englischen Puritanern, muss Maria Stuart eingesehen haben, dass ihr auf jener großen Bühne, auf der sie schon als schottische Thronfolgerin geboren wurde, nur eine tragische Rolle zu spielen bleibt. Sie wird diese Rolle, bis zum letzten Akt auf der Hinrichtungsstätte, mit Bravour ausfüllen. Mögen ihre Abenteuer im düsteren, verwirrenden schottischen Labyrinth, all die tumultösen Liebschaften und finsteren Mordkomplotte, die hin und her wogenden Kämpfe, die Fluchten bei Nacht, die verwegenen Ritte - mögen all ihre falschen Entscheidungen als Herrscherin Schottlands einen unwiderstehlichen Zug ins Burleske, ins Tolldrastische einer Provinzposse aufweisen: Am Ende bewahrt sie doch die einer Tragödie angemessene Haltung.
Auch Elisabeth I. von England, die große Gegenspielerin Maria Stuarts, war eine versierte Schauspielerin. Ihr Metier jedoch war die Komödie. Als „Lady Tartuffe der Jungfräulichkeit” hat sie einmal Franz Blei beschrieben. Der Kunst des Sterbens, die Maria Stuart so vollendet zelebriert, steht auf Seiten Elisabeths die virtuose Kunst der Verstellung gegenüber. Auch deswegen erwies sich die englische Königin letztlich als die überlegene Spielerin: Sie verfügte über die geeigneteren Instrumente im Kampf um Macht und Selbstbehauptung. Elisabeth reüssierte so glänzend in ihren unterschiedlichen, politisch aber stets klugen Rollen, dass ihr wahrer Charakter, der Kern ihrer Persönlichkeit, bis heute weitgehend rätselhaft geblieben ist.
Katzen mit verdeckten Krallen
Schon Stefan Zweig, dessen famose Biografie Maria Stuarts noch immer und trotz aller Unzulänglichkeiten eine subtile, glänzend geschriebene Analyse dieses historischen Inselduells bietet, hat darauf hingewiesen, dass sich mit den beiden höchst unterschiedlichen Frauen zugleich zwei Zeitalter, zwei Prinzipien gegenüberstehen: der christliche, ritterliche, autokratische Geist des Mittelalters mit seinem Begriff des Gottesgnadentums, und, auf Seiten Elisabeths, neuzeitliche Staatsräson und Protestantismus, rationale Machtpolitik und kalkulierte Imagepflege, das strategische Werben um die Gunst des Volkes. Im „Katzenkampf” zwischen beiden Frauen, im „Sich-Umschleichen und Belauern mit verdeckten Krallen” (Zweig) musste Elisabeth gewinnen, weil sie die klügere Frau und Politikerin war. Und weil sie einen moderneren Staat regierte.
Dennoch galt Zweigs Sympathie nicht der vielgerühmten, von den Dichtern und Malern des elisabethanischen Zeitalters gefeierten virgin Queen, die Realpolitikerin genug war, um das zerrüttete englische Königreich zu festigen und als Weltmacht zu etablieren, sondern einzig Maria Stuart. Diese verlor zwar aus Dummheit ihren Thron und schließlich ihr Leben. Aber sie bewies Wagemut und unbeugsamen Stolz. Während Elisabeth abwägt und zaudert und ihre Ratgeber endlos befragt, setzt sich Maria kurzentschlossen aufs Pferd - und reitet im Zweifelsfall in ihr Unheil.
Vor allem gegen diese, bei weitem nicht allein von Stefan Zweig vertretene Sicht der beiden Frauen hat Anka Muhlstein ihr neues Buch geschrieben. Die Sympathien der französischen Historikerin, die ihre fundierten Kenntnisse zur Geschichte der frühen Neuzeit zuletzt mit dem Band „Königinnen auf Zeit” unter Beweis gestellt hat, liegen eindeutig nicht auf Seiten Marias. Ihre Heldin ist Elisabeth, die kühle Taktiererin.
Für die Abenteuer, für die Liebschaften Maria Stuarts fehlt Muhlstein jedes Verständnis, bisweilen vielleicht auch das nötige Sensorium. So muss sich ihr daher die Haltung und Handlungsweise Elisabeths viel eher erschließen. Ist diese doch weit mehr bestimmt durch rationales politisches Kalkül denn durch Gefühlsausbrüche wie ihre glücklose Gegenspielerin. Dieser mangelte es in den Augen Muhlsteins nicht nur an „jeglichem politischen Verstand” - wer würde dies bestreiten wollen? -, sondern auch an dem, wohl gewünschten, Widerstand gegen fleischliche Verlockungen. Diesen „frevelhaften Leidenschaften” (Muhlstein) habe die schottische Königin ihren Untergang zu verdanken.
Dabei hat sich die Törichte, ohne vielleicht damit gleich zu sündigen, einfach nur die falschen Ehemänner ausgesucht: den eitlen und noch dümmeren Stenz Darnley und später den brachialen Gewaltmenschen Bothwell, der sie endgültig mit dem schottischen Adel entzweite. Sie würde nichts lieber tun, als ihm, Bothwell, barfuß und im bloßen Hemd bis ans Ende der Welt zu folgen, hat Maria in einem Brief bekannt. Für eine Königin, insofern wird man Muhlstein zustimmen wollen, mag dieser Eskapismus zu weit gehen, und ganz bestimmt wäre Elisabeth selbst in ihren schwachen Momenten niemals auf einen solchen Wunsch verfallen. Sie, die ewig mit ihrer Jungfräulichkeit Kokettierende, die ewig Umworbene und sich darin so sehr Gefallende, war viel zu klug, um einen der vielen Bewerber zum Gemahl zu erwählen.
Heiraten ist zu riskant
Denn die „Gefahren der Ehe”, so der Titel des Buches von Anka Muhlstein, standen Elisabeth viel zu deutlich vor Augen, als dass sie für irgendeinen - wahrscheinlich ihr ohnehin niemals ebenbürtigen - Mann, ihre Stellung oder gar ihr Leben riskiert hätte. Sie hatte ja schon als Kind erleben müssen, wie ihre Mutter, Anna Boleyn, von ihrem Vater, Heinrich VIII., aufs Schafott getrieben wurde. Die Ehe mit gleich welchem Mann - ob aus heimischem Adel oder einem anderen Fürstenhaus - hätte unweigerlich die anfangs noch heiklen und gar nicht so klaren Machtverhältnisse in ihrem Reich erneut erschüttert. Gänzlich unkalkulierbar wäre die Situation mit einem eigenen Nachkommen geworden: Den Monarchen in diesem Zeitalter drohte stets die größte Gefahr von Seiten ihrer potenziellen Thronfolger und den dahinter agierenden Interessengruppen. Wie gefährlich, wie fatal der Ehebund sich auswirken kann, zeigte ihr insbesondere das unselige Schicksal Maria Stuarts. Für eine regierende Königin konnte es keinen richtigen Mann geben, nur ein größeres oder kleineres Risiko; Risiken aber liebte die vorsichtige Elisabeth überhaupt nicht.
Anka Muhlsteins überaus lesbare, konzentrierte und kenntnisreiche Darstellung der ineinander verwickelten Lebensläufe Maria Stuarts und Elisabeths I. bietet sicherlich keine neuen Erkenntnisse oder Deutungen. Dennoch wird man das Buch, neben dem Klassiker von Stefan Zweig, mit Gewinn lesen. Nicht nur, weil Muhlstein sich eben die andere, die Kühle und Vorsichtige, zur Heldin erwählt. Sondern vor allem, weil sie, jenseits aller psychologischen Spekulationen, Elisabeths Entschluss zur Ehelosigkeit plausibel aus ihrer machtpolitischen Situation ableiten und als vielleicht einzige erfolgversprechende Strategie zur Sicherung ihrer eigenen Zukunft und der ihres Reiches beschreiben kann. Elisabeth konnte nur eine große Königin werden, weil sie die allfälligen Gefahren der Ehe mied. Maria Stuart dagegen war alles andere als eine große Königin und wäre gewiss auch mit tauglicheren Ehemännern keine geworden. Aber vielleicht war sie dennoch viel mehr als das: eine prächtig schillernde, herrlich unvernünftige und verwegene Figur auf der Bühne des großen Welttheaters.
MANFRED SCHWARZ
ANKA MUHLSTEIN: Die Gefahren der Ehe. Elisabeth von England und Maria Stuart. Aus dem Französischen von Ulrich Kunzmann. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2005. 352 Seiten, 19,80 Euro.
Maria Stuart, anonymes Porträt aus dem 16. Jahrhundert (oben), und Königin Elisabeth, um 1600 gemalt von Nicholas Hilliard (unten)
Fotos: Corbis
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Zwei Herzen und zwei Kronen - und nur eine Insel: Anka Muhlstein über Elisabeth I. und Maria Stuart
„Ihr solltet nie vergessen, dass die Bühne des Welttheaters viel größer ist als die Länder Eures Reiches.” Von Maria Stuart, der allzu leichtsinnigen Königin von Schottland, die sich wohl im wahrsten Sinne um Kopf und Kragen geredet und geschrieben hat, sind diese klugen Worte überliefert. Angeklagt wegen der Verschwörung gegen die englische Königin Elisabeth I., eine macht- und wehrlose, heillos verstrickte Gefangene, mahnt sie ihre Richter daran, dass über ihr Schicksal nicht allein im Gerichtssaal verhandelt wird, sondern vor den Augen der ganzen Welt. Dies sollte ihr zwar nicht aus der Bredouille helfen, auch ihre Hinrichtung nicht verhindern. Aber sie hat sie damit Recht behalten. Bis heute beschäftigt ihr Fall die Historiker, und aus ihrem Schicksal ist folgerichtig auch ein Schauspiel für die Theaterbühne geworden.
Spätestens im Gerichtssaal, vor den schmallippigen und humorlosen englischen Puritanern, muss Maria Stuart eingesehen haben, dass ihr auf jener großen Bühne, auf der sie schon als schottische Thronfolgerin geboren wurde, nur eine tragische Rolle zu spielen bleibt. Sie wird diese Rolle, bis zum letzten Akt auf der Hinrichtungsstätte, mit Bravour ausfüllen. Mögen ihre Abenteuer im düsteren, verwirrenden schottischen Labyrinth, all die tumultösen Liebschaften und finsteren Mordkomplotte, die hin und her wogenden Kämpfe, die Fluchten bei Nacht, die verwegenen Ritte - mögen all ihre falschen Entscheidungen als Herrscherin Schottlands einen unwiderstehlichen Zug ins Burleske, ins Tolldrastische einer Provinzposse aufweisen: Am Ende bewahrt sie doch die einer Tragödie angemessene Haltung.
Auch Elisabeth I. von England, die große Gegenspielerin Maria Stuarts, war eine versierte Schauspielerin. Ihr Metier jedoch war die Komödie. Als „Lady Tartuffe der Jungfräulichkeit” hat sie einmal Franz Blei beschrieben. Der Kunst des Sterbens, die Maria Stuart so vollendet zelebriert, steht auf Seiten Elisabeths die virtuose Kunst der Verstellung gegenüber. Auch deswegen erwies sich die englische Königin letztlich als die überlegene Spielerin: Sie verfügte über die geeigneteren Instrumente im Kampf um Macht und Selbstbehauptung. Elisabeth reüssierte so glänzend in ihren unterschiedlichen, politisch aber stets klugen Rollen, dass ihr wahrer Charakter, der Kern ihrer Persönlichkeit, bis heute weitgehend rätselhaft geblieben ist.
Katzen mit verdeckten Krallen
Schon Stefan Zweig, dessen famose Biografie Maria Stuarts noch immer und trotz aller Unzulänglichkeiten eine subtile, glänzend geschriebene Analyse dieses historischen Inselduells bietet, hat darauf hingewiesen, dass sich mit den beiden höchst unterschiedlichen Frauen zugleich zwei Zeitalter, zwei Prinzipien gegenüberstehen: der christliche, ritterliche, autokratische Geist des Mittelalters mit seinem Begriff des Gottesgnadentums, und, auf Seiten Elisabeths, neuzeitliche Staatsräson und Protestantismus, rationale Machtpolitik und kalkulierte Imagepflege, das strategische Werben um die Gunst des Volkes. Im „Katzenkampf” zwischen beiden Frauen, im „Sich-Umschleichen und Belauern mit verdeckten Krallen” (Zweig) musste Elisabeth gewinnen, weil sie die klügere Frau und Politikerin war. Und weil sie einen moderneren Staat regierte.
Dennoch galt Zweigs Sympathie nicht der vielgerühmten, von den Dichtern und Malern des elisabethanischen Zeitalters gefeierten virgin Queen, die Realpolitikerin genug war, um das zerrüttete englische Königreich zu festigen und als Weltmacht zu etablieren, sondern einzig Maria Stuart. Diese verlor zwar aus Dummheit ihren Thron und schließlich ihr Leben. Aber sie bewies Wagemut und unbeugsamen Stolz. Während Elisabeth abwägt und zaudert und ihre Ratgeber endlos befragt, setzt sich Maria kurzentschlossen aufs Pferd - und reitet im Zweifelsfall in ihr Unheil.
Vor allem gegen diese, bei weitem nicht allein von Stefan Zweig vertretene Sicht der beiden Frauen hat Anka Muhlstein ihr neues Buch geschrieben. Die Sympathien der französischen Historikerin, die ihre fundierten Kenntnisse zur Geschichte der frühen Neuzeit zuletzt mit dem Band „Königinnen auf Zeit” unter Beweis gestellt hat, liegen eindeutig nicht auf Seiten Marias. Ihre Heldin ist Elisabeth, die kühle Taktiererin.
Für die Abenteuer, für die Liebschaften Maria Stuarts fehlt Muhlstein jedes Verständnis, bisweilen vielleicht auch das nötige Sensorium. So muss sich ihr daher die Haltung und Handlungsweise Elisabeths viel eher erschließen. Ist diese doch weit mehr bestimmt durch rationales politisches Kalkül denn durch Gefühlsausbrüche wie ihre glücklose Gegenspielerin. Dieser mangelte es in den Augen Muhlsteins nicht nur an „jeglichem politischen Verstand” - wer würde dies bestreiten wollen? -, sondern auch an dem, wohl gewünschten, Widerstand gegen fleischliche Verlockungen. Diesen „frevelhaften Leidenschaften” (Muhlstein) habe die schottische Königin ihren Untergang zu verdanken.
Dabei hat sich die Törichte, ohne vielleicht damit gleich zu sündigen, einfach nur die falschen Ehemänner ausgesucht: den eitlen und noch dümmeren Stenz Darnley und später den brachialen Gewaltmenschen Bothwell, der sie endgültig mit dem schottischen Adel entzweite. Sie würde nichts lieber tun, als ihm, Bothwell, barfuß und im bloßen Hemd bis ans Ende der Welt zu folgen, hat Maria in einem Brief bekannt. Für eine Königin, insofern wird man Muhlstein zustimmen wollen, mag dieser Eskapismus zu weit gehen, und ganz bestimmt wäre Elisabeth selbst in ihren schwachen Momenten niemals auf einen solchen Wunsch verfallen. Sie, die ewig mit ihrer Jungfräulichkeit Kokettierende, die ewig Umworbene und sich darin so sehr Gefallende, war viel zu klug, um einen der vielen Bewerber zum Gemahl zu erwählen.
Heiraten ist zu riskant
Denn die „Gefahren der Ehe”, so der Titel des Buches von Anka Muhlstein, standen Elisabeth viel zu deutlich vor Augen, als dass sie für irgendeinen - wahrscheinlich ihr ohnehin niemals ebenbürtigen - Mann, ihre Stellung oder gar ihr Leben riskiert hätte. Sie hatte ja schon als Kind erleben müssen, wie ihre Mutter, Anna Boleyn, von ihrem Vater, Heinrich VIII., aufs Schafott getrieben wurde. Die Ehe mit gleich welchem Mann - ob aus heimischem Adel oder einem anderen Fürstenhaus - hätte unweigerlich die anfangs noch heiklen und gar nicht so klaren Machtverhältnisse in ihrem Reich erneut erschüttert. Gänzlich unkalkulierbar wäre die Situation mit einem eigenen Nachkommen geworden: Den Monarchen in diesem Zeitalter drohte stets die größte Gefahr von Seiten ihrer potenziellen Thronfolger und den dahinter agierenden Interessengruppen. Wie gefährlich, wie fatal der Ehebund sich auswirken kann, zeigte ihr insbesondere das unselige Schicksal Maria Stuarts. Für eine regierende Königin konnte es keinen richtigen Mann geben, nur ein größeres oder kleineres Risiko; Risiken aber liebte die vorsichtige Elisabeth überhaupt nicht.
Anka Muhlsteins überaus lesbare, konzentrierte und kenntnisreiche Darstellung der ineinander verwickelten Lebensläufe Maria Stuarts und Elisabeths I. bietet sicherlich keine neuen Erkenntnisse oder Deutungen. Dennoch wird man das Buch, neben dem Klassiker von Stefan Zweig, mit Gewinn lesen. Nicht nur, weil Muhlstein sich eben die andere, die Kühle und Vorsichtige, zur Heldin erwählt. Sondern vor allem, weil sie, jenseits aller psychologischen Spekulationen, Elisabeths Entschluss zur Ehelosigkeit plausibel aus ihrer machtpolitischen Situation ableiten und als vielleicht einzige erfolgversprechende Strategie zur Sicherung ihrer eigenen Zukunft und der ihres Reiches beschreiben kann. Elisabeth konnte nur eine große Königin werden, weil sie die allfälligen Gefahren der Ehe mied. Maria Stuart dagegen war alles andere als eine große Königin und wäre gewiss auch mit tauglicheren Ehemännern keine geworden. Aber vielleicht war sie dennoch viel mehr als das: eine prächtig schillernde, herrlich unvernünftige und verwegene Figur auf der Bühne des großen Welttheaters.
MANFRED SCHWARZ
ANKA MUHLSTEIN: Die Gefahren der Ehe. Elisabeth von England und Maria Stuart. Aus dem Französischen von Ulrich Kunzmann. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2005. 352 Seiten, 19,80 Euro.
Maria Stuart, anonymes Porträt aus dem 16. Jahrhundert (oben), und Königin Elisabeth, um 1600 gemalt von Nicholas Hilliard (unten)
Fotos: Corbis
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Als "faszinierendes Doppelporträt" der beiden Königinnen Elisabeth I. von England (1533 - 1603) und Maria Stuart von Schottland (1542 - 1587) würdigt Renate Wiggershaus dieses Buch der französischen Historikerin Anka Muhlstein. Dass der Titel die "Gefahren der Ehe" in den Vordergrund rückt, betrachtet Wiggershaus als einen "verkaufspolitischen Gag", der dem Buch Gott sei Dank nicht gerecht werde. Muhlsteins Darstellung der Lebensbilder dieser beiden Frauen vor dem historischen Hintergrund lobt sie für ihr "psychologisches Feingefühl". Ausführlich erzählt sie von den Intrigen, die um die beiden, in direkter Linie vom englischen König Heinrich VII. abstammenden Königinnen gesponnen wurden. Lesenswert findet Wiggershaus das Buch insbesondere auch wegen der zahlreichen "machtpolitische Beobachtungen", die Muhlstein anstellt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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