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Seit dem Ende des Krieges im ehemaligen Jugoslawien wurden dem Internationalen Komitee des Roten Kreuzes mehr als 30.000 Menschen als vermisst gemeldet. Bis heute konnten nur etwa 15.000 Personen identifiziert werden. Das ist der Hintergrund der Geschichte, die Anna Kim in ihrem zweiten Buch erzählt: die Suche eines Kosovaren nach seiner verschwundenen Frau und das allmähliche Eindringen der Ich-Erzählerin in die komplexen Zusammenhänge hinter diesem traumatisierenden Ereignis. Sie lernt nicht nur das alltägliche Leben in den albanisch-serbischen Konfliktzonen des Kosovo kennen, die…mehr

Produktbeschreibung
Seit dem Ende des Krieges im ehemaligen Jugoslawien wurden dem Internationalen Komitee des Roten Kreuzes mehr als 30.000 Menschen als vermisst gemeldet. Bis heute konnten nur etwa 15.000 Personen identifiziert werden. Das ist der Hintergrund der Geschichte, die Anna Kim in ihrem zweiten Buch erzählt: die Suche eines Kosovaren nach seiner verschwundenen Frau und das allmähliche Eindringen der Ich-Erzählerin in die komplexen Zusammenhänge hinter diesem traumatisierenden Ereignis. Sie lernt nicht nur das alltägliche Leben in den albanisch-serbischen Konfliktzonen des Kosovo kennen, die schockierende Arbeit der Archäologen und forensischen Mediziner und Anthropologen, die Fragebögen zur Erhebung der 'Ante-Mortem-Daten' des Roten Kreuzes - es öffnen sich vor allem die Dimensionen von Erinnerung und Erinnerungsverlust, von unterbrochenen Biografien, von 'gefrorener Zeit'. In diesem außergewöhnlichen Buch setzt Anna Kim die Arbeit ihres Debütbandes Die Bilderspur an den Themen 'Fremde','Fremdheit', 'gebrochene Lebensläufe' mit bedrückender Aktualität fort. Aber nicht nur die Zeitgeschichte ist es, was sie interessiert, sondern die sprachliche Abbildbarkeit eines unverständlichen Schreckens, die Frage nach den richtigen Wörtern und Sätzen für das 'ganz Andere'.
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Autorenporträt
Anna Kim wurde 1977 in Südkorea geboren. 1979 zog die Familie nach Deutschland und schließlich weiter nach Wien, wo die Autorin seit 1984 lebt. 2012 wurde Anna Kim mit dem EU-Literaturpreis ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.09.2008

Alles weg

Seit sieben Jahren gilt Fahrie Alushi als vermisst. Entführt in den Wirren des Krieges zwischen Serben und Albanern im Kosovo. Ihr Ehemann Luan war nicht dabei, als sie ihm entrissen wurde. Zwei Stunden zu spät traf er in seinem Heimatort ein. Seitdem flieht seine Gegenwart vor sich selbst, existiert eine Zukunft nicht einmal in Gedanken. "Ich habe mich noch nie gegenwärtig gefühlt, ich habe keine andere Wahl, als vergangen zu sein, ich bin Vergangenheit", sagt er und klammert sich einzig an die Hoffnung. Der österreichischen Schriftstellerin Anna Kim gelingt das bedrückende Porträt eines Mannes, der seiner Frau und gleichsam seinem Ich entrissen wird; den nicht der Krieg, sondern das Gefühl des Verlusts entwurzelt. Ganz sanft, ja geradezu behutsam vermag es Kim, die Sprache des Unaussprechlichen, des Todes in diese Gedankenwelt einzuflechten. Ein ergreifender Roman. (Anna Kim: "Die gefrorene Zeit". Literaturverlag Droschl, Wien 2008. 154 S., geb., 18,- [Euro].) kito

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