Der Süden Englands ist das El Dorado der Gartenkunst, klimatisch verwöhnt und dank der nie versiegenden Finanzmittel, die aus dem riesigen Kolonialreich nach London strömten, setzte bereits im 19. Jahrhundert eine breite großbürgerliche Gartenbewegung ein, die völlig neue Formen entwickelte. Bis
heute sind die Engländer Gartenenthusiasten und wer im Titel von „Die geheimen Gärten von Sussex &…mehrDer Süden Englands ist das El Dorado der Gartenkunst, klimatisch verwöhnt und dank der nie versiegenden Finanzmittel, die aus dem riesigen Kolonialreich nach London strömten, setzte bereits im 19. Jahrhundert eine breite großbürgerliche Gartenbewegung ein, die völlig neue Formen entwickelte. Bis heute sind die Engländer Gartenenthusiasten und wer im Titel von „Die geheimen Gärten von Sussex & Kent“ die südenglische Grafschaft Surrey vermisst, der sei gleich beruhigt: Surrey ist eingeschlossen, es passte nur nicht mehr auf das Cover.
Insgesamt werden 20 Gärten der Region vorgestellt, deren thematische Bandbreite erstaunlich ist, aber die Autorin verzichtet bewusst auf die großen Aushängeschilder wie Sissinghurst oder Great Dixter (Fergus Garrett, der Chefgärtner von Great Dixter steuert aber das Vorwort bei). Dafür nimmt sie den Leser mit in winzige, aber kreative Privatgärten, naturhafte Präriegärten, klassische English-Border-Gärten, atemberaubende Arboreten, formale Formschnitt-Gärten und sogar ein Skulpturengarten ist dabei. Im Mittelpunkt stehen neben den Schauwerten die Hüter des üppigen Grüns, ausschließlich Privatleute und nicht immer die „Erben“ der teilweise sehr traditionsreichen Pflanzungen, sondern oft ambitionierte und enthusiastische neue Besitzer, die teilweise ihre gesamte Zeit – und viel Geld – in ihr Gartenprojekt gesteckt haben. Inspirierende Lebensläufe kommen zutage, denen allen gemein ist, dass die Gärtner und Gärtnerinnen mit Herzblut bei der Sache sind und ein schlüssiges Konzept haben. Ob das nun Rekonstruktionen historischer Pflanzungen sind oder moderne Neuanlagen im Stil von Piet Oudolf, jede Idee hat ihre eigenständige Berechtigung und die Ergebnisse sind wirklich sehenswert, teilweise sogar atemberaubend.
Während die informativen, auf Interviews basierenden Begleittexte den historischen und konzeptionellen Hintergrund sehr anschaulich beleuchten, sind die Bildbeschreibungen aus meiner (gärtnerischen) Sicht nicht immer ausreichend detailliert. Bei Pflanzengesellschaften werden höchstens die Leitstauden benannt, oft werden die abgebildeten Pflanzen auch gar nicht identifiziert. Bei vielen Exemplaren hätte ich mir das persönlich sehr gewünscht und leider sind die Fotos tendenziell auch sehr dunkel geraten, was den Gärten zwar manchmal eine geheimnisvolle Aura verleiht, sie in vielen Fällen aber einfach nur schlecht lesbar macht, zumal bei trübem Wetter. So ist es dann schwer bis unmöglich, Arten oder Sorten selber zu bestimmen, da viele Bildformate auch nicht besonders groß sind. Vielleicht wäre weniger hier mehr gewesen.
Adressen und Kontaktdaten der vorgestellten Gärten, die zum großen Teil in Privathand und nicht das ganze Jahr über frei zugänglich sind, finden sich im Anhang. Eine Übersichtskarte wäre vielleicht noch sinnvoll gewesen, aber die fehlt leider.
Insgesamt ein schönes und zu gewissen Aspekten auch informatives Gartenbuch, aber nicht unbedingt für alle Interessen perfekt passend.
(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)