Ein Mann sucht sein Glück
Der im holländischen Leiden eher in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsene Piet Barol hat äußerst ehrgeizige Ziele. Er strebt, vollkommen überzeugt von sich selbst und seinen Möglichkeiten, an, eines Tages zu der sogenannten besseren Gesellschaft zu gehören. Hilfreich
dabei sind sein ungemein attraktives Äußeres, sein gewitzter Verstand, seine angenehmen…mehrEin Mann sucht sein Glück
Der im holländischen Leiden eher in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsene Piet Barol hat äußerst ehrgeizige Ziele. Er strebt, vollkommen überzeugt von sich selbst und seinen Möglichkeiten, an, eines Tages zu der sogenannten besseren Gesellschaft zu gehören. Hilfreich dabei sind sein ungemein attraktives Äußeres, sein gewitzter Verstand, seine angenehmen Umgangsformen und nicht zuletzt sein unwiderstehlicher Charme. Ob Mann oder Frau, ob Jung oder Alt, fast alle kann er problemlos für sich einnehmen.
So erhält er im Jahre 1907 im Haushalt der reichen Familie Vermeulen-Sickerts in Amsterdam eine Anstellung als Hauslehrer. Er soll hier Sohn Egbert unterrichten. Egbert ist psychisch sehr labil und wird von seinen eigenen inneren Dämonen verfolgt. Er weigert sich, das Haus zu verlassen, spielt bis zur Besessenheit Klavier und keiner findet so recht Zugang zu ihm. Doch Piet lässt sich nicht entmutigen.
Nach und nach gelingt es Piet, gleichermaßen Familienmitglieder und Bedienstete von sich und seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten zu überzeugen. Er kann Egbert helfen und gewinnt das Vertrauen der Familie, bis seine Beziehung zu Jacobina, der Hausherrin ans Tageslicht kommt. Daraufhin muss er Haus und Familie verlassen, doch sein Lohn ermöglicht ihm, seine Ambitionen weiter zu verfolgen. Er bucht eine Passage auf einem Luxusschiff nach Afrika und kann auch hier seine Talente wieder erfolgreich einsetzen.
Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Der erste, ca. zwei Drittel umfassende Teil schildert die Erlebnisse des Hauptprotagonisten bei der Familie Vermeulen-Sickerts, der zweite, deutlich kürzere Teil berichtet von seinen Abenteuern auf dem Schiff.
Sprachlich ist dieser Roman mit seinem ruhigen Erzählfluss im Großen und Ganzen recht ansprechend und die meisten Passagen lesen sich leicht und flüssig. Allerdings sind besonders zu Anfang die Abschnitte, in denen es um Egberts Zwangsneurosen geht, etwas verwirrend und zunächst schwer nachvollziehbar. Dies legt sich aber im Verlauf der Handlung. Als überflüssig und teilweise störend habe ich die zum Teil detaillierten Beschreibungen der erotischen Szenen empfunden, insbesondere auch im Hinblick auf die Zeit, in der der Roman spielt . Hier wäre meines Erachtens weniger mehr gewesen.
Die Darstellung des Piet Barol finde ich sehr gelungen, ich konnte mir diesen `Typen` sehr gut vorstellen. Andere Charaktere hingegen blieben eher blass, werden zum Teil sogar auf ihre sexuellen Neigungen reduziert. Das fand ich sehr schade, da in der ein oder anderen Figur deutlich mehr Potential steckt.
Die Geschichte als solches ist amüsant und entlockt das ein oder andere Schmunzeln. Man ist fortwährend gespannt darauf, was der junge Mann noch so alles treibt, um sein Ziel zu erreichen. Ob er dieses Ziel je erreicht, wird man aber erst in einer ( angekündigten ) Fortsetzung erfahren.